Warnstreik bei Heidelberger Druckmaschinen in Brandenburg

„Die Arbeitgeber sollen die acht Prozent jetzt rausrücken: Unsere Forderung ist bereits ein gut abgewogener Kompromiss.“

03.11.2022 | Rund 120 Kolleginnen und Kollegen der Früh- und der Spätschicht bei Heidelberger Druckmaschinen in Brandenburg an der Havel haben am Donnerstag, 3. November, zwischen 13 und 15 Uhr die Arbeit niedergelegt und vor der Werkeinfahrt mit einem Warnstreik protestiert. Mit ihrem Protest unterstützten sie nachdrücklich und eindrucksvoll die Forderungen der IG Metall in der aktuellen Tarifrunde.

Geschlossener Aufmarsch zum Warnstreik bei Heidelberger Druckmaschinen in Brandenburg. Fotos: Volker Wartmann

Nico Faupel von der IG Metall Oranienburg-Potsdam (am Mikrofon) begrüßte die Kolleginnen und Kollegen zu dem zweistündigen Warnstreik.

Stefanie Jahn, Geschäftsführerin der IG Metall Oranienburg-Potsdam, schilderte den Kollegen den aktuellen Stand der Verhandlungen.

Auch die jungen Kollegen zeigen Flagge.

Warnstreik funktioniert auch im Sitzen.

Christian Traeger vom DGB Westbrandenburg überbrachte den Warnstreikenden solidarische Grüße.

Warnstreik und gute Laune sind kein Widerspruch.

Solidarität gewinnt!

Seit Jahrzehnten Metaller mit Herz und Leidenschaft: Sven Hutengs, Leiter der IG Metall-Vertrauensleute bei Heidelberger Druckmaschinen (links) und Dietmar Kolpin, Politischer Sekretär bei der IG Metall Oranienburg-Potsdam (rechts).

Voraussichtlich war dieser Warnstreikaufruf nicht der letzte in dieser Tarifrunde ...

Die Gewerkschaft fordert nach mehr als vier Jahren Pause endlich wieder eine tabellenwirksame Lohnerhöhung für die Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie: acht Prozent. Stefanie Jahn, Geschäftsführerin der IG Metall Oranienburg-Potsdam und Mitglied der Verhandlungskommission, schilderte den Kolleginnen und Kollegen den bisherigen Verlauf der Verhandlungen mit den Arbeitgebern von Gesamtmetall in Brandenburg.

„Das Verhalten der Arbeitgeber und ihr sogenanntes Angebot, das sie erst in der dritten Verhandlung in dieser Tarifrunde auf den Tisch gelegt haben, ist mehr als enttäuschend“, sagte Stefanie Jahn. „Das Angebot der Arbeitgeber ist mehr als vage und sehr unkonkret. Sie bieten uns 3.000 Euro in den kommenden zweieinhalb Jahren als Inflationsausgleichsprämie an. Nicht nur, dass sie uns nicht einmal sagen können, wann und wie sie die Zahlung von 3.000 Euro umzusetzen gedenken – nein, sie haben ihr Angebot auch noch an unsägliche Bedingungen geknüpft: Sie wollen von uns, dass wir dafür die Tarifverträge öffnen und auf tarifliche Leistungen verzichten. So möchten die Arbeitgeber beispielsweise zum Beispiel das Weihnachtsgeld in Absprache mit dem Betriebsrat kürzen können, wenn ihnen danach ist. Oder von euch verlangen, auf tarifliche Leistungen wie den T-ZUG zu verzichten, wenn es dem Unternehmen nicht so gut geht.“

An diesem Punkt habe es der IG Metall gereicht, so Jahn. „Darum sind wir jetzt in die Warnstreiks gegangen, um den Druck auf die Arbeitgeber spürbar zu erhöhen. „Nicht nur das sogenannte Angebot an sich ist inakzeptabel, sondern auch die von den Arbeitgebern gewünschte, viel zu lange Laufzeit von zweieinhalb Jahren.“ Jahn stellte klar: „Es ist an der Zeit, dass die Arbeitgeber würdigen, was die Beschäftigten in den vergangenen, schwierigen Jahren geleistet haben. Sie sollen die acht Prozent jetzt rausrücken. Unsere Forderung ist bereits ein gut abgewogener Kompromiss.“

Nico Faupel, Politischer Sekretär bei der IG Metall Oranienburg-Potsdam, appellierte an die Geschäftsführung von Heidelberger Druckmaschinen in Brandenburg, dass sie sich für die Acht-Prozent-Forderung ihrer Beschäftigten einsetzen solle. Das Unternehmen Heidelberger Druckmaschinen in Brandenburg ist nicht Mitglied im Arbeitgeberverband Gesamtmetall. „Es ist eine Megasauerei, dass sich der Arbeitgeber hier am Standort hinter dem Verband versteckt“, sagte Faupel. „Ihr habt hier in den vergangenen vier Jahren verdammt gute Arbeit geleistet und habt in den schwierigen Zeiten sehr viel Flexibilität gezeigt. Das müssen die Arbeitgeber jetzt endlich würdigen.“

Christian Traeger, Gewerkschaftssekretär beim DGB Westbrandenburg, überbrachte den Warnstreikenden solidarische Grüße von den unter dem Dach des DGBs organisierten Gewerkschaften. „In anderen Branchen gab es in diesem Jahr auch bereits ordentliche Abschlüsse für die Beschäftigten“, so Traeger. „Das zeigt, dass das machbar ist. Wir vertrauen euch und stehen an eurer Seite, damit auch ihr einen vernünftigen und guten Abschluss hinbekommt.“

Sven Hutengs, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender und Leiter der IG Metall-Vertrauensleute bei Heidelberger Druckmaschinen, freute sich über die „tolle Beteiligung“ an diesem Warnstreiktag. „Wenn wir alle zusammenstehen, sind wir stark“, sagte Hutengs. „Das bisherige Angebot der Arbeitgeber ist unfassbar. Wir dürfen nicht zulassen, dass sich die Arbeitgeber aus ihrer Verantwortung gegenüber den Beschäftigten stehlen.“

Hutengs gings auch kurz auf das Thema Angleichung der Arbeitszeit ein, das bei Heidelberger Druckmaschinen in Brandenburg schon länger auf der Tagesordnung steht. „Zu den Gesprächen mit der Geschäftsführung kann ich so viel sagen: Sie laufen gut“, sagte der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende. „Bis Ende des Jahres wollen wir mit der Geschäftsführung eine Vereinbarung treffen, damit wir im kommenden Jahr den ersten konkreten Schritt gehen können.“

 

Von: vw

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