24.06.2025 | Nahezu die gesamte Belegschaft im Zahnradwerk Pritzwalk legte von Dienstag, 24. Juni, 6.00 Uhr bis Mittwoch, 25. Juni, 6.00 Uhr, für 24 Stunden die Arbeit nieder: Mit ihrem siebten und längsten Warnstreik in der aktuellen Tarifrunde sendeten die Beschäftigten der Früh-, Spät- und Nachschicht eine unmissverständliche Botschaft an ihren Arbeitgeber, der seit mehr als einem dreiviertel Jahr den Abschluss eines neuen Tarifvertrages mit einer angemessenen Entgelterhöhung blockiert. Die Produktion im Werk stand während der 24-stündigen Arbeitsniederlegung still.
Die Kollegen versammelten zwischen 9.00 Uhr und 12.30 Uhr zu einer gemeinsamen Protestkundgebung auf dem Parkplatz vor dem Werkgelände, um ihrem Unmut Luft zu machen. Für Verpflegung und Kurzweil war bestens gesorgt. Es gab Erbsensuppe mit Bockwurst aus der Gulaschkanone, dazu wahlweise heißen Kaffee oder kalte Erfrischungsgetränke. Eine Delegation des Kreisverbandes der Linken aus Pritzwalk überbrachte den Warnstreikenden solidarische Grüße. Spiel und Spaß hatten die Teilnehmenden an der IG-Metall-Zahnwerkerolympiade. Drei Teams spielten in vier Disziplinen Gold-, Silber- und Bronzemedaillengewinner untereinander aus: beim Leitergolf, Cornhole werfen, Tischkegeln und Bogenschießen.
Der 24-stündige Warnstreik war der bisher längste in der aktuellen Tarifauseinandersetzung. Die verschärfte Gangart der Beschäftigten in der aktuellen Tarifrunde hat einen mehr als berechtigten Grund. „Die Geduld der Kolleginnen und Kollegen im Zahnradwerk Pritzwalk ist mehr als überstrapaziert“, sagte Anne Borchelt, Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Oranienburg-Potsdam und Verhandlungsführerin der IG Metall bei den Tarifverhandlungen im Zahnradwerk Pritzwalk. „Die Beschäftigten sind es leid, mit ihrer Forderung nach mehr Entgelt und besseren Arbeitsbedingungen nicht ernst genommen zu werden. Sie sind weiterhin kampfbereit und werden nicht aufgeben, bis der Arbeitgeber seiner Verhandlungsverpflichtung nachkommt und zurück an den Tisch der Tarifvertragsparteien kommt.“
„Wir wollen eine gütliche Lösung am Verhandlungstisch“, betonte Borchelt. Sie stellte aber auch unmissverständlich klar: „Tarifflucht wird von uns nicht akzeptiert.“ Seit mehr als drei Monaten verweigert der Arbeitgeber jegliches Gespräch mit der IG Metall. „Das Verhalten des Arbeitgebers ist für die Beschäftigten im Zahnradwerk Pritzwalk absolut inakzeptabel“, sagte Anne Borchelt. „Fachkräfte haben für ihre gute Arbeit eine entsprechende Wertschätzung und deutlich mehr als den Mindestlohn verdient. Die Pritzwalker Zahnradwerkerinnen und Zahnradwerker haben das Recht auf einen rechtssicheren Tarifvertrag und eine faire Bezahlung, die zum Leben reicht.“
Unternehmer tragen Verantwortung, nicht nur für ihre Umsätze, sondern auch für ihre Beschäftigten, die die Produkte mit ihrem Know-how und ihrer Expertise herstellen, betonte Borchelt. Jeder und jede habe es verdient, fair behandelt zu werden.
„Die Beschäftigten im Zahnradwerk kämpfen für einen fairen Lohn, der ihnen und ihren Familien eine gute Teilhabe ermöglicht und der auch perspektivisch für ein gutes Leben reicht“, so Anne Borchelt. „Sie verlangen faire Arbeitsbedingungen für ihre Facharbeit und ihre Flexibilität, die ihnen abverlangt wird – nicht mehr und nicht weniger.“
Diesen Aspekt unterstrich auch Thomas Domres, Kreisvorsitzender der Linken Prignitz, der mit einer kleinen Delegation zu einem Solidaritätsbesuch bei den Warnstreikenden vorbeikam. „Ihr macht deutlich, dass es nicht nur um Zahlen geht, sondern um Würde, Respekt und Zukunftsperspektiven für eure Familien“, sagte Domres. „Euer Kampf für faire Löhne und gute Arbeitsbedingungen ist Teil eines Kampfes für eine gerechtere Gesellschaft. Eure Entschlossenheit wird Anderen Mut machen, die den gleichen Kampf führen.“
Zum Abschluss seiner kurzen Ansprache sagte Thomas Domres zu den Kolleginnen und Kollegen: „Euer Streik ist ein starkes Zeichen für Gerechtigkeit. Viele Menschen stehen hinter euch. Bleibt stark, bleibt solidarisch und lasst euch nicht entmutigen. Nur gemeinsam können wir etwas bewegen.“