Gemeinsame Delegiertenversammlung der IG Metall-Geschäftsstellen Oranienburg und Potsdam

Zahlreiche Herausforderungen auch in der zweiten Jahreshälfte 2025: Die IG Metall Oranienburg-Potsdam bleibt dran!

20.06.2025 | Bei der gemeinsamen Delegiertenkonferenz der IG Metall-Kooperationsgeschäftsstellen Potsdam und Oranienburg im Stadtklubhaus in Hennigsdorf am 19. Juni standen neben Zahlen, Daten, Fakten zur Mitglieder- und Beitragsentwicklung die herausfordernde Situation in zahlreichen Betrieben in der Region im Mittelpunkt der Veranstaltung. Außerdem präsentierte Gastreferentin Katrin Mohr den Delegierten die Kernpunkte der neuen Sozialstaatsoffensive der IG Metall.

Die gemeinsame Delegiertenversammlung der IG Metall-Geschäftsstellen Oranienburg und Potsdam im Stadtklubhaus in Hennigsdorf am 19. Juni war gut besucht. - Fotos: Volker Wartmann

Zu Beginn der Veranstaltung stellte Geschäftsführerin Stefanie Jahn die Geschäftsberichte beider Geschäftsstellen vor.

Die Delegierten hören aufmerksam zu.

Der politische Sekretär Jordi Ziour (links) bat die Delegierten, bei den neuen Auszubildenden in ihren Betrieben für das Begrüßunggscamp der IG Metall Oranienburg-Potsdam zu werben, das Ende September stattfinden soll.

Anne Borchelt, Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Oranienburg-Potsdam, berichtete den Delegierten über die erfolgreichen Tarifverhandlungen bei HSN in Nauen.

Gastreferentin Katrin Mohr informierte die Delegierten über die aktuelle Sozialstaatsoffensive der IG Metall.

Die Delegierten hören dem Vortrag interessiert zu.

Die Delegierten nahmen während des Vortrags via Smartphone an einer Umfrage teil, in der sie bewerteten, welche sozialstaatlichen Errungenschaften ihnen besonders wichtig sind.

Die Ergebnisse der Umfrage wurden anschließend auf der Leinwand vorn im Saal präsentiert.

Sabrina Selle, Betriebsrätin und IG Metall-Vertrauensfrau bei ZF in Brandenburg an der Havel, warb um eine rege Teilnahme an einem Weiterbildungsseminar für Vertrauensleute.

Moderator Christoph Welbers führte gewohnt souverän durch die Veranstaltung.

Mehrere Delegierte hatten nach dem Vortrag über die Sozialstaatsoffensive der IG Metall Fragen an die Referentin.

Die Delegierenversammlung am 19. Juni war eine sehr diskussionsfreudige Veranstaltung.

Auch die Delegierten in der äußeren Reihe hören konzentriert zu.

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Zu Beginn stellte Stefanie Jahn, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Oranienburg-Potsdam, die aktuellen Geschäftsberichte beider Geschäftsstellen vor. Erfreulich sei, dass beide Geschäftsstellen im Vergleich zum Mai im Vorjahr einen Zuwachs an betrieblichen Mitgliedern verzeichnen konnten, insbesondere bei den Angestellten. Auch die Beitragsentwicklung in beiden Geschäftsstellen sei positiv, so Jahn. Sie betonte, dass die Gewinnung neuer Mitglieder weiterhin ein wesentlicher Arbeitsschwerpunkt der Geschäftsstellen Oranienburg und Potsdam bleibe.

Stefanie Jahn erinnerte die Delegierten daran, dass im nächsten Jahr in zahlreichen Betrieben Betriebsratswahlen stattfinden. Darum sei es notwendig, sich rechtzeitig um Kandidatinnen und Kandidaten für die Wahlvorstände zu kümmern, die Ende November 2025 in Wahlvorstandsschulungen für ihre Aufgabe geschult werden sollen.

Lage in den Betrieben in der Region

Anschließend gab Stefanie Jahn einen kurzen Überblick über die aktuelle Lage in zahlreichen Betrieben in der Region. Erfreulich sei, dass bei Hausgeräte Service Nauen (HSN), der Logistiktochter des Bosch-Siemens-Hausgeräte-Konzerns, kürzlich nach mehr als einem Jahr Verhandlungen ein Ergebnis über einen Tarifvertrag erreicht werden konnte, so Jahn.

