14.09.2024 | Laut, bunt und kraftvoll war es an diesem Samstag in der Potsdamer Innenstadt: Fast 1.500 Metallerinnen und Metaller aus ganz Brandenburg, Berlin und Sachsen waren in die Landeshauptstadt gekommen, um ordentlich Druck zu machen für sieben Prozent und 170 Euro für die Auszubildenden. „Das war ein starker Tarifauftakt und gibt uns Rückenwind für die Verhandlungen“, sagte IG Metall-Bezirksleiter Dirk Schulze. „Damit haben die Beschäftigten sehr klar gemacht, dass sich die Arbeitgeber jetzt bewegen müssen."
Krachen ließen es alle, aber ganz besonders machte sich die IG Metall-Jugend bemerkbar. Schon zum Start am Morgen heizten die jungen Metallerinnen und Metaller mit einem Rave ordentlich ein. Leiser wurde es weder beim Zug durch die Potsdamer Innenstadt noch bei der Kundgebung am Mittag am Bassinplatz.
„Heute stehen wir hier zusammen, um für etwas zu kämpfen. Wir kämpfen für die Qualität unserer Berufsausbildung!“, erklärte Philip Salomon, Vorsitzender der Jugend- und Auszubildendenvertretung vom Motorenwerk Chemnitz. „Wir, die Jugend sind die Zukunft unserer Industrie. Wir sind diejenigen, die Zukunft für euch schaffen. Wir sind diejenigen, die Innovationen vorantreiben. Wir sind der Garant für die gelingende Transformation. Und genau in dieser Zeit braucht es gut ausgebildete Fachkräfte. Und gut ausgebildete Fachkräfte brauchen in ihrer Ausbildung jetzt endlich 170 Euro mehr! Das ist kein Luxus, das ist die Grundlage für ein halbwegs gutes und gerechtes Leben! Nur so können wir in die Zukunft blicken“, stelle Philip Salomon klar.
Maximilian Melzer, Vorsitzender der Jugend- und Auszubildendenvertretung bei Siemens Chemnitz, rief den Demonstrierenden zu: „Die Lebenshaltungskosten explodieren! Mieten, Lebensmittel, alles ist teurer geworden. Andere Branchen haben längst reagiert und zahlen ihren Azubis deutlich bessere Vergütungen! So wird sich das Problem Fachkräftemangel in unserer Branche noch weiter verschärfen! Wir verdienen eine Vergütung, die unseren Einsatz und unsere Verantwortung widerspiegelt. Eine Vergütung, die zum Leben reicht! Wir verdienen 170 Euro mehr!“
Dirk Schulze, IG Metall-Bezirksleiter Berlin-Brandenburg-Sachsen und Verhandlungsführer, bekräftigte, dass die gesamte IG Metall geschlossen hinter der Jugend-Forderung steht. „Liebe Jugend, bei Euch hauen die Preise rein genau wie bei allen anderen auch! Die erste eigene Bude, warme Klamotten im Winter, der erste eigene Urlaub. Alles überlebenswichtig und immer teurer! Wir stehen solidarisch zusammen! Sieben Prozent mehr und 170 Euro für die Auszubildenden – dafür müssen wir hart kämpfen in den nächsten Wochen.“
Zu dem starken Auftritt der Metallerinnen und Metaller in Potsdam sagte Dirk Schulze: „Das war ein tolles Zeichen der Entschlossenheit. Damit haben die Beschäftigten sehr klar gemacht, dass sich die Arbeitgeber jetzt bewegen müssen. Wir brauchen ein verhandlungsfähiges Angebot für deutliche und dauerhafte Entgeltsteigerungen.“ Die IG Metall fordert sieben Prozent mehr Lohn und eine Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 170 Euro. Die Arbeitgeber haben in der ersten Verhandlungsrunde kein Angebot vorgelegt.
Dirk Schulze betonte weiter: „Wir machen Druck, weil die Arbeitgeber bisher am Verhandlungstisch nichts zu bieten haben als völlig übertriebene Schwarzmalerei. Damit muss Schluss sein. Es gibt in der Metall- und Elektroindustrie Unternehmen, die gut dastehen und satte Profite einfahren. Und es gibt Betriebe, in denen es nicht rund läuft. Es gibt die ganze Bandbreite. Aber die Kolleginnen und Kollegen machen in allen Betrieben einen guten Job. Und deswegen haben sie ein Recht darauf, dass ihre Leistung mit Respekt behandelt wird. Respekt heißt immer: Die Bezahlung muss stimmen! Nach diesem beeindruckenden Tarifauftakt kann es bei den Arbeitgebern keinen Zweifel mehr an der Entschlossenheit der Kolleginnen und Kollegen geben, für ihre Forderung einzutreten.“
Der IG Metall-Bezirksleiter ging auf die Abbaupläne in einzelnen Unternehmen ein: „Auch deswegen sind wir heute hier in Potsdam, um ganz klar zu zeigen: Nicht mit uns, nicht mit den Metallerinnen und Metallern. Hände weg von den Arbeitsplätzen, Hände weg von den Standorten! Bei VW, bei ZF und bei allen anderen Unternehmen. Auch hier fordern wir lautstark von den Arbeitgebern: Hört auf, die eigene Belegschaft zu bedrohen. Investiert in die Zukunft, erhaltet die Arbeitsplätze! Und nehmt die Finger aus den Geldeuteln unserer Kollegen und Kolleginnen!“
Mit dabei beim Tarifauftakt in Potsdam waren zahlreiche VW-Beschäftigte aus Zwickau, Chemnitz und Dresden, die für ihre Lohnforderungen und gegen die Kürzungspläne des Volkswagen-Vorstandes protestierten. Bei VW sind die Entgelte nicht wie bei anderen Unternehmen im Flächentarifvertrag geregelt. Bei Volkswagen gibt es einen eigenen Haustarifvertrag – hier lautet die Forderung der IG Metall ebenfalls sieben Prozent und 170 Euro für die Auszubildenden. Zudem pocht die IG Metall auf eine Sicherung der Beschäftigung und den Erhalt aller Standorte.
Quelle sowie weitere Fotos: IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen