Zweiter Warnstreik bei ZF in Brandenburg

„Es muss in dieser Tarifrunde endlich einen Einstieg zur Lösung der Angleichung geben.“

13.03.2021 | Am Freitagabend, 12. März, legte die Spätschicht bei ZF Getriebe in Brandenburg an der Havel bei ihrem zweiten Warnstreik innerhalb von neun Tagen die Produktion drei Stunden lang lahm. Damit machten sie ein weiteres Mal eindrucksvoll deutlich, dass sie die Forderungen der IG Metall in dieser Tarifrunde voll und ganz unterstützen.

Feuer und Flamme für die Forderungen der IG Metall: die Beschäftigten bei ZF in Brandenburg. - Fotos: Volker Wartmann

Klare Botschaft.

Birgit Dietze, IG Metall-Verhandlungsführerin des Bezirks Berlin-Brandenburg-Sachsen, fordert die Angleichung Ost in der Fläche.

Sandro Hoffmann, Betriebsratsvorsitzender bei ZF, steht der örtlichen Presse auch für Portraitsfotos zur Verfügung.

Geballte IG Metall-Frauenpower.

Warnstreik macht auch Spaß.

Die Forderungen der IG Metall (Mitte). Links: Birgit Dietze, Bezirksleiterin der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen. Rechts: Stefanie Jahn, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Oranienburg-Potsdam.

Selbstverständlich bei Warnstreiks in Corona-Zeiten: das Einhalten der AHA-Regeln.

IG Metall-Vertrauensfrau Sabrina zeigt Flagge.

Für das leibliche Wohl während des Warnstreiks ist gesorgt.

Angesichts der destruktiven Verweigerungshaltung der Arbeitgeber in den bisherigen Verhandlungen in der diesjährigen Tarifrunde, sagte Stefanie Jahn, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Oranienburg-Potsdam: „Wir werden noch herausfordernde Wochen vor uns haben. Wir müssen jetzt Perspektiven für die Beschäftigten schaffen. Wenn wir die anstehenden Herausforderungen meistern wollen, dürfen wir die Entscheidungen über die Zukunft nicht den Arbeitgebern allein überlassen.“ Deshalb gehe es darum, jetzt einen tariflichen Rahmen für Zukunftstarifverträge mit einer garantierten Beschäftigungssicherung durchzusetzen, so Jahn. Jahn betonte, dass die Angleichung der Arbeitszeit im Ostdeutschland in dieser Tarifrunde eine große Rolle spiele. „Wir wollen dieses Problem in der Fläche lösen.“

Birgit Dietze, IG Metall-Verhandlungsführerin des Bezirks Berlin-Brandenburg-Sachsen, informierte die Anwesenden über den aktuellen Stand der Tarifverhandlungen. Zu Beginn ihrer Rede ging Dietze auf einen Artikel im Tagesspiegel ein, in dem die Zeitung kürzlich einen Text mit der Überschrift „IG Metall gibt den Kampf um die 35-Stunden-Woche auf“ veröffentlicht hatte. „Das stimmt nicht“, stellte Dietze klar. „Wir wollen bei der Angleichung der Arbeitszeit eine Lösung für die Fläche.“ Dietze betonte: „Es muss in dieser Tarifrunde endlich einen Einstieg für die Lösung dieses Problem geben.“

Wie Stefanie Jahn kritisierte auch Birgit Dietze die bisherige Blockadehaltung der Arbeitgeber in dieser Tarifrunde harsch. „Auch wenn man bei Verhandlungen via Videokonferenz nicht alles sehen und hören kann, was die Gegenüber sagen – eines kann man sagen: Was die Arbeitgeber bisher angeboten haben, ist: nichts“, sagte Dietze. „Für 2021: nichts. Für das erste Halbjahr 2022: eventuell eine Einmalzahlung. Darüber hinaus fordern die Arbeitgeber von uns etwas, was sie Flexibilisierung nennen. Das heißt, sie wollen in Unternehmen, in den es nicht so gut läuft, die Möglichkeit eingeräumt bekommen, mit den Betriebsräten über die Kürzung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld zu verhandeln. Das ist mit uns nicht zu machen!“

Dass die Arbeitgeber die Forderung der IG Metall nach Angleichung der Arbeitszeit als ein „Sonderopfer Ost“ bezeichnen, sei eine „Frechheit“, so Dietze. „Wer 30 Jahre lang ein solches Sonderopfer erbracht hat, sind doch die Beschäftigten in Ostdeutschland, die pro Woche umsonst drei Stunden länger als ihre Kollegen in Westdeutschland arbeiten“, sagte Dietze. „Eine Begründung für diesen Unterschied zwischen Ost und West kann man keinem jungen Menschen mehr vermitteln. Die kennen Ost und West nur aus Geschichtsbüchern.“

Dietze weiter: „Wie sich die Arbeitgeber bisher verhalten, ist harter Tobak. Wenn sie sich nicht endlich bewegen, wird diese Tarifrunde vor den Werktoren entschieden und nicht am Verhandlungstisch!“

Sandro Hoffmann, Betriebsratsvorsitzender bei ZF in Brandenburg, berichtete seinen Kolleginnen und Kollegen von den Aktivitäten der Beschäftigten an den anderen ZF-Standorten in Deutschland. „In den vergangenen Tagen gab es tolle Aktionen an allen ZF-Standorten“, sagte Hoffmann. Auch er stellte klar: „Die Arbeitgeber verweigern bisher jegliche Lösungsansätze. Sie wollen nichts geben und sogar an Tariferrungenschaften ran. Das ist an Dreistigkeit nicht zu überbieten. Das werden wir nicht mit uns machen lassen.“

Die IG Metall fordert für die rund 290.000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in Berlin, Brandenburg und Sachsen ein Volumen von vier Prozent, das optional für eine Entgelterhöhung oder zur Beschäftigungssicherung eingesetzt werden kann, sowie einen tariflichen Rahmen für betriebliche Zukunftstarifverträge. Außerdem fordert die IG Metall im Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen ein Tarifliches Angleichungsgeld, um endlich erste Schritte in der Angleichung Ost voranzukommen. Zudem soll die Verbesserung der Übernahme der Auszubildenden sowie die Einbeziehung der dual Studierenden in den Tarifvertrag geregelt werden.

 

Von: vw

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