Beim benachbarten Werk BSH seien inzwischen ebenfalls Tarifverhandlungen angelaufen. Mittelfristiges Ziel dort sei die Angleichung an den Flächentarifvertrag, wie er an allen anderen Standorten des Bosch-Siemens-Hausgeräte-Konzerns in Deutschland die Regel sei, so Jahn.

Trotz massiven Stellenplatzabbaus im vergangenen Jahr konnte auch bei Diehl in Zehdenick ein Tarifergebnis erreicht werden. Die Verhandlungspartner einigten sich auf die Übernahme des letzten Ergebnisses der Metall- und Elektroindustrie auf die Tabelle, außerdem wird das Urlaubsgeld 2025 und 2026 erhöht, erläuterte Stefanie Jahn.

Festgefahren ist indessen die Situation im Zahnradwerk Pritzwalk. Dort weigert sich der Arbeitgeber seit Monaten, mit der IG Metall über einen neuen Tarifvertrag zu sprechen. Mittlerweile haben dort in diesem Jahr sechs Warnstreiks stattgefunden, weitere werden wahrscheinlich folgen. „Unser Ziel bleibt, für die Beschäftigten im Zahnradwerk erneut einen rechtssicheren Tarifvertrag zu erstreiten“, bekräftigte Jahn.

Bei Heidelberger Druckmaschinen in Brandenburg an der Havel konnte sich die IG Metall in schwierigen Verhandlungen mit dem Arbeitgeber auf einen neuen Anerkennungstarifvertrag einigen. Vor dem Hintergrund der schwierigen wirtschaftlichen Situation des Unternehmens hatte der Arbeitgeber anfangs erhebliche Beiträge und Lohnverzicht von den Beschäftigten gefordert.

Sehr unterschiedlich sieht die Lage in den beiden Riva-Stahlwerken in der Region aus. Während das Brandenburger Elektrostahlwerk (B.E.S.) in Brandenburg an der Havel gut ausgelastet ist, ist die aktuelle Lage beim Hennigsdorfer Elektrostahlwerk (H.E.S.) derzeit katastrophal. Seit Januar 2025 steht die Produktion still, die meisten Beschäftigten sind auf Kurzarbeit Null. Viele Kolleginnen und Kollegen haben das Unternehmen mittlerweile verlassen. Wann die Produktion bei H.E.S. wieder angefahren werden kann, ist ungewiss.

Auch in zahlreichen weiteren Betrieben in der Region sind die hauptamtlichen Kolleginnen und Kollegen der IG Metall Oranienburg-Potsdam tagein, tagaus unterwegs, um die Beschäftigten in ihren jeweiligen Anliegen zu unterstützen, erläuterte Stefanie Jahn. Zu diesen Betrieben zählen beispielsweise Alstom in Hennigsdorf, Mosolf in Ketzin, Rhenus in Brandenburg an der Havel, Ohst in Rathenow, Voestalpine in Brandenburg an der Havel, Miethke in Potsdam, Nord-Ostsee-Auto in Brandenburg an der Havel, Stern-Auto in Potsdam und Selux in Ketzin. Bei den genannten Betrieben stehen unterschiedliche Aufgaben und Herausforderungen auf der To-Do-Liste, beispielsweise Eingruppierungsfragen, Unterstützung bei Betriebsratswahlen, Mitgliederstärkeaufbau, Umsetzung von Tarifverträgen oder Beschäftigungssicherung.

Neue Sozialstaatsoffensive der IG Metall

Bereits zu Beginn der Sitzung hatte Stefanie Jahn darauf hingewiesen, dass die IG Metall in den kommenden Monaten und Jahren massiv Druck auf die neue Bundesregierung ausüben müsse, damit diese die in den vergangenen Jahrzehnten erreichten sozialen Errungenschaften erhält und perspektivisch möglichst ausbaut. Passend dazu informierte Katrin Mohr die Delegierten mit einem Gastvortrag über die aktuelle Sozialstaatsoffensive der IG Metall. Mohr ist im Ressort Grundsatzfragen und Gesellschaftspolitik der IG Metall tätig.

