Gemeinsame Delegiertenversammlung

IG Metall Oranienburg-Potsdam geht die Herausforderungen im kommenden Jahr mit großem Elan an

06.12.2024 | Bei der zweiten gemeinsamen Delegiertenkonferenz der IG Metall-Kooperationsgeschäftsstellen Potsdam und Oranienburg in diesem Jahr am 4. Dezember in Potsdam standen neben Zahlen, Daten, Fakten zur Mitglieder- und Beitragsentwicklung die schwierige wirtschaftliche Lage in vielen Unternehmen in der Region im Mittelpunkt der Veranstaltung.

Die gemeinsame Delegiertenversammlung der IG Metall-Kooperationsgeschäftsstellen Oranienburg und Potsdam am 4. Dezember in Potsdam war gut besucht. - Fotos: Volker Wartmann

Zu Beginn der Veranstaltung stellte Stefanie Jahn, Geschäftsführerin der IG Metall Oranienburg-Potsdam, die Geschäftsberichte beider Geschäftsstellen vor.

Die Delegierten hören aufmerksam zu.

Moderator Christoph Welbers führte souverän durch die Veranstaltung.

Stefanie Haberkern, zuständig für die Tarifpolitik im Kfz-Gewerbe im IG Metall-Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen, stellte sich den Delegierten vor.

Anne Borchelt, Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Oranienburg-Potsdam, informierte die Delegierten über die aktuelle Lage in mehreren Betrieben in der Region.

Die Delegierten erfuhren in der Veranstaltung viele Neuigkeiten.

Der Betriebsratsvorsitzende Sandro Hoffmann informierte die Delegierten über die vom Konzern geplanten Stellenabbaupläne bei ZF in Brandenburg an der Havel.

Martin Bahn, Betriebsratsvorsitzender im Elektrostahlwerk B.E.S. in Brandenburg an der Havel, warnte vor den Gefahren einer weiteren Deindustrialisierung Deutschlands.

Die Teilnehmenden hörten den Vortragenden interessiert zu.

Hella Hesselmann, Vorsitzende des DGB Westbrandenburg, überbrachte den Delegierten solidarische Grüße vom DGB.

Der Betriebsratsvorsitzende Heiko Engelmann informierte die Teilnehmenden über die aktuelle Situation bei Alstom in Hennigsdorf.

Gotthard Otte von der AGA Oranienburg-Potsdam kritisierte in seinem Vortrag, dass die Rentnerinnen und Rentner in Deutschland keine Inflationsausgleichsprmie erhalten haben.

Der Sitzungssaal war bis zum letzten Platz gefüllt.

Zum Abschluss der Veranstaltung wünschte Stefanie Jahn allen Delegierten und ihren Familien eine schöne Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Zu Beginn stellte Stefanie Jahn, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Oranienburg-Potsdam, die aktuellen Geschäftsberichte der zwei Geschäftsstellen vor. Erfreulich sei, dass beide Geschäftsstellen 2024 einen Zuwachs an betrieblichen Mitgliedern verzeichnen konnten. Auch die Beitragsentwicklung in beiden Geschäftsstellen sei positiv, so Jahn. Sie betonte, dass die Gewinnung neuer Mitglieder weiterhin ein wesentlicher Arbeitsschwerpunkt der Geschäftsstellen Oranienburg und Potsdam sei.

Anschließend schilderte Jahn den Verlauf der Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie im November und stellte das Tarifergebnis vor, das IG Metall und Arbeitgeber in der Nacht auf den 12. November erreicht haben. Die Kernpunkte des Ergebnisses in einem kurzen Überblick: Im Februar 2025 erhalten alle Beschäftigten eine Einmalzahlung in Höhe von 600 Euro. Die Entgelte steigen ab 1. April 2025 um 2,0 Prozent und ab 1. April 2026 um weitere 3,1 Prozent. Die Laufzeit des Tarifvertrags beträgt 25 Monate. Die Ausbildungsvergütungen werden zum 1. Januar 2025 überproportional um 140 Euro erhöht, die unteren Entgeltgruppen dauerhaft gestärkt. Außerdem werden die Wahloptionen von mehr freien Tagen statt Geld ausgeweitet.

