Zweiter Warnstreik bei Heidelberger Druckmaschinen in Brandenburg

„Acht Prozent sind mehr als berechtigt: Eine tabellenwirksame Entgelterhöhung ist längst überfällig!“

08.11.2022 | Rund 150 Kolleginnen und Kollegen der Frühschicht bei Heidelberger Druckmaschinen in Brandenburg an der Havel haben am Dienstag, 8. November, zwischen 13 und 15 Uhr zum wiederholten Mal in der aktuellen Tarifrunde die Arbeit niedergelegt. Mit ihrem zweiten Warnstreik innerhalb weniger Tage protestierten sie erneut gegen die destruktive Verhandlungsstrategie der Arbeitgeberseite.

Die Belegschaft bei Heidelberger Druckmaschinen legte zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage die Arbeit nieder. - Fotos: Volker Wartmann

Die Beteiligung der Kolleginnen und Kollegen am zweiten Warnstreik war sehr hoch.

Nico Faupel von der IG Metall Oranienburg-Potsdam forderte von den Arbeitgebern, zeitnah ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen.

Während des Warnstreiks gab es diesmal lecker Erbsensuppe mit Würstchen.

Der Betriebsratsvorsitzende Sven Braune (links) und sein Stellvertreter Sven Hutengs (rechts) stehen hinter der Acht-Prozent-Forderung der IG Metall.

Bockwurst oder Knacker? Bei Danny Hatscher und Nancy Faupel von der IG Metall Oranienburg-Potsdam haben die Warnstreikenden die Wahl.

Beim Warnstreik machen auch zahlreiche junge Kolleginnen und Kollegen mit.

Sven Hutengs, Leiter der IG Metall-Vertrauensleute, freut sich über die große Beteiligung seiner Kolleginnen und Kollegen am Warnstreik.

Rentner Andreas Hübner (rechts), ehemaliger Leiter der IG Metall-Vertrauensleute im Betrieb, kam zu einem Solidaritätsbesuch vorbei.

Nico Faupel erläutert einer Journalistin die Forderungen der IG Metall in der aktuellen Tarifrunde.

Gute Laune und Warnstreik sind kein Widerspruch.

Mit ihrer großen Beteiligung unterstützte die Belegschaft nachdrücklich die Forderungen der IG Metall in der aktuellen Tarifrunde. Die Gewerkschaft fordert nach mehr als vier Jahren Pause endlich wieder eine tabellenwirksame Lohnerhöhung für die Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie: acht Prozent.

„Nach Auffassung der Arbeitgeber gibt es scheinbar keine geeignete Zeit für Tarifverhandlungen“, sagte Nico Faupel von der IG Metall Oranienburg-Potsdam zu Beginn seiner Rede an die Belegschaft. „Mal wollen sie nicht mehr zahlen, weil angeblich Krise ist, mal wollen sie nicht mehr zahlen, weil der Aufschwung ein angeblich zartes Pflänzchen ist, das nicht kaputt gemacht werden darf. Das ist doch hanebüchen. Die Unternehmen machen gute Gewinne, darum ist eine tabellenwirksame Entgelterhöhung in dieser Tarifrunde mehr als überfällig.“

Faupel weiter: „Die Beschäftigten leiden in der aktuellen Situation unter großen Reallohnverlusten. Diese können mit acht Prozent mehr noch nicht einmal ausgeglichen werden. Hier ist auch die Politik gefordert, die mit ihren Entlastungspaketen ja auch schon einiges gemacht hat. Nach mehr als vier Jahren Pause ist eine tabellenwirksame Entgelterhöhung von acht Prozent in dieser Tarifrunde wahrlich nicht zu viel verlangt. Ihr habt hier in den vergangenen vier Jahren verdammt gute Arbeit geleistet und habt in den schwierigen Zeiten sehr viel Flexibilität gezeigt. Das müssen die Arbeitgeber jetzt endlich würdigen.“

An die Geschäftsführung von Heidelberger Druckmaschinen in Brandenburg appellierte Faupel zum wiederholten Mal, dass sie sich beim Arbeitgeberverband für die Forderung ihrer Beschäftigten einsetzen solle, „damit ein ordentliches Ergebnis herauskommt“. Das Unternehmen Heidelberger Druckmaschinen in Brandenburg ist nicht Mitglied im Arbeitgeberverband. „Es ist eine Frechheit des Arbeitgebers hier am Standort, dass er sich seiner Verantwortung gegenüber seinen Beschäftigten entziehen will und sich hinter dem Arbeitgeberverband versteckt“, sagte Faupel.

Die Arbeitgeberseite ließ Faupel wissen, dass die IG Metall bereits 24-Stunden-Warnstreiks vorbereite, falls sich die Arbeitgeberseite in den Verhandlungen nicht zeitnah entscheidend bewegen sollte. An diesen können sich auch die Beschäftigten von Heidelberger Druckmaschinen beteiligen, obwohl ihr Arbeitgeber nicht Mitglied im Arbeitgeberverband Gesamtmetall ist, so Faupel. Faupel forderte zum Abschluss seiner Rede: „Liebe Arbeitgeber, legen sie endlich ein verhandlungsfähiges Angebot auf den Tisch!“

Sven Hutengs, Leiter der IG Metall-Vertrauensleute im Betrieb, freute sich über die große Beteiligung seiner Kolleginnen und Kollegen an diesem Warnstreik und stellte klar: „Die acht Prozent habt ihr euch verdient. Machen wir uns nichts vor: Die Leistung, die wir hier in den vergangenen Jahren erbracht haben, ist nicht honoriert worden. Darum braucht es jetzt eine Tabellenerhöhung.“ Hutengs zitierte sinngemäß den IG Metall-Vorsitzenden Jörg Hofmann: „Nach dem Abschluss in der Chemieindustrie wissen die Arbeitgeber bei Gesamtmetall inzwischen, über welche Hürde sie mindestens springen müssen. Eine Laufzeit von 20 Monaten ist für uns allerdings nicht akzeptabel.“

Der Betriebsratsvorsitzende Sven Braune erläuterte: „Jeder sieht doch, wie sehr die Energiepreise und die Lebenshaltungskosten steigen. Die Acht-Prozent-Forderung ist mehr als berechtigt.“ Zur aktuellen Lage bei Heidelberger Druckmaschinen sagte Braune: „Heidelberger Druckmaschinen geht es gut. Alle Kolleginnen und Kollegen haben in den vergangenen Monaten viel Mehrarbeit geleistet. Wir stellen neue Leute ein und suchen händeringend Facharbeiter. Wir finden wegen des Fachkräftemangels aber nicht genug.“

Die gute Stimmung beim Warnstreik wurde durch eine verstörende Nachricht zwischenzeitlich getrübt. Nico Faupel sagte: „Mir ist zu Ohren gekommen, dass Leiharbeitern hier von ihrer Firma gedroht wurde, ihnen zu kündigen, wenn sie am Warnstreik teilnehmen. Das ist unrechtmäßig und eine Sauerei. Die Kolleginnen und Kollegen werden so durch ihre Leiharbeitsfirma in ihrer Existenz bedroht. Es darf nicht sein, dass Leiharbeiter zu Streikbrecherarbeiten eingesetzt werden.“ Den Betroffenen bot Faupel umgehend Unterstützung von der IG Metall an.

 

Von: vw

Unsere Social Media Kanäle