Warnstreik bei ZF Getriebe, Heidelberger Druckmaschinen und B.E.S.

Protest für Gerechtigkeit mit Fahrzeugkorso in Brandenburg: „Schluss mit der ostdeutschen Spardose!“

23.03.2021 | Mit einem gemeinsamen Auto- und Fahrradkorso durch die innerstädtischen Straßen Brandenburgs an der Havel demonstrierten am Dienstagmittag, 23. März, annähernd 400 Beschäftigte von Heidelberger Druckmaschinen, ZF Getriebe und der Brandenburger Elektrostahlwerke (B.E.S) eindrucksvoll ihre Unterstützung für die Forderungen der IG Metall in der aktuellen Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie sowie der Eisen- und Stahlindustrie.

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Etwa 400 Beschäftigte von ZF, Heidelberger Druckmaschinen und B.E.S. nahmen am Warnstreik am 23. März 2021 in Brandenburg an der Havel teil. - Fotos: Volker Wartmann

Stefanie Jahn, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Oranienburg-Potsdam, fordert die Angleichung der Arbeitsbedingungen in Ost und West.

Die Forderungen der Kollegen sind unmissverständlich.

Die Kollegen von B.E.S. fordern einen Flächentarifvertrag.

Warnstreik im Autokinoformat.

Sandro Hoffmann, Betriebsratsvorsitzender bei ZF (links), und Patrick Hesse, Tarifsekretär des IG Metall-Bezirks Berlin-Brandenburg-Sachsen (rechts), fordern ein Entgegenkommen der Arbeitgeberseite.

Wie im Autokino reihten sich die Fahrzeuge nach ihrer Protestfahrt durch die Stadt auf dem Festplatz am Wiesenweg zur anschließenden Kundgebung auf. Dort sagte Stefanie Jahn, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Oranienburg-Potsdam unter dem „Hup-Applaus“ der Teilnehmenden: „Wir stehen hier und auch an vielen anderen Orten in Brandenburg, Sachsen und Berlin heute zusammen und setzen ein deutliches Zeichen in Richtung Arbeitgeber: Her mit der Anerkennung und Wertschätzung für die Leistungen der ostdeutschen Kolleginnen und Kollegen in den Konzernen und Betrieben. Es ist nicht nur an der Zeit, es ist lange überfällig, dass die Arbeitsbedingungen an den Westen angepasst werden“, so Jahn. „Wir stehen zusammen für eine Angleichung der Arbeitsbedingungen. Schluss mit der ostdeutschen Spardose und der Mitnahmementalität der Arbeitgeber! Metallarbeitgeber, schämt euch!“

Patrick Hesse, Tarifsekretär für die Metall- und Elektroindustrie bei der Bezirksleitung Berlin-Brandenburg-Sachsen, erläuterte den Kolleginnen und Kollegen die Tarifforderungen der IG Metall. „Zukunftstarifverträge sind für uns elementar, wenn wir die anstehenden Herausforderungen gemeinsam bewältigen wollen. Wir möchten darüber mit den Arbeitgebern nicht erst verhandeln, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist, was die Transformation angeht.“

Die Kolleginnen und Kollegen bei ZF und Heidelberger Druck – beides Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie – haben sich in dieser Tarifrunde bereits zum zweiten Mal an einem Warnstreik beteiligt. Aus gutem Grund, wie Sandro Hoffmann, Betriebsratsvorsitzender bei ZF, erläuterte. „Geld ist bei den Unternehmen genug da, trotzdem halten die Arbeitgeber die Taschen zu. Das nehmen wir nicht hin“, so Sandro Hoffmann. „Die Arbeitgeber verweigern Lösungen, verweigern Bewegung und verweigern Kreativität. Es kann nicht sein, dass sie sich weigern, mit uns zu reden. Der Arbeitgeberverband muss endlich wissen, was die Stunde geschlagen hat.“

„Wir brauchen einen tariflichen Rahmen für betriebliche Zukunftstarifverträge“, betonte auch der Betriebsratsvorsitzende bei Heidelberger Druckmaschinen, Sven Hutengs. „Entgeltverzicht rettet keinen einzigen Arbeitsplatz.“ Er appellierte an die Anwesenden: „Sagt das auch euren Kolleginnen und Kollegen, wenn sie Angst um ihren Arbeitsplatz haben.“ Hutengs weiter: „Wir bei Heidelberger Druckmaschinen haben im Rahmen der Restrukturierungen und des Stellenabbaus in den vergangenen Jahren deshalb nie auf tarifliche Leistungen wie beispielsweise Urlaubs- und Weihnachtsgeld und den T-ZUG verzichtet. Mit uns darf es keinen Ausverkauf der tariflichen Leistungen geben.“

Thomas Albrecht, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender der Brandenburger Elektrostahlwerke (B.E.S), sagte: „Wir haben bei B.E.S. zwar einen Anerkennungstarifvertrag, der an den Tarifvertrag Stahl Ost angelehnt ist. Aber Anerkennungstarifverträge bergen Erpressungspotential, weil der Arbeitgeber im Vergleich zu Flächentarifverträgen innerbetriebliche Regelungen nachfordern kann.“ Darum fordert er von seinem Arbeitgeber Riva, wieder in den Arbeitgeberverband einzutreten. „Wir wollen der Fläche nicht ständig hinterherhinken“, so Albrecht.

Die IG Metall fordert für die rund 290.000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in Berlin, Brandenburg und Sachsen ein Volumen von vier Prozent, das optional für eine Entgelterhöhung oder zur Beschäftigungssicherung eingesetzt werden kann, sowie einen tariflichen Rahmen für betriebliche Zukunftstarifverträge. Zudem soll die Verbesserung der Übernahme der Auszubildenden sowie die Einbeziehung der dual Studierenden in den Tarifvertrag geregelt werden. Außerdem fordert die IG Metall im Bezirk Berlin-Brandenburg-Sache ein Tarifliches Angleichungsgeld, um endlich erste Schritte in der Angleichung Ost voran zu kommen.

 

Von: vw

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