„Der Problemdruck ist hoch“, sagte Katrin Mohr zu Beginn ihres Vortrags und listete diverse Problemfelder auf: „Die Zahl der armutsgefährdeten Rentner steigt, die Arbeitslosenzahlen steigen, ebenso der Fachkräftemangel. Die Wohnungsnot ist eine zusätzliche Jobbremse, viele Kitas sind in der Krise.“

Der Sozialstaat stehe stark unter Druck, so Mohr. „Vor allem aus dem Arbeitgeber- und Wirtschaftslager nehmen die Angriffe auf den Sozialstaat zu. Investitionen für ökologischen Umbau und Soziales werden gezielt gegeneinander ausgespielt und Sozialkürzungen in den Raum gestellt.“ Es bestehe die Gefahr, dass soziale Errungenschaften, „die wir über viele Jahre erkämpft haben, abgeschafft werden“, sagte Mohr.

„Wir müssen wieder in die Offensive kommen, um den Sozialstaat auszubauen“, bekräftigte Mohr. Darum fordere die IG Metall unter anderem eine Bürgerversicherung in der Kranken- und Pflegeversicherung. „Alle müssen rein ins Solidarsystem“, sagte Mohr nachdrücklich. Um der Altersarmut entgegenzuwirken, plädiert die IG Metall für eine Reform der Alterssicherung, die unter anderem eine Anhebung des Rentenniveaus auf 53 Prozent und die Einführung einer solidarischen Erwerbstätigenversicherung vorsieht.

Katrin Mohr appellierte an die Delegierten, sich nicht von falschen Debatten ablenken zu lassen und nannte als Beispiel den vorsätzlichen Betrug beim Bürgergeld. „Der gesamtwirtschaftliche Schaden durch Hartz-IV-Betrug liegt bei 60 Millionen Euro im Jahr, der durch Steuerbetrug bei 100 Milliarden Euro“, stellte Mohr klar. „Lasst uns lieber darüber reden, dass es keine faire Umverteilung gibt und die Superreichen immer reicher werden.“

Als wesentliche Ziele der Sozialstaatsoffensive der IG Metall nannte Katrin Mohr folgende Punkte:

- In den anstehenden Auseinandersetzungen schlagkräftig und sichtbar gegen Angriffe auf den Sozialstaat Stellung beziehen.

- Längerfristig auf eine Erneuerung des Sozialstaats und entsprechende Reformen hinwirken, Einflussnahme auf Regierungspolitik und in Reformkommissionen.

- Stärkere Verankerung des Leitbildes eines solidarischen Sozialstaats bei unseren Mitgliedern erreichen. Mitgliederbindung (auch) über soziales Engagement.

„Wir müssen jetzt die Weichen neu stellen“, sagte Katrin Mohr eindringlich. „Darum müssen wir als IG Metall verstärkt Einfluss auf die Reformpolitik der Bundesregierung nehmen.“

Das bekräftigte auch Stefanie Jahn zum Abschluss der Veranstaltung noch einmal und wünschte allen Delegierten und ihren Familien einen schönen Sommer und eine entspannte Urlaubszeit.

 

Wichtige Termine – bitte vormerken

26. Juni, 18.30 – 20.00 Uhr, Digitaler Diskurs mit Christiane Benner und Jürgen Kerner

28. Juni, 10.30 – 12.00 Uhr, Digitaler Diskurs mit Christiane Benner und Jürgen Kerner

15. August, 13.00 Uhr, Sommerfest der Senioren im Hof der Geschäftsstelle Hennigsdorf

16. September, 15.00 Uhr, Delegiertenversammlung Potsdam im Hotel Axxon in Brandenburg an der Havel

17. September, 15.30 Uhr, Delegiertenversammlung Oranienburg im Stadtklubhaus in Hennigsdorf

21. November, 13.00 Uhr, Skatturnier der Senioren in der Geschäftsstelle in Hennigsdorf

3. Dezember, 15.00 Uhr, gemeinsame Delegiertenversammlung der Geschäftsstellen Oranienburg und Potsdam im Hotel Mercure in Potsdam

 

 

Von: vw

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