ZWP Zahnradwerk in Pritzwalk

Warnstreik im Zahnradwerk Pritzwalk: Beschäftigte fordern endlich einen Tarifvertrag und erhöhen den Druck

21.09.2021 | Im Zahnradwerk Pritzwalk lief am Dienstag, 21. September, zwischen 6.00 und 8.00 Uhr morgens gar nichts, die Werkshallen waren während dieser Zeit verwaist. Die Kolleginnen und Kollegen der Frühschicht versammelten sich stattdessen zu einem zweistündigen Warnstreik vor dem Werkstor. Gemeinsam mit weiteren Beschäftigten aus der Nacht- und Spätschicht sendeten sie geschlossen und unmissverständlich ein deutliches Signal in Richtung Geschäftsführung: Wir wollen endlich einen fairen Tarifvertrag mit besseren Lohn- und Arbeitsbedingungen.

Im Zahnradwerk in Pritzwalk legte die Belegschaft am 21. September für zwei Stunden die Arbeit nieder, um ihre Forderung nach einem Tarifvertrag zu untermauern. - Fotos: Volker Wartmann

Das Zahnradwerk sucht Fachkräfte, ist aber nicht bereit, diesen angemessene Löhne zu zahlen.

Die Forderungen der Kolleginnen und Kollegen sind unmissverständlich.

Auch Stefanie Jahn (Mitte), Erste Bevollmächtigte der IG Metall Oranienburg-Potsdam, war bei dem Warnstreik dabei. Links IG Metall-Verhandlungsführerin Anne Borchelt, rechts der Betriebsratsvorsitzende Dennis Weidel.

An dem Warnstreik im Zahnradwerk beteiligten sich die gesamte Frühschicht sowie auch Beschäftigte der Nacht- und Spätschicht.

Metaller Michael Siemens, Mitglied der Verhandlungs- und Tarifkommission, zeigt unmissverständlich, was er und seine Kolleginnen und Kollegen fordern.

Deutliches Signal Richtung Geschäftsführung.

Warnstreik und gute Laune stehen nicht in Widerspruch zueinander.

IG Metall-Verhandlungsführerin Anne Borchelt freut sich über die große Beteiligung am ersten Warnstreik beim Zahnradwerk Pritzwalk.

Auch einige ehemalige Beschäftigte im Zahnradwerk, die mittlerweile Rentner sind, bekundeten ihre Solidarität.

Die Geschäftsführung weigert sich bisher trotz mehrfacher Aufforderung seit Monaten, sich mit der IG Metall an den Verhandlungstisch zu setzen und konstruktive Gespräche über einen Tarifvertrag mit Zukunftsperspektive führen. Dabei ist die Forderung der Kolleginnen und Kollegen mehr als berechtigt. Das bisherige Entlohnungssystem im Zahnradwerk Pritzwalk ist intransparent, teilweise werden die Beschäftigten für die gleiche Arbeit unterschiedlich bezahlt. Die Löhne liegen deutlich unter dem Niveau, das in der Metall- und Elektroindustrie üblich ist.

„Die Kolleginnen und Kollegen sind es leid, sich länger verschaukeln und hinhalten zu lassen“, sagte Anne Borchelt, zuständige Verhandlungsführerin der IG Metall Oranienburg-Potsdam. „Darum fordern sie endlich einen Tarifvertrag mit einem transparenten und gerechten Entgeltsystem, der ihnen Verlässlichkeit und Planungssicherheit für die Zukunft gibt.“

„Mit dem heutigen Warnstreik zeigt die Belegschaft eindrucksvoll Flagge und dass sie bereit und entschlossen ist, gemeinsam für bessere Lohn- und Arbeitsbedingungen zu kämpfen“, betonte Anne Borchelt. „Wenn der Arbeitgeber weiterhin keine Bereitschaft zeigt, konstruktiv mit der IG Metall zu verhandeln, werden die Kolleginnen und Kollegen ihre Warnstreiks und Aktionen in den kommenden Wochen ausweiten.“

„Bei den Kolleginnen und Kollegen herrscht sehr viel Missmut, weil die Bezahlung und das Entgeltsystem unzureichend sind“, sagt Dennis Weidel, Betriebsratsvorsitzender im Zahnradwerk Pritzwalk. „Über die letzten Jahre ist hier nichts passiert, wir hatten keine Lohnentwicklung. Die Kosten steigen immer weiter und wir haben immer weniger in der Tasche. Die Entlohnungsgrundsätze im Unternehmen stimmen einfach nicht.“ Weidel weiter: „Wir fordern endlich faire Löhne für gute Arbeit. Das Lohnniveau ist hier sehr niedrig im Vergleich zu anderen Unternehmen in der Umgebung.“

Der Organisationsgrad im Unternehmen sei mittlerweile sehr hoch, so der Betriebsratsvorsitzende Weidel. „Wir hatten in letzter Zeit einen großen Zuwachs an IG Metall-Mitgliedern“, sagt Weidel. „Die Leute haben erkannt, dass wir nur etwas bewegen können, wenn möglichst viele Mitglied in der IG Metall sind und wir für unsere Forderungen zusammenstehen. Wir erwarten, dass sich die Geschäftsführung jetzt mit uns an den Tisch setzt und mit der IG Metall endlich über einen Tarifvertrag verhandelt. Wenn nicht, sind wir bereit, weiter Druck zu machen.“

„Auf der einen Seite beklagt sich das Unternehmen über Fachkräftemangel. Auf der anderen ist es nicht bereit, angemessene Löhne zu bezahlen und faire Arbeitsbedingungen zu bieten. Das muss ein Ende haben“, bekräftigt IG Metall-Verhandlungsführerin Anne Borchelt. „Auf Dauer wird der Arbeitgeber sich den berechtigten Interessen der Belegschaft nicht verweigern können. Die Erfahrung zeigt, dass Unternehmen mit einem guten Tarifvertrag nicht nur eine motiviertere Belegschaft haben, sondern auch wirtschaftlich erfolgreicher sind.“

Im Zahnradwerk Pritzwalk arbeiten etwa 190 Beschäftigte im Dreischichtbetrieb, die hochwertige Präzisionszahnräder und Zahnwellen nach individuellen Wünschen für Kunden in aller Welt fertigen.

 

Berichterstattung:

Pritzwalker Stadtzeitung

 

Von: vw

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