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Senioren AK ORANIENBURG

Nicht nur in Corona-Zeiten

07.03.2021 | Als ich mundgeschützt durch den Ort bummelte, glaubte ich erst, das Bewegungsverhalten der meisten Teenager sei dem Coronavirus geschuldet, zumal ich über’s Fernsehen erfahren hatte, dass ihre Seelen ohne die vertrauten Begegnungen (Partys) verkümmern würden. Offensichtlich auch der Halswirbel, denn sie gingen, standen, saßen mit um neunzig Grad gesenktem Kopf und blickten auf ihr Smartphone, das sie mit den Fingern der linken Hand bestrichen und betipten.

Mit atemloser Geschwindigkeit, während sie ihre Rechte zum Vorwärmen in der Hosentasche versteckt hielten. Keiner von ihnen sah auch nur eine Sekunde himmelwärts. Ein Auto, Marke Smart, bremste quietschend, um einen Jugendlichen zu schützen, der, vertieft in seine »grün« anzeigende Warn-Apps, bei Rot über die Straße ging. Geistesgegenwärtig bekam er seinen Stinkefinger frei, den er umgehend dem rücksichtslosen Autofahrer zeigte. An der Bushaltestelle behorchte ich das Gespräch zweier Halbwüchsiger, die schon mehrmals ihren Linienbus verpasst hatten, weil sie fachsimpelnd über ein neues Iphone googelten, das anderthalb Millimeter dünner als sein Vorgänger sein sollte. Ich zog; unter dem Gekicher einiger Mädchen, mein Senioren-Telephon aus der Tasche, um über die dicken Zahlen Nachhause anzurufen, dass ich später kommen würde. Wollte noch bei einem Glas Bier über eine Geldspende nachdenken, die einigen Smartphone-Besitzern eine Halswirbelmassage mit Mundschutz ermöglichen könnte. Aber die Eck-Kneipe war geschlossen, coronabedingt, und ich war mir plötzlich nicht sicher, ob meine Seele nicht auch verkümmern könnte. Ein Mensch, habe ich gelesen, kann nur drei bis vier Tage ohne Flüssigkeit auskommen. Und vielleicht sind Nachfolgeschäden wegen Bier-Entzug auch für ältere Mitbürger nicht ausgeschlossen.

manfred ende

Von: me

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