Kfz-Tarifrunde

Drei Stunden Warnstreik statt Serviceleistungen bei ACM Mosolf in Ketzin

24.06.2021 | Einen Tag vor der vierten Tarifverhandlung für das Kfz-Handwerk im Bezirk haben die Kolleginnen und Kollegen ACM Mosolf im brandenburgischen Ketzin am 24. Juni noch einmal eindrucksvoll demonstriert, was sie von den Arbeitgebern erwarten: endlich Bewegung am Verhandlungstisch, sprich: ein seriöses, verhandlungsfähiges Angebot. Bereits um 6 Uhr morgens legte die Frühschicht die Arbeit nieder. Drei Stunden lang lief in der Werkstatt nichts.

Ab 6.00 Uhr legten die Beschäftigten bei ACM Mosolf in Ketzin für drei Stunden ihre Arbeit nieder. - Fotos: Volker Wartmann

Warnstreik mit Power: Die Kolleginnen und Kollegen von ACM Mosolf in Ketzin zeigen, wie's geht.

Die Botschaft an die Arbeitgeberseite ist unmissvertändlich: einen Gang hochschalten!

Metaller Dietmar Kolpin erläutert einem Journalisten vom RBB die Forderungen der IG Metall.

Beim Warnstreik bei ACM Mosolf muss niemand drei Stunden lang stehen.

Der Betriebsratsvorsitzende Daniel Seeliger (links) stellte klar: "Wir arbeiten hier im Osten nicht schlechter und nicht weniger."

Die Beschäftigten bei ACM Mosolf unterstützen die Forderungen der IG Metall.

Wir für mehr ...

Unübersehbar ...

Dietmar Kolpin von der IG Metall fordert die Arbeitgeber auf, endlich ein seriöses Angebot vorzulegen.

Dafür war neben der Landstraße gegenüber der Einfahrt zum Betrieb umso mehr los. Öffentlichkeitswirksam schwenkten rund 40 Kolleginnen und Kollegen ihre roten IG Metall-Fahnen vor einer malerischen Kulisse von Kornfeldern und Windrädern. „Umsatz und Auftragslage im Kfz-Handwerk sind sehr gut. Und anders als in vielen anderen Branchen hat das Kfz-Handwerk in Brandenburg im vergangenen Jahr keine Kurzarbeit anmelden müssen. Im Gegenteil: Selbst in der Krise war es notwendig, dass die Beschäftigten samstags arbeiten, um alle Aufträge zu erledigen“, sagte Dietmar Kolpin, der für das Kfz-Handwerk zuständige Gewerkschaftssekretär der IG Metall Potsdam-Oranienburg. „Flexibilität und Einsatz der Beschäftigten müssen sich auszahlen. Sie sind es schließlich, die die Gewinne für die Unternehmen erwirtschaften. Unsere Tarifforderung von vier Prozent ist deshalb gerechtfertigt und vertretbar.“

Auch die Forderung nach einer überproportionalen Erhöhung der Ausbildungsvergütung sei notwendig und überdies im Interesse der Unternehmen, so Kolpin. „Die Attraktivität der Ausbildung in dieser Branche muss dringend gesteigert werden. Dazu gehört auch eine ordentliche Ausbildungsvergütung“, sagte Dietmar Kolpin. „Nur Auszubildende im Fleischerhandwerk verdienen weniger. So ist ein zunehmender Fachkräftemangel im Kfz-Handwerk vorprogrammiert.“

„Wir arbeiten hier im Osten nicht schlechter und nicht weniger“, betonte Daniel Seeliger, Betriebsratsvorsitzender bei ACM Mosolf in Ketzin. „Mehr als 30 Jahre nach der Wende noch von Ost und West zu sprechen und dazwischen zu unterscheiden, ist doch absurd.“ Seeliger wies darauf hin, dass die Beschäftigten in Ketzin gegenüber ihren westdeutschen Kolleginnen und Kollegen deutlich weniger im Portemonnaie hätten. „Bei ACM im baden-württembergischen Kippenheim verdienen die Beschäftigten bis zu annähernd 1000 Euro mehr im Monat als wir. Dass wir so viel weniger bekommen, ist ungerecht und nicht vermittelbar. Die Angleichung muss schneller gehen. Die Kolleginnen und Kollegen müssen überall gleichbehandelt werden.“

Stand der Tarifverhandlungen

Die IG Metall fordert für die rund 37.000 Beschäftigten in Berlin-Brandenburg und Sachsen eine Erhöhung der Entgelte um vier Prozent und eine überproportionale Anhebung der Ausbildungsvergütungen bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Außerdem sollen noch offene Punkte aus der Tarifrunde 2019 geklärt werden, wie etwa die Fortsetzung der Übernahmeregelung oder gleiche Nachtschichtzuschläge.

In den ersten beiden Verhandlungen hatten die Arbeitgeber gar nichts auf den Tisch gelegt, die Verhandlungen endeten ergebnislos. In der dritten Verhandlung legten die Arbeitgeber dann erstmals ein „Angebot“ vor, das diesen Namen jedoch im Ansatz nicht verdient:  ein Prozent mehr Geld ab August 2022, 300 Euro Coronaprämie im August 2021. Die Gesamtlaufzeit der Tarifverträge soll nach dem Willen der Arbeitgeber 24 Monate betragen.

Die vierte Verhandlung mit der Tarifgemeinschaft Mitteldeutsches Kraftfahrzeuggewerbe findet am 25. Juni in Berlin-Schönefeld statt. Zwar gibt es in anderen Bundesländern inzwischen erste Tarifeinigungen, im Kfz-Handwerk liegt allerdings kein Automatismus einer Übertragung der Ergebnisse in andere Länder vor.

 

Von: vw

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