Kampf um Tarifbindung

Ganztägiger Warnstreik bei Schlote in Brandenburg an der Havel

28.06.2018 | Die Beschäftigten bei Schlote in Brandenburg an der Havel machen ernst. Mit einem ganztägigen Warnstreik haben sie am Donnerstag, 28. Juni, ab 0 Uhr den Druck auf die Geschäftsführung ihres Unternehmens nach drei kurzen Warnstreiks in den vergangenen Monaten noch einmal massiv erhöht. Die Führung der Schlote-Gruppe weigert sich bislang beharrlich, mit der IG Metall Tarifverhandlungen für die rund 160 Kolleginnen und Kollegen zu führen.

Entschlossen für die Tarifbindung: die Beschäftigten bei Schlote

Die Nachtschicht legte pünktlich um 0 Uhr die Arbeit nieder.

"Warnstreik unser gutes Recht": Der kann auch schon mal 24 Stunden dauern. Fotos: IG Metall

Ab 0 Uhr legte zunächst die Nachtschicht die Arbeit nieder, Tag- und Spätschicht schlossen sich im Laufe des Tages an. "Die Produktion liegt heute lahm", stellte Nico Faupel, für Schlote zuständiger Gewerkschaftssekretär der IG Metall Potsdam, fest. "Auch im Lager geht an diesem Tag nichts." 24 Stunden kämpfen die Beschäftigten für ihre legitime Forderung nach einem Tarifvertrag, nach mehr Gerechtigkeit.

Tarifbindung mit Heranführung an den Flächentarifvertrag ist Ziel

Die IG Metall fordert für die Beschäftigten des Automobil- und ZF-Zulieferers eine Tarifvertragsbindung mit stufenweiser Heranführung an das Niveau des Flächentarifvertrags der Metall- und Elektroindustrie. Das ist bitter nötig, denn bislang arbeiten die Kolleginnen und Kollegen weit unter Tarif, sie verdienen aktuell zwischen 30 und 40 Prozent weniger als Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beim tarifgebundenen ZF Getriebewerk in der Nachbarschaft.

Verweigerungstaktik der Geschäftsführung
Die Geschäftsführung verweigerte den legitimen Anspruch nach Tarifbindung auch nach drei kürzeren Warnstreiks beharrlich. Sie hat mitgeteilt, dass sie keine Tarifgespräche mit der IG Metall führen möchte. Stattdessen hat sie angeboten, in der kommenden Woche mit dem Betriebsrat über Löhne und Gehälter zu reden und so eine Betriebsvereinbarung auf den Weg zu bringen.

Verstoß gegen das Betriebsverfassungsgesetz
Das, so empören sich Beschäftigte und Gewerkschaft, sei nicht nur eine bodenlose Frechheit, die IG Metall auszubooten, sondern dazu auch gesetzeswidrig. "Das stellt eindeutig einen Verstoß gegen das Betriebsverfassungsgesetz dar, das den sogenannten Tarifvorrang regelt", erklärte Stefanie Jahn, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Potsdam. Das Betriebsverfassungsgesetz besagt eindeutig, dass Arbeitsbedingungen, die üblicherweise in Tarifverträgen geregelt sind, nicht Gegenstand einer Betriebsvereinbarung sein können. Eine Betriebsvereinbarung, die zum Beispiel die Löhne und Gehälter regelt, wäre demnach unwirksam.

"Das ist ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten, die selbstverständlich eine Erwartung an ihren Arbeitgeber haben", sagte Stefanie Jahn. "Tarifverträge und damit Arbeitsbedingungen zu verhandeln, ist ein grundsetzlich geschütztes Recht der Gewerkschaften und damit auch der Belegschaft von Schlote."

Ganztägiger Warnstreik ist nicht das letzte Mittel
Die IG Metall hofft, dass dieser 24-stündige Warnstreik die Geschäftsführung zum Einlenken bewegt. Sollte das nicht der Fall sein, wird weiter gekämpft. "Der ganztägige Warnstreik ist definitiv nicht das letzte Mittel, das uns zur Verfügung steht", erklärte die Erste Bevollmächtigte der IG Metall Potsdam. "Die Beschäftigten bei Schlote sind entschlossen, sich ihren rechtmäßigen Anspruch zu erkämpfen." Bei einem Mitgliedervotum hatten sich die Kolleginnen und Kollegen im Vorfeld des ganztägigen Warnstreiks einstimmig dafür ausgesprochen, den mit der IG Metall eingeschlagenen Weg konsequent weiterzugehen.

Berichterstattung

<link http: www.maz-online.de lokales brandenburg-havel vierter-anlauf-bei-schlote-wird-diesmal-einen-ganzen-tag-lang-gestreikt external-link-new-window>Märkische Allgemeine Zeitung, 28. Juni 2018

Von: kk

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