2025 steht die Tarifrunde für das Kfz-Gewerbe an, eine der großen Flächentarifrunden der IG Metall im kommenden Jahr. Die IG Metall wird unter dem Motto „Einen Gang hochschalten“ in diese Tarifrunde gehen. „In der Branche gibt es einen großen Fach- und Arbeitskräftemangel“, sagte Jahn. „Um die Branche für Beschäftigte attraktiver zu machen, braucht es eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen und eine überproportionale Erhöhung der Ausbildungsvergütungen.“ Die Friedenspflicht in der Branche endet am 31. März 2025.

Anschließend schilderte Anne Borchelt, Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Oranienburg-Potsdam, die aktuelle Lage in zahlreichen Betrieben in der Region, beispielsweise der Hausgeräte Service Nauen GmbH (HSN) in Nauen, dem Zahnradwerk (ZWP) in Pritzwalk, VW Future Group in Potsdam, Diehl in Zehdenick, H.E.S. in Brandenburg an der Havel, Alstom in Hennigsdorf und Hellmers in Wittstock.

Bei HSN in Nauen war die Belegschaft am Vortag ein zweites Mal in einen Warnstreik getreten, um ihre Forderung nach einem Tarifvertrag zu untermauern. Die komplette Spätschicht legte am Nachmittag des 3. Dezember für drei Stunden die Arbeit nieder und versammelte sich vor dem Werktor. Die IG Metall werde nicht länger akzeptieren, dass es innerhalb des Konzerns eine Zweiklassengesellschaft gebe – Beschäftigte mit Tarifvertrag auf der einen Seite, Beschäftigte ohne Tarifvertrag auf der anderen Seite, so Borchelt. „Es kann und darf nicht sein, das von rund 16.500 Beschäftigten im Bosch-Siemens-Hausgeräte-Konzerns 700 ohne Tarifvertrag arbeiten, davon 650 am Standort Nauen“, sagte Borchelt.

Im Zahnradwerk in Pritzwalk (ZWP) laufenden derzeit Verhandlungen über einen neuen Tarifvertrag, die sich zäh und schwierig gestalten. Um den Druck auf die Arbeitgeberseite zu erhöhen, seien Arbeitskampfmaßnahmen ab Anfang kommenden Jahres dort nicht ausgeschlossen, so Borchelt.

Der Betrieb der VW Future Group in Potsdam wird Ende des Jahres geschlossen. „Das unternehmen war leider nicht zu retten. Für die Kolleginnen dort gibt es aber immerhin einen vernünftigen Sozialplan“, so Borchelt.

Beim Automobilzulieferer Diehl in Zehdenick muss die Hälfte der Beschäftigten um ihren Arbeitsplatz fürchten. Das Unternehmen plant, im kommenden Jahr 330 der 660 Arbeitsplätze abzubauen. „Die Lage bei Diehl ist akut“, sagte Anne Borchelt. „Die IG Metall darf das Betriebsgelände nicht mehr betreten. Aber wir werden weiter dafür kämpfen, eine Beschäftigungssicherung bei Diehl zu erreichen, beispielsweise über eine Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit.“

Im Hennigsdorfer Elektrostahlwerk (H.E.S.) soll mit Beginn des kommenden Jahres die Stahlproduktion für vorerst drei Monate gestoppt werden. Das bedeutet für mehr als die Hälfte der Beschäftigten Kurzarbeit Null. „Die Lage bei H.E.S. ist dramatisch. Es ist offen, wie es weitergeht“, sagte Borchelt. „H.E.S. ist eines von vielen Beispielen dafür, dass wir dringend einen Industriestrompreis brauchen, damit energieintensive Unternehmen wirtschaftlich arbeiten können.“

Bei Alstom in Hennigsdorf habe die Geschäftsführung die IG Metall verklagt, weil sie den Zukunftstarifvertrag gekündigt hat, so Borchelt. „Wir haben den Zukunftstarifvertrag gekündigt, weil sich Alstom nicht an die darin vereinbarten Abmachungen gehalten hat“, stellte Anne Borchelt klar. Bei Alstom in Hennigsdorf soll es künftig keine Schienenfahrzeugproduktion mehr geben, so Borchelt. Nach den Plänen des Konzerns solle der Standort zum Reparatur- und Servicebetrieb werden.

