13.05.2025 | Bundesweit arbeiten beim BSH-Konzern rund 16.000 Beschäftigte unter fairen Flächentarifbedingungen – nur am Standort Nauen nicht. Die etwa 460 Kolleginnen und Kollegen hier haben bisher keinen Tarifvertrag. Das wollen die Beschäftigten am einzigen Produktionsstandort des Konzerns in Ostdeutschland nicht länger hinnehmen. Darum traten sie am Dienstag, 13. Mai, in einen zweistündigen Warnstreik, um den Druck auf die Arbeitgeberseite in den laufenden Verhandlungen über einen Tarifvertrag zu erhöhen.
Nahezu sämtliche Kolleginnen und Kollegen der Frühschicht legten zwischen 6.00 und 8.00 Uhr die Arbeit nieder, um auf dem Parkplatz vor dem Werk bei strahlendem Sonnenschein für bessere Arbeitsbedingungen und einen fairen Tarifvertrag zu demonstrieren. Solidarisch unterstützt wurden sie dabei von zahlreichen Beschäftigten der Spät- und der Nachtschicht. Im Werk stand die Produktion während des Warnstreiks komplett still.
Anne Borchelt, Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Oranienburg-Potsdam, freute sich über die starke Beteiligung am dem ersten Warnstreik seit mehr als zehn Jahren. „Dass ihr in so großer Zahl vor dem Tor seid, ist ein unmissverständliches Signal an die Arbeitgeberseite, dass ihr es ernst meint und fest entschlossen seid, für eurer Recht auf faire Arbeitsbedingungen zu kämpfen“, sagte Borchelt zu den Kolleginnen und Kollegen. „Der Arbeitgeber kann heute mehr als deutlich sehen, dass es an euch kein Vorbeikommen gibt.“ Unter dem Applaus der Warnstreikenden kündigte Borchelt an: „Diesmal wird hier durchgezogen. Wir senden heute ein unmissverständliches Signal aus Nauen an den Konzern, dass dieser unserem Verhandlungspartner auf der Arbeitgeberseite ein entsprechendes Mandat erteilt, um die Ungerechtigkeiten in der Entgeltfrage endlich zu überwinden.“
Borchelt informierte die Warnstreikenden über den aktuellen Stand der laufenden Tarifverhandlungen. „Das bisherige Angebot der Arbeitgeberseite ist mehr als enttäuschend“, sagte Borchelt. „Der Arbeitgeber würde über den bisherigen Status Quo am liebsten einfach nur Tarifvertrag drüberschreiben – und das wars. Das ist mit uns nicht zu machen.“
Aus berechtigten Gründen: Im Gegensatz zu den Beschäftigten an den BSH-Standorten in Westdeutschland erhalten die Kolleginnen und Kollegen in Nauen beispielsweise kein Weihnachts- und kein Urlaubsgeld, keine über die gesetzlich vorgeschriebenen hinausgehenden Schichtzulagen und auch kein tarifliches Zusatzgeld (T-ZUG) und kein Transformationsgeld.
„Die Kolleginnen und Kollegen sind nicht bereit, diese Ungleichbehandlung und die Zweiklassengesellschaft innerhalb des Konzerns länger hinzunehmen“, unterstrich die Betriebsratsvorsitzende Jeannette Luschnat, die auch Mitglied der Verhandlungskommission ist. „Wir fordern deshalb auch einen Flächentarifvertrag. Wir haben uns das verdient – bei allem, was wir in der Vergangenheit geleistet und mitgemacht haben.“
35 Jahre nach dem Mauerfall und 30 Jahre nach Gründung des Werks in Nauen sei es mehr als überfällig, „dass wir im Konzern gleichbehandelt werden wie unsere Kolleginnen und Kollegen an den Standorten im Westen“, so die Betriebsratsvorsitzende. „Wir liefern hier am Standort ausgesprochen gute Arbeit ab und haben das Recht, genauso gut zu verdienen und genauso fair behandelt zu werden wie unsere Kolleginnen und Kollegen im Rest des Landes.“