Zweiter Warnstreik bei HSN in Nauen

„Wir wollen gleiches Geld für gleiche Arbeit im gesamten Konzern.“

03.12.2024 | Direkt am Folgetag der erneut ergebnislosen, dritten Verhandlungsrunde über einen Tarifvertrag zwischen der IG Metall Oranienburg-Potsdam und der Geschäftsleitung der Hausgeräte Service Nauen GmbH (HSN) haben die Beschäftigten am Dienstag, 3. Dezember, mit einem dreistündigen Warnstreik klargemacht, dass sie die Hinhaltetaktik der Arbeitgeberseite nicht akzeptieren. Zwischen 15.30 und 18.30 Uhr legten nahezu sämtliche Kolleginnen und Kollegen der Spätschicht die Arbeit nieder und versammelten sich vor dem Werktor und demonstrierten eindrucksvoll, dass sie geschlossen hinter ihrer Forderung nach einem fairen Tarifvertrag stehen.

Am zweiten Warnstreik bei HSN in Nauen beteiligte sich nahezu die gesamte Spätschicht. - Fotos: Volker Wartmann

Die Botschaft der Belegschaft Richtung Arbeitgeber ist unmissverständlich: Tarifvertrag jetzt!

Der Betriebsratsvorsitzende Holger Schröder (links) und Betriebsrätin Christine Rieck (rechts) freuen sich über die herausragende Beteiligung ihrer Kolleginnen und Kollegen an dem zweiten Warnstreik bei HSN.

IG Metall-Verhandlungsführerin Anne Borchelt informierte die die Belegschaft über den entäuschenden Verlauf der dritten Verhandlungsrunde.

Trotz ungemütlichen Regenwetters war die Stimmung bei den Warnstreikenden sehr gut.

Warnstreik und gute Laune sind kein Widerspruch.

Die Kolleginnen und Kollegen bei HSN stehen geschlossen hinter den Forderungen der IG Metall.

KLare Botschaft: Gute Arbeit verdient einen guten Tarif.

Der gewerkschaftliche Organisationsgrad bei HSN in Nauen ist mittlerweile sehr hoch.

Tarifvertrag jetzt!

Das Logistikzentrum in Nauen war während der drei Stunden wie leergefegt. Weder das ungemütliche Regenwetter noch die Dunkelheit konnten die Kampfbereitschaft der Kolleginnen und Kollegen trüben. Die Hausgeräte Service Nauen GmbH Nauen (HSN) ist eine Unternehmenstochter von Bosch-Siemens-Hausgeräte und für die Logistik des Unternehmens zuständig. Bei HSN arbeiten annähernd 200 Beschäftigte. Obwohl sie einen wichtigen Teil zum Funktionieren des gesamten Konzerns beitragen, sind ihre Arbeitsbedingungen schlechter als beim Großteil des Bosch-Siemens-Hausgeräte-Konzerns.

IG Metall-Verhandlungsführerin Anne Borchelt, Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Oranienburg-Potsdam, berichtete der Belegschaft von der bereits dritten Verhandlungsrunde am Vortag. „Wir haben der Arbeitgeberseite vor sieben Monaten ein konkretes Verhandlungsangebot auf den Tisch gelegt. Passiert ist seitdem: nichts“, sagte Borchelt. Am 6. Juni hatte die IG Metall die Arbeitgeberseite aufgefordert, über eine Entgelterhöhung in Höhe von 8,5 Prozent für die Laufzeit von zwölf Monaten sowie ein Tarifwerk analog zu den Regelungen in den Flächentarifverträgen der Metall - und Elektroindustrie Berlin und Brandenburg zu verhandeln.

Die Arbeitgeberseite hat bisher lediglich eine Einmalzahlung in Höhe von drei Prozent des Bruttolohns für das Jahr 2025 vorgeschlagen, die sie Mitte 2025 auszahlen würde. „Der Vorschlag der Arbeitgeber ist eine absolute Frechheit“, sagte Borchelt. „Wir werden keinem inhaltsleeren Pseudoangebot zustimmten“, sicherte Borchelt den Warnstreikenden zu und stellte klar: „Einen kostenneutralen Tarifvertrag, wie ihn sich die Arbeitgeber vorstellen, wird es mit uns nicht geben. Wir werden unsere Arbeitskampffreiheit nicht für einen Vertrag aufgeben, in dem im Grunde nichts drinsteht.“

Die IG Metall werde nicht länger akzeptieren, dass es innerhalb des Konzerns eine Zweiklassengesellschaft gebe – Beschäftigte mit Tarifvertrag auf der einen Seite, Beschäftigte ohne Tarifvertrag auf der anderen Seite, so Borchelt. „Es kann und darf nicht sein, das von rund 16.500 Beschäftigten im Konzern 700 ohne Tarifvertrag arbeiten, davon 650 hier am Standort Nauen“, sagte Borchelt.

Die Arbeitgeberseite versuche, auf Zeit zu spielen und die Beschäftigten mürbe zu machen, so Borchelt. „Das wird dem Arbeitgeber aber nicht gelingen, weil wir eng und stark zusammenstehen“, ist Borchelt überzeugt. „Es lohnt sich, weiterhin für einen fairen Tarifvertrag zu kämpfen.“ Die Kolleginnen und Kollegen stimmen Borchelt entschieden und lautstark zu.

Die Entschlossenheit und Kampfbereitschaft seiner Kolleginnen und Kollegen unterstreicht auch der Betriebsratsvorsitzende Holger Schröder. „Die Stimmung in der Belegschaft ist aufgeheizt. Die Kolleginnen und Kollegen hier am Standort Nauen sind nicht mehr bereit, sich noch länger schlechter behandeln und unterdrücken zu lassen“, sagte Holger Schröder. „Wir hier in Nauen und die Kolleginnen und Kollegen in Bretten bei Karlsruhe sind die einzigen zwei Standorte von insgesamt 17 Standorten des Konzerns in Deutschland, an denen es keinen Tarifvertrag gibt.“ Das sei absolut inakzeptabel, so der Betriebsratsvorsitzende. „Wir wollen gleiches Geld für gleiche Arbeit im gesamten Konzern“, unterstreicht Schröder. „Wir sind hier in Nauen inzwischen gewerkschaftlich sehr gut organisiert und bereit, für einen fairen Tarifvertrag auch in harte Auseinandersetzungen mit der Arbeitgeberseite zu gehen.“

 

Von: vw

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