Angleichung Arbeitszeit Ost

35 jetzt! Beschäftigte von Mahle protestieren mit symbolischer Arbeitszeitmauer

07.05.2019 | 35 jetzt! Mit einer weithin sichtbaren Protestaktion haben die Beschäftigten der Mahle Filtersysteme GmbH in Wustermark am Dienstag, 7. Mai, deutlich demonstriert, dass sie die Verkürzung der Wochenarbeitszeit auf 35 Stunden jetzt wollen – und nicht erst am Sankt Nimmerleinstag. Ihre Botschaft ist unübersehbar: „35-Stunden-Woche – in der Kürze liegt die Würze“ oder „35 reicht“ stand auf einigen der zahlreichen, großen Plakate, die die Beschäftigten bereits in den frühen Morgenstunden in einer langen Reihe auf dem Bürgersteig vor dem Werk aufgestellt hatten.

Unübersehbar: Die symbolische Arbeitszeitmauer zwischen Ost und West, welche die Mahle-Beschäftigten vor ihrem Betrieb in Wustermark errichtet haben. Fotos: IG Metall

„Die Wand aus Plakaten steht symbolisch für die die Arbeitszeitmauer, die zwischen Ost und West noch immer besteht“, sagt Metaller und Betriebsratsvorsitzender David Schmidt. Bei einer anderthalbstündigen, gut besuchten, zusätzlichen Betriebsversammlung in der Kantine des Betriebs am frühen Nachmittag trugen nahezu sämtliche Beschäftigten T-Shirts mit der Aufschrift „35 reicht“. „Was die Arbeitgeber bisher als Angebot auf den Tisch gelegt haben, ist keine Lösung, sondern eine Neugestaltung der Ungerechtigkeit, die 30 Jahre nach Mauerfall noch immer vorherrscht“, so Schmidt.

„Eine Angleichung der Wochenarbeitszeit für die Kolleginnen und Kollegen in Ostdeutschland ist 30 Jahre nach dem Mauerfall längst überfällig“, betonte vor Ort auch Stefanie Jahn, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Potsdam-Oranienburg. „Die Beschäftigten haben kein Verständnis für ein weiteres Verzögern der Arbeitszeitverkürzung. Wir wollen einen Abschluss ohne Wenn und Aber und ohne weitere Zugeständnisse, der schnellstens umgesetzt wird.“

Verhandlungen mit den Arbeitgebern bisher ergebnislos

Die IG Metall verhandelt derzeit mit den Arbeitgebern der Metall- und Elektroindustrie über die Angleichung der Arbeitszeit. In der dritten Runde am Freitag, 3. Mai, in Magdeburg hatte es keinen Durchbruch gegeben. Die IG Metall will eine verbindliche Regelung zu einer Verkürzung der Arbeitszeit erreichen. Dafür braucht es einen Tarifvertrag mit klar definierten Zeiträumen zur Absenkung der Arbeitszeit. Das Modell der IG Metall sieht vor, dass die Arbeitszeitverkürzung bis 2030 in allen tarifgebundenen Betrieben komplett umgesetzt sein muss. Der Tarifvertrag soll einen Einführungskorridor mit Bandbreitenmodell regeln. „Dieses Modell enthält bereits weitgehende Kompromisslinien und damit ein deutliches Angebot an die Arbeitgeber“, sagte Olivier Höbel, Bezirksleiter im IG Metall-Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen. „Es kommt für uns nicht in Frage, die Regelung der Arbeitszeit ausschließlich an die Betriebsparteien zu delegieren.“

Dem Vorhaben der Arbeitgeber aus der Arbeitszeitverkürzung eine dauerhafte bezahlte Verlängerung der Wochenarbeitszeit zu machen, hat die Gesprächskommission eine klare Absage erteilt. „Die Arbeitgeber müssen sich jetzt bewegen und die Signale der Belegschaften ernst nehmen“, sagte Olivier Höbel.

Nächste Verhandlungsrunde am 21. Mai

Das nächste Gespräch mit den Arbeitgebern findet am 21. Mai in Berlin statt. „Bis dahin erwarten wir einen konstruktiven Vorschlag, um das gemeinsame Ziel einer Einigung im ersten Halbjahr zu ermöglichen“, so Olivier Höbel. Gleichzeitig stellte er aber auch unmissverständlich klar: „Eine Einigung um jeden Preis wird es mit uns nicht geben.“

An den Aktionstagen für die Angleichung der Wochenarbeitszeiten in Ostdeutschland an den Westen werden sich bis zum 10. Mai Kolleginnen und Kollegen aus mehr als 20 Betrieben in Berlin, Brandenburg und Sachsen beteiligen.

Von: vw

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