Bei Hellmers in Wittstock stehen im kommenden Frühjahr Verhandlungen über einen neuen Haustarifvertrag an. Nach einem ersten Warnstreik im Frühjahr 2024 war das Unternehmen in den Arbeitgeberverband eingetreten. „Der Arbeitgeber war überrascht, dass damit auch Verpflichtungen einhergehen“, sagte Borchelt. „Wir haben mit dem Arbeitgeber verabredet, dass er alles nachzahlt, was wir mit ihm vereinbart haben.“

Der Betriebsratsvorsitzende Sandro Hoffmann informierte die Delegierten über die schwierige Lage beim Automobilzulieferer ZF in Brandenburg an der Havel. Laut Medienberichten plant der Konzern, an diesem Standort bis 2028 nahezu die Hälfte der Stellen zu streichen. „Nur sparen, sparen, sparen und massiver Personalabbau sind keine vernünftigen Lösungen in dieser schwierigen Situation“, sagte Hoffmann. „Die Geschäftsführung steht in der Pflicht, Verantwortung für ihre Beschäftigten zu übernehmen und alternative Geschäftsfelder zu entwickeln.“ Die Belegschaft und die Vertrauensleute werden dafür kämpfen, den geplanten Stellenabbau zu verhindern, so Hoffmann weiter. „Wir fordern in dieser schwierigen Zeit einen Zukunftsvertrag und Beschäftigungssicherung, denn unsere künftigen Produkte bauen sich nicht von selbst“, sagte Hoffmann.

Martin Bahn, Betriebsratsvorsitzender im Elektrostahlwerk B.E.S. in Brandenburg an der Havel, warnte vor der Gefahr einer Deindustrialisierung Deutschlands infolge der zu hohen Energiepreise für die energieintensive Industrie hierzulande. „Wegen der verfehlten Energiepolitik befinden wir uns in Deutschland meiner Meinung nach bereits in einer Phase der Deindustrialisierung“, sagte Bahn. „Es ist nicht 5 vor 12 und auch nicht 5 nach 12, es ist bereits halb eins.“ Die politischen Rahmenbedingungen müssten schleunigst geändert werden, so Bahn, „sonst wird die deutsche Industrie weiter dahinsiechen.“

Der Betriebsratsvorsitzende Heiko Engelmann schilderte die schwierige Lage bei Alstom in Hennigsdorf. Der Alstom-Konzern plant, die Produktion an diesem Standort einzustellen. „Im Schienenfahrzeugbau gibt es keinen Auftragsmangel“, sagte Engelmann. „Aber der Konzern verfolgt das Ziel, 60 Prozent der Produktion in sogenannte Best-Cost-Länder auszulagern.“

Stefanie Jahn betonte, dass „wir in der IG Metall jetzt eine gute Solidarität und große Stärke brauchen, um die anstehenden Herausforderungen zu meistern.“ „Wir müssen uns überlegen, wie wir uns beim Kampf um den Erhalt von Standorten gegenseitig noch mehr unterstützen können“, sagte Jahn. „Wir müssen den Druck auf die Politik erhöhen, damit sie endlich die notwendigen Maßnahmen für den Erhalt der Industrie in Deutschland trifft.“

Stefanie Jahn rief die Delegierten dazu auf, für die Teilnahme am bundesweiten dezentralen Aktionstag der IG Metall in Leipzig zu werben. Dort wollen Metallerinnen und Metaller ihre Forderungen für den Erhalt des Industriestandorts Deutschland auf die Straße bringen und Einfluss auf die dann laufenden Koalitionsverhandlungen nach der vorgezogenen Bundestagswahl nehmen. Stefanie Jahn: „Wenn wir wollen, dass Deutschland ein erfolgreiches Industrieland bleibt, müssen wir jetzt dringend handeln“.

Nach dem Ende der Delegiertenversammlung ließen die Teilnehmenden die Veranstaltung mit einem gemeinsamen, vorweihnachtlichen Abendessen ausklingen.

 

Wichtige Termine für 2025 – bitte vormerken

9. - 10. Januar: gemeinsame Ortsvorstandsklausur in Hennigsdorf

9. Januar: Eröffnung des gemeinsamen Geschäftsstellenbüros in Hennigsdorf (ab 17.00 Uhr)

15. März: IG Metall-Aktionstag in Leipzig

Ende März: Delegiertenversammlungen der Geschäftsstellen Potsdam und Oranienburg

 

 

Von: vw

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