ZF: Sandro Hoffmann über Carmen Bahlo

„Carmen Bahlo war eine ständige Treiberin.“

16.03.2021 | Carmen Bahlo war 25 Jahre Betriebsratsvorsitzende bei ZF Getriebe in Brandenburg an der Havel und 20 Jahre ehrenamtliches Vorstandsmitglied der IG Metall für den Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen. Ende 2020 hat sie sich im Alter von 58 Jahren aus dem Betrieb zurückgezogen und den Betriebsratsvorsitz an ihren Stellvertreter übergeben. Im März 2021 wird sie auch ihr Vorstandsmandat niederlegen. Sandro Hoffmann, seit Ende November 2020 ihr Nachfolger als Betriebsratsvorsitzender, würdigt Carmen Bahlo als eine Persönlichkeit, die „die als ständige Treiberin die Entwicklung des Betriebs in Brandenburg stets vorangetrieben hat.“

Der Betriebsratsvorsitzende bei ZF in Brandenburg, Sandro Hoffmann (links), und seine Vorgängerin Carmen Bahlo (rechts) arbeiteten bis Ende 2020 noch zusammen. - Foto: privat

„Carmen Bahlo ist ein sehr ehrlicher und bodenständiger Mensch. Sie hat hier im Getriebewerk Ende der 70er Jahre eine Ausbildung zur Maschinenbauzeichnerin begonnen und hat dem Werk ihr ganzes Berufsleben die Treue gehalten. Bereits vor der Übernahme durch ZF kurz nach der Wende engagierte sie sich in der betrieblichen Gewerkschaftsleitung, danach war sie Betriebsrätin und seit 1996 unsere Betriebsratsvorsitzende.

Carmen war jederzeit für alle Kolleginnen und Kollegen da – egal ob Arbeiter, Angestellte oder Putzfrau. Sie hat kein Klienteldenken, sie behandelte alle gleich. Sie hat es geschafft, die Belegschaft immer mitzunehmen und alle einzubinden. In Diskussionen konnte ihr jeder gut folgen, weil sie auch komplizierte Sachverhalte gut und verständlich auf den Punkt bringen konnte und kein Fachchinesisch sprach.

Carmen stellte messerscharfe Analysen und hatte ein ausgeprägtes politisches und taktisches Verhandlungsgeschick. Bei Verhandlungen mit dem Arbeitgeber ließ sie sich nie den Mund verbieten. Ihr gelang es auch oft, bei den Verhandlungen die Schärfe aus den Diskussionen herauszunehmen.

Bei der betrieblichen Öffentlichkeitsarbeit und bei Streikaktionen war sie sehr kreativ. Sie hatte auch eine große Beharrlichkeit, wie beispielsweise beim Kampf um die Einführung der 35-Stunden-Woche in Ostdeutschland. Gleiche Arbeits- und Lebensverhältnisse im Osten wie im Westen zu erreichen, war zeitlebens ihr großes Ziel. Auch durch Niederlagen wie im Jahr 2003 hat sie sich nicht entmutigen lassen.

Carmen hat oft wertvolle Inputs für das Unternehmen gegeben und war dabei sehr vorausschauend und visionär unterwegs. Schon Ende der 90er Jahre mahnte sie an, dass wir bei ZF in Brandenburg dringend ein zweites Standbein benötigen und Getriebe für einen weiteren Kunden fertigen müssen, um längerfristig am Markt bestehen zu können.

Carmen war immer sehr strategisch und vorwärts gerichtet in ihrem Handeln. Sie ruhte sich nicht auf Erfolgen aus, sondern agierte immer vorausschauend. Sie erkennt Notwendigkeiten sehr früh und rechtzeitig, so auch, dass wir auch die nächste Transformation rechtzeitig einleiten müssen, weil Arbeitsinhalte und Berufe sich im Zuge der zunehmenden Elektromotorisierung ändern werden.

Unglaublich, was sie neben ihrer Betriebsrats- und Gewerkschaftsarbeit noch alles mit unter einen Hut gebracht hat. Sie war ja auch Ehefrau, Mutter von zwei Kindern und zudem noch als ehrenamtliche Arbeitsrichterin tätig.

Auch nach Carmens Ausscheiden werden wir als Betriebsrat die wichtigen Themen so weiterverfolgen. Carmen war immer unser Aushängeschild, aber was der Betriebsrat gemacht hat, war immer vor allem eine Teamleistung aller Mitglieder.

Schade, dass wir Carmen wegen der Coronapandemie nicht mit der Belegschaft gebührend verabschieden konnten. Aber das können wir ja vielleicht 2021 noch nachholen, wenn sich die Gefahrenlage durch die Pandemie entspannt hat.“

Von: vw

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