28.05.2025 | Die Beschäftigten im Zahnradwerk Pritzwalk legten am Mittwoch, 28. Mai, zwischen 6.00 und 23.30 Uhr zum wiederholten Mal die Arbeit nieder: Mit ihrem fünften und bisher längsten Warnstreik in der aktuellen Tarifrunde – 17,5 Stunden – erhöhten die Kolleginnen und Kollegen der Früh- und der Spätschicht den Druck auf die Arbeitgeberseite weiter, die seit mehr als einem halben Jahr den Abschluss eines Tarifvertrages mit einer angemessenen Entgelterhöhung blockiert.
Die Warnstreikenden versammelten sich um 9.00 Uhr vor dem Werktor und zogen eine Viertelstunde später in einem Protestzug unüberhörbar trommelnd, pfeifend und trötend vom Zahnradwerk durch den Ort zum Wochenmarkt in Pritzwalk, um dort die Bürgerinnen und Bürger gemeinsam mit der IG Metall Oranienburg-Potsdam über die unerträgliche Lage im Zahnradwerk zu informieren.
Die Warnstreikenden verteilten Flugblätter und Gummibärchen an die Marktbesucherinnen und Marktbesucher und erläuterten ihnen ihre Kernforderung: Faire Tarifentgelte im Zahnradwerk Pritzwalk – denn gute Arbeit braucht gute Löhne. Denn nur Tarifverträge sichern Existenzen, stäken Familien und ermöglichen Teilhabe auch am städtischen Leben.
In den aktuellen Tarifverhandlungen im Zahnradwerk Pritzwalk blockiert die Arbeitgeberseite in Person von Verhandlungsführer Christoph Westerkamp hartnäckig eine einvernehmliche Lösung mit der IG Metall am Verhandlungstisch. Seit Oktober 2024 laufen die Tarifverhandlungen im Zahnradwerk Pritzwalk. In acht Verhandlungsrunden verweigerte der Arbeitgeber bisher jegliche Bereitschaft, eine konstruktive Lösung zu erreichen. Und seit mehr als zwei Monaten verweigert der Arbeitgeber gar jegliches Gespräch mit der IG Metall.
Stefanie Jahn, Geschäftsführerin der IG Metall Oranienburg-Potsdam, richtete deshalb in ihrer Rede an die Warnstreikenden und die Marktbesuchenden einen unmissverständlichen Appell an die Arbeitgeberseite: „Kommt endlich zurück an den Verhandlungstisch. Tarifflucht wird von uns nicht akzeptiert.“
Den Marktbesucherinnerinnen und Marktbesuchern erklärte die Gewerkschafterin: „Die Beschäftigten im Zahnradwerk kämpfen für einen fairen Lohn, der ihnen und ihren Familien eine gute Teilhabe ermöglicht und der auch perspektivisch für ein gutes Leben reicht. Sie verlangen faire Arbeitsbedingungen für ihre Facharbeit und ihre Flexibilität, die ihnen abverlangt wird – nicht mehr und nicht weniger.“
Gute Arbeit brauche gute Löhne, stellte Jahn klar. Gute Löhne stärken die Kaufkraft in der Region und ermöglichen allen hier ein gutes Miteinander, so Stefanie Jahn weiter. Sie betonte: „Unternehmer tragen Verantwortung, nicht nur für ihre Umsätze, sondern gerade auch für die Beschäftigten, die die Produkte mit ihrem Know-how und ihrer Expertise herstellen. Jeder und jede von ihnen hat es verdient, fair behandelt zu werden.“
Für diese Forderung ständen die Beschäftigten heute hier auf dem Marktplatz: Um darauf aufmerksam zu machen, welch große Ignoranz und Ungerechtigkeit ihnen seit Monaten widerfahre, so Jahn. Zum Abschluss stellte Stefanie Jahn klar: „Der Wille und die Kampfkraft der Beschäftigten im Zahnradwerk sind ungebrochen. Wir werden weitermachen!“
Das unterstrich auch Michael Siemens, der Betriebsratsvorsitzende im Zahnradwerk und Mitglied der Verhandlungskommission. „Der Arbeitgeber wird den Konflikt nicht aussitzen können“, sagte Siemens. „Die Pritzwalker Zahnradwerkerinnen und Zahnradwerker haben das Recht auf einen rechtssicheren Tarifvertrag und eine faire Bezahlung, die zum Leben reicht. Wir sind bereit, für unsere berechtigten Forderungen weiter zu kämpfen.“ Siemens freute sich über die positive Resonanz auf den öffentlichkeitswirksamen Warnstreik auf dem Marktplatz in Pritzwalk. „Die Marktbesucherinnen und Marktbesucher haben uns einhellig bestärkt, weiterzumachen und durchzuziehen“, so Siemens.
Die Geduld vieler Kolleginnen und Kollegen mit ihrem Arbeitgeber sei am Ende, mahnte Siemens. „Die Kolleginnen und Kollegen haben die Faxen dicke“, so Siemens. „Sie sind kampfbereit und fordern schon bald eine Urabstimmung, in der sie über einen unbefristeten Streik abstimmen wollen.“