Erster Warnstreik bei Heidelberger Druckmaschinen in Brandenburg

„Das Angebot der Arbeitgeber ist nicht der Rede wert: Da muss mehr kommen!“

05.11.2024 | Auch bei Heidelberger Druckmaschinen (HDM) in Brandenburg an der Havel haben die Beschäftigten in der aktuellen Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie zum ersten Mal die Arbeit niedergelegt, um den Druck auf die Arbeitgeberseite zu erhöhen. Rund 100 Kollegen versammelten sich am Dienstag, 5. November, ab 13.30 Uhr für einen zweistündigen Warnstreik vor dem Werktor. Die Arbeitgeberseite in Berlin-Brandenburg hatte am Vormittag dieses Tages bei der dritten Verhandlungsrunde kein neues Angebot auf den Tisch gelegt.

Tradition bei Heidelberger Druckmaschinen: Bei Warnstreiks marschiert die Belegschaft geschlossen von der Werkhalle vor das Werktor. - Fotos: Volker Wartmann

Stefanie Jahn, Geschäftsführerin der IG Metall Oranienburg-Potsdam und Mitglied der Verhandlungskommission, informierte die Belegschaft über den erfolgslosen Ausgang der dritten Verhandlung mit den Arbeitgebern am Vormittag.

Am Warnstreik bei HDM beteiligten sich rund 100 Kollegen.

Die Kollegen hören aufmerksam zu.

Auch zahlreiche Auszubildende waren bei dem Warnstreik dabei.

Jan Woischke, Leiter der IG Metall-Vertrauensleute bei HDM, begrüßte die Warnstreikenden zu Beginn der Veranstaltung.

Jordi Ziour (rechts), der neue Jugendsekretär der IG Metall Oranienburg-Potsdam, informierte die Ausbildenden während des Warnstreiks über das große Angebot der IG Metall.

Nico Faupel, Betriebsbetreuer der IG Metall Oranienburg-Potsdam bei HDM, der Betriebsratsvorsitzende Sven Braune und Jan Woischke, Leiter der IG Metall-Vertrauensleute bei HDM (von links nach rechts) vertreten bei Heidelberger Druckmaschinen gemeinsam die Interessen der Beschäftigten.

Der Unmut über die Blockadehaltung der Arbeitgeber war auch bei Jan Woischke, dem Leiter der IG Metall-Vertrauensleute bei HDM, groß. Bei der Begrüßung seiner Kollegen vor dem Werktor sagte er: „Das Angebot der Arbeitgeber ist nicht der Rede wert. Da muss mehr kommen.“

Stefanie Jahn, Geschäftsführerin der IG Metall Oranienburg-Potsdam und Mitglied der Verhandlungskommission der IG Metall Berlin-Brandenburg, war direkt nach dem Ende des Treffens mit den Arbeitgebern in Berlin-Pichelssee nach Brandenburg an der Havel gekommen, um die Belegschaft über den Ausgang der enttäuschenden Verhandlung am Vormittag zu informieren.

„Dass die Arbeitgeber kein neues Angebot vorgelegt haben, zeigt, dass wir weiter Druck machen müssen“, sagte Jahn. Sie bezeichnete das bisherige Angebot der Arbeitgeberseite als „Halloween-Angebot“, „weil es so gruselig ist.“

„Das Angebot der Arbeitgeber ist in der Summe zu niedrig, die Laufzeit zu lang und die Erhöhung kommt zu spät“, stellte Jahn klar. „Es kann nicht sein, dass die Beschäftigten die Zeche zahlen müssen, wenn auf der Managementebene falsche Entscheidungen getroffen werden.“

Zur Forderung der IG Metall von 170 Euro monatlich mehr für Ausbildende hätten sich die Arbeitgeber bisher auch noch nicht konkret geäußert, so Jahn. „Um junge Leute für eine Ausbildung in der Branche gewinnen zu können, muss man ihnen deutlich höhere Ausbildungsvergütungen bezahlen“, so Jahn. „Wenn das nicht passiert, werden in der Branche demnächst noch mehr der dringend benötigten Fachkräfte fehlen.“

Der aktuelle Verhandlungstand sieht wie folgt aus: Bisher schlagen die Arbeitgeber lediglich eine Entgelterhöhung um 1,7 Prozent zum 1. Juli 2025 und um 1,9 Prozent zum 1. Juli 2026 vor. Bis zum 30. Juni 2025 soll es für die Beschäftigten ihrer Meinung nach erst einmal keinen einzigen Euro mehr geben. Die Laufzeit des Tarifvertrags soll nach den Vorstellungen der Arbeitgeberseite 27 Monate betragen. Auf 27 Monate gerechnet bedeutet dieser Vorschlag eine Lohnerhöhung von gerade einmal 1,6 Prozent. Die IG Metall fordert sieben Prozent mehr Entgelt und eine Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 170 Euro bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Zudem will die Gewerkschaft eine soziale Komponente für untere Einkommensgruppen und mehr Zeitsouveränität für die Beschäftigten erreichen.

Stefanie Jahn bekräftigte, dass die Metallerinnen und Metaller in Brandenburg und ganz Deutschland mit weiteren Warnstreiks nachlegen werden, wenn die Arbeitgeberseite nicht ganz schnell ein vernünftiges Angebot vorlegt. Die nächste Verhandlungsrunde ist für den 11. November 2024 terminiert.

 

 

Von: vw

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