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IG Metall Senioren Oranienburg

Senioren-Betrachtung

21.10.2020 | Seniorinnen und Senioren sind in der Zeit der Corona-Pandemie genau wie Jene, die an Vorerkrankungen leiden, besonders gefährdet. Wenigstens das ist unter Experten wie Möchtegern-Experten unstrittig. Ob das vielen jüngeren Teilen der Bevölkerung bewusst ist und sie deshalb fürsorgliche Verhaltensweisen an den Tag legen, wenn es darum geht, den (immer nur) Empfehlungen zur Bekämpfung der Corona-Ausbreitung zu folgen, darf bezweifelt werden.

Ich meine jene »Mitbürger«, denen Eigenliebe und Gleichgültigkeit näher sind, als Solidarität. Aber auch Dummheit ist ihnen oftmals näher, als die Vernunft, es kann schon Morgen sie selbst treffen, denn auch Jüngere, das hat sich gezeigt, müssen nicht zwangsläufig verschont bleiben. Von möglichen Spätfolgen ganz zu schweigen.

Feiern ist angesagt, nun erst recht. Corona-Partys sind der verbotene Kick, sind wie die Entdeckung einer neuen Droge. Und der Verzicht auf Karneval, der Deutschen liebste Einrichtung, ist geradezu ein Martyrium, da lassen die Narren grüßen.

Einschränkung der »persönlichen Freiheit«, der Selbstbestimmung, der Lebensqualität, der Entfaltung und gelegentlich gar der Unversehrtheit des eigenen Körpers, wenn es um einen Testabstrich geht - so bezeichnet werden schon mal Maßnahmen, die zur Eindämmung der Virusverbreitung im Interesse der Gesellschaft unvermeidbar sind. Das Thema »Corona« werde von den Medien künstlich aufgebauscht und von Politikern für eigene Zwecke missbraucht, sagen sie. Wissenschaftler sind offensichtlich noch dümmer.

Allerdings ermüden Medien nicht, die Stimmen der großen wie kleinen Unternehmer rüber zu bringen, dabei das eigentliche »Unglück«, die Bedrohung von Leben und Gesundheit, für weniger erwähnenswert halten. Der Hotelier, der seine Betten nicht auslasten kann, der Vergnügungspark, dem die Gäste das Schaukeln verweigern, der Laden um die Ecke, in dem die Heimatromane verstauben, das Fitness-Studio, in dem keiner mehr mit Muskeln protzt, das Solarium, in dem sich Blässe statt Bräune zeigt und der Hundesalon, in dem sich kein Pudel mehr pudelwohl fühlen kann. Alle kämpfen, nach Einführung von Beschränkungen, augenblicklich um ihre Existenz, kämpfen verzweifelt um‘s »Überleben«, derweil ein vom Virus Betroffener auf der Intensivstation um‘s wirkliche Überleben kämpft.

Vieles, was die Reduzierung des Wirtschaftsgeschehens angeht, ist nachvollziehbar, doch es bedeutet nicht das Ende einer – ach, so vertraut gewohnten (verwöhnten) Lebensart. Ich weiß, dass Vertreter jüngerer Generationen darüber lächeln, wenn »alte Menschen», die bittere Kriegsjahre in einer heute unvorstellbaren Not und Angst erlebt haben, ihnen erzählen, dass, als die Bomben fielen und sie in den Luftschutzkeller mussten, es niemanden gab, der in diesen Augenblicken auf sein »persönliches Freiheitsrecht« gepocht hätte.

Nicht vergleichbar, wird die Antwort lauten, aber es geht um Relationen. Es macht deutlich, dass ein zeitlich begrenzter, vorübergehender Verzicht in unserer Luxus-Gesellschaft das viel geringere Übel ist.

manfred ende

 

 

Von: me

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