Warnstreiks bei Alstom in Hennigsdorf und bei Mahle in Wustermark

Beschäftigte sind sich einig und kampfbereit: Wir fordern acht Prozent mehr!

01.11.2022 | Rund 350 Kolleginnen und Kollegen bei Alstom in Hennigsdorf sowie die gesamte Früh- und Spätschicht bei Mahle in Wustermark haben mit Warnstreiks vor den jeweiligen Werktoren zwischen 12 und 14 Uhr, beziehungsweise zwischen 13 und 15 Uhr eindrucksvoll für ihre Forderung in der diesjährigen Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie demonstriert: Sie fordern acht Prozent mehr Lohn.

Rund 350 Kolleginnen und Kollegen kamen beim Warnstreik bei Alstom in Hennigsdorf vor das Werktor. - Fotos: Volker Wartmann

Bei Mahle in Wusternark legten die Beschäftigten der Früh- und der Spätschicht zwischen 13 und 15 Uhr die Arbeit nieder. - Foto: IGM

Für das Arbeitgeberangebot einer Einmalzahlung hatten die Beschäftigten bei Alstom nur eines übrig: Pfiffe.

Anne Borchelt von der IG Metall Oranienburg-Potsdam forderte die Arbeitgeber auf, endlich ein angemessenes Angebot vorzulegen.

Der Betriebsratsvorsitzende Heiko Engelmann forderte vom Alstom-Konzern den Erhalt des Standortes Hennigsdorf zu fairen Bedingungen.

Warnstreik und gute Laune sind kein Widerspruch.

Der PPC-Betriebsratsvorsitzende Michael Pettkus fasste das Motto dieses Arbeitskampfes treffend wie folgt zusammen: "Einer für alle, alle für einen."

IG Metall-Vertrauensfrau Sabine Pesch hat das Arbeitgeberangebot einer Einmalzahlung nur ein Wort übrig: kackfrech.

Solidarität gewinnt!

Anne Borchelt und Heiko Engelmann

Darum geht's: acht Prozent für alle!

„Das Angebot der Arbeitgeber, eine Einmalzahlung von 3000 Euro für 30 Monate, ist eine Provokation. Damit lassen wir uns nicht abspeisen. Wir werden den Arbeitgebern richtig einheizen und weiter Druck machen“, sagte Anne Borchelt, Politische Sekretärin bei der IG Metall Oranienburg-Potsdam unter dem Applaus der Kolleginnen und Kollegen. „In den allermeisten Betrieben der Branche läuft es gut und auch die Milliarden-Dividenden, die zur Ausschüttung kommen, zeigen, dass es etwas zu verteilen gibt. Da ist es nur recht und billig, dass die Beschäftigten einen gerechten Anteil einfordern und bekommen und die Arbeitgeber ihre Verantwortung wahrnehmen, wie man es erwarten kann. Wir fordern zurecht acht Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten“

Die IG Metall sei bereit, einen Abschluss zu machen, betonte Borchelt. „Aber die Arbeitgeber mauern und provozieren durch ihr Verhalten eine Auseinandersetzung. Wir wollen keine Auseinandersetzung. Aber wir können Auseinandersetzung!“

Borchelt stellte klar: „Unser Motto lautet: Solidarität gewinnt! Ich bin fest davon überzeugt, dass das am Ende die Losung für einen erfolgreichen Tarifabschluss sein wird. Aber geschenkt bekommen werden wir nichts. Deswegen müssen und werden wir weiterhin solidarisch zusammenstehen.“

Der Betriebsratsvorsitzende Heiko Engelmann erläuterte die schwierige Gesamtsituation bei Alstom. Alstom plant, in Deutschland 1.300 Stellen zu streichen. „Das Unternehmen hat vor, allein hier in Hennigsdorf 350 Arbeitsplätze abzubauen“, so Engelmann. „Das wäre der Todesstoß unseren Standort Hennigsdorf. Das dürfen wir nicht akzeptieren. Aber was der Arbeitgeber in der Diskussion über unseren Standort Verhandlung nennt, ist Erpressung.“ An seine Kolleginnen und Kollegen appellierte Engelmann: „Wir brauchen hier noch mehr aktive Metallerinnen und Metaller, damit unser Standort eine Zukunft haben kann.“

Michael Pettkus, Betriebsratsvorsitzender bei PPC, prangerte an, dass der Arbeitgeber „all seine Fehler auf dem Rücken der Beschäftigten“ austrage. „Das dürfen wir nicht zulassen. Darum müssen und werden wir gemeinsam Druck aufbauen, um die Arbeitgeber zu bewegen. Uns stehen acht Prozent zu und dafür werden wir kämpfen. Einer für alle, alle für einen!“

IG Metall-Vertrauensfrau Sabine Pesch bezeichnete das Arbeitgeberangebot einer Einmalzahlung als „nicht nur frech, sondern kackfrech“. „Die Arbeitgeber müssten darauf noch nicht einmal Steuern zahlen, weil es Teil des Entlastungspakets der Bundesregierung ist“, so Pesch. „Und die Preise steigen doch ständig weiter, nicht nur einmal.“

Zur Forderung des Alstom-Unternehmens, die Beschäftigten sollten mit Lohnverzicht in zweistelliger Millionenhöhe zum Erhalt ihrer Arbeitsplätze beitragen, sagte Pesch: „Wie will man denn mit Lohnkürzungen einen Standort erhalten? So kann man doch weder Fachkräfte halten noch neue gewinnen.“

Bei Mahle in Wustermark zeigten sich die Beschäftigten der Früh- und Spätschicht so geschlossen und kampfbereit, wie man sie aus ihren vorherigen Arbeitskämpfen kennt. „Das von ihnen so genannte Angebot der Arbeitgeber ist kein Angebot, sondern ein Griff in die Taschen der Kolleginnen und Kollegen, der mehr Unsicherheit als Sicherheit bringt“, sagte Stefanie Jahn, Geschäftsführerin der IG Metall Oranienburg-Potsdam. „Wenn die Arbeitgeber nicht zeitnah ein verhandlungsfähiges Angebot auf den Tisch legen, das diesen Namen verdient, ist das heute hier erst der Auftakt in eine Warnstreikrunde, die wir noch ausweiten werden. Dass wir mehr als Zwei-Stunden-Warnstreiks können, haben wir schon oft genug bewiesen.“

Zum Hintergrund: Die IG Metall fordert in der diesjährigen Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie eine Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen um acht Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Arbeitgeber bieten bisher lediglich eine Einmalzahlung von 3000 Euro bei einer Laufzeit von 30 Monaten. Der einmalige Betrag müsste also bis weit hinein ins Jahr 2025 reichen. Eine Erhöhung der Monatslöhne stellen die Arbeitgeber nur vage in Aussicht, nennen keine Prozente und nicht einmal ein Datum. Zudem wollen sie Sonderzahlungen je nach Kassenlage in einzelnen Betrieben kürzen können.

 

Von: vw

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