Warnstreik bei Mahle in Wustermark

„Die Angleichung Ost hat für uns oberste Priorität.“

05.03.2021 | Gleich zweimal an einem Tag legten die Beschäftigten von Mahle Filtersysteme im brandenburgischen Wustermark am Freitag, 5. März, die Produktion für jeweils anderthalb Stunden lahm: vormittags die Frühschicht, nachmittags die Spätschicht. Es waren nicht die ersten Warnstreiks bei Mahle in dieser Woche. Punkt Mitternacht unmittelbar nach Ende der Friedenspflicht in der Nacht zu Dienstag war bereits die gesamte Nachtschicht für drei Stunden in den Warnstreik getreten.

Am Warnstreik am Vormittag nahmen nahezu alle Kolleginnen und Kollegen der Frühschicht teil. - Fotos: Volker Wartmann

Stefanie Jahn, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Oranienburg-Potsdam, berichtete den Warnstreikenden vom Stillstand in der aktuellen Tarifrunde.

Der Betriebsratsvorsitzende David Schmidt forderte in punkto Angleichung "endlich Gerechttigkeit".

Frauenpower bei Mahle.

Tobias Bank von der Partei die Linke unterstützt die Forderungen der IG Metall.

Bianca Webler von Berliner Büro des IG Metall-Vorstands überbrachte den Kolleginnen und Kollegen solidarische Grüße.

Stefanie Jahn, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Oranienburg-Potsdam, diktiert einem Journalisten die Forderungen der IG Metall in den Block.

O-Ton des Betriebsratsvorsitzenden David Schmidt über seine Kolleginnen und Kollegen bei Mahle in Wustermark: "Eine geile Truppe."

Stefanie Jahn, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Oranienburg-Potsdam, berichtete den Kolleginnen und Kollegen vom aktuellen Stand in der laufenden Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie. „Die Arbeitgeber sagen, sie seien nicht bereit, ein Sonderopfer Ost für die Beschäftigten zu bringen“, sagte Jahn. „Das ist eine bodenlose Frechheit. Es sind doch die Beschäftigten in Ostdeutschland, die seit 30 Jahren durch ihre Mehrarbeit ein Sonderopfer Ost gebracht haben und viele Jahre umsonst für den Arbeitgeber gearbeitet haben. Jahn weiter: „Es ist an der Zeit, dass ihr etwas von dem, was ihr eingezahlt habt, endlich zurückbekommt. Die Arbeitszeitmauer muss mehr als 30 Jahre nach der Wende jetzt endlich fallen.“

Die IG Metall fordert für die Beschäftigten im Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen in dieser Tarifrunde ein Tarifliches Angleichungsgeld, um endlich erste Schritte in diesem seit Langem schwelenden Konflikt voranzukommen.

Jahn kündigte an, den Druck auf die Arbeitgeber in den kommenden Wochen zu erhöhen: „Wir hatten hier bei Mahle 2018 schon einmal einen 24-Stunden-Warnstreik. Es ist nicht ausgeschlossen, dass das hier in den nächsten Wochen wieder passiert, wenn uns die Arbeitgeber nicht entgegenkommen.“

„Drei Warnstreiks gleich in der ersten Woche, das muss uns erstmal einer nachmachen“, rief Betriebsratsvorsitzender David Schmidt seinen Kolleginnen und Kollegen zu. „Ihr seid schon eine geile Truppe.“

Im Vergleich zu ihren Kolleginnen und Kollegen in Westdeutschland arbeiten auch die Beschäftigten bei Mahle 30 Jahre nach der Wende drei Stunden mehr pro Woche – unbezahlt. „Die Angleichung der Arbeitsbedingungen hat für uns in dieser Tarifrunde oberste Priorität. Dabei wollen wir eine Lösung in der Fläche“, sagte David Schmidt. „Wer Recht hat, hat auch das Recht, Streit anzufangen. Wir werden so lange auf die Kacke hauen, bis wir endlich Gerechtigkeit haben.“

Tobias Bank, Mitglied im Bundesvorstand der Partei die Linke und Vorsitzender der Gemeindevertretung von Wustermark, unterstützt die Forderungen der IG Metall in vollen Umfang. „Ich bin froh, dass das so wichtige Thema Ost-Westangleichung vom IG Metall-Bezirk Berlin-Brandenburg mit Nachdruck auf die Tagesordnung gesetzt wird“, sagte Bank. „30 Jahre nach der Wiedervereinigung ist es ein Skandal, dass die Löhne in Ost und West noch immer nicht angeglichen sind.“ Zu den Herausforderungen der bevorstehenden Transformation sagte Bank: „Viel zu lange wurde in viel zu vielen Chefetagen verschlafen, sich für die Zukunft fit zu machen. Eure Warnungen und Vorschläge wurden in den Wind geschlagen. Dabei seid Ihr es, die als Expertinnen und Experten der Arbeitswelt meist nur zu genau wissen, wo es hakt.“ Deshalb brauche es jetzt endlich auch bei zentralen wirtschaft­lichen Entscheidungen „echte Mitbestimmungsrechte für Betriebs­räte und Gewerkschaften“, so Bank: „Es darf nicht länger über die Köpfe der Beschäftigten hinweg entschieden werden. Die Beschäftigten haben die Kenntnisse und ein vitales Eigeninteresse an nachhaltig zukunftsfähigen Unternehmen. Damit sichern wir Beschäftigung und machen die Unternehmen fit.“

Auch Bianca Webler von Berliner Büro des IG Metall-Vorstands überbrachte den Kolleginnen und Kollegen solidarische Grüße, zudem eine Kiste mit süßen Pfannkuchen. Auch sie unterstrich: „Die Angleichung Ost ist mehr als überfällig.“

Die IG Metall fordert für die rund 290.000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in Berlin, Brandenburg und Sachsen ein Volumen von vier Prozent, das optional für eine Entgelterhöhung oder zur Beschäftigungssicherung eingesetzt werden kann, sowie einen tariflichen Rahmen für betriebliche Zukunftstarifverträge. Außerdem fordert die IG Metall im Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen ein Tarifliches Angleichungsgeld, um endlich erste Schritte in der Angleichung Ost voranzukommen. Zudem soll die Verbesserung der Übernahme der Auszubildenden sowie die Einbeziehung der dual Studierenden in den Tarifvertrag geregelt werden.

 

Wer wissen möchte, was sonst heute sonst noch im Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen los war, findet dazu Infos auf der IG Metall-Bezirks-Homepage.

 

Von: vw

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