29.10.2024 | Mit einem Warnstreik zwischen 5.00 und 7.00 Uhr trat die Frühschicht bei ZF in Brandenburg am Morgen des 29. Oktober die angekündigte Warnstreikwelle im IG Metall-Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen los, um den Druck auf die Arbeitgeberseite in der aktuellen Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie zu erhöhen. An der zweistündigen Arbeitsniederlegung noch vor Sonnenaufgang beteiligten sich rund 100 Kolleginnen und Kollegen. Die Friedenspflicht hatte am 29. Oktober um 0.00 Uhr geendet.
Zum Aufwärmen gab es für die Streikenden in den kühlen, stockfinsteren Morgenstunden vor der Einfahrt zum Werk reichlich heißen Kaffee, Bockwürste und Knacker. Zum ersten Warnstreik im Bezirk war auch IG Metall-Bezirksleiter und Verhandlungsführer Dirk Schulze nach Brandenburg an der Havel gekommen. Er informierte die Streikenden über den aktuellen Stand der Verhandlungen und appellierte an die Beschäftigten, sich von den lauten Klageliedern der Arbeitgeber nicht in die Irre führen lassen. „Lohnverzicht rettet keine Arbeitsplätze“, stellte Schulze unmissverständlich klar. Er forderte die Arbeitgeber auf, „die klaren Signale aus ihren Belegschaften ernst zu nehmen und rasch ein deutlich verbessertes Angebot vorzulegen. Wir brauchen mehr Asche in der Tasche!“
Schulze betonte, dass die Forderung der IG Metall aus mehreren Gründen berechtigt sei. „Der private Konsum ist das wichtigste Standbein der deutschen Wirtschaft. Da sind sich alle Fachleute einig“, stellte Schulze klar. „Nur die Arbeitgeber haben das noch nicht verstanden.“
Das erste Angebot der Arbeitgeber bezeichnete Schulze als „schändlich“. Bisher schlagen die Arbeitgeber eine Entgelterhöhung um 1,7 Prozent zum 1. Juli 2025 und um 1,9 Prozent zum 1. Juli 2026 vor. Die Laufzeit des Tarifvertrags soll nach ihren Vorstellungen 27 Monate betragen. „Auf 27 Monaten gerechnet bedeutet das eine Lohnerhöhung von 1,6 Prozent. Das ist völlig inakzeptabel“, sagte Schulze. „Dieser Vorschlag ist eine absolute Geringschätzung eurer wertvollen Arbeit, die ihr tagtäglich in euren Betrieben leistet.“
Die IG Metall fordert sieben Prozent mehr Entgelt und eine Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 170 Euro bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Zudem will sie eine soziale Komponente für untere Einkommensgruppen und mehr Zeitsouveränität für die Beschäftigten erreichen. Dafür werden die Metallerinnen und Metaller mit weiteren Warnstreiks nachlegen und den Druck – falls nötig – noch weiter erhöhen, kündigte Schulze an.
Die dritten Verhandlungsrunden für Berlin-Brandenburg und für Sachsen sind für den 5. November verabredet.