Warnstreik bei ZF in Brandenburg

„Die Arbeitszeitmauer muss jetzt endlich fallen!“

04.03.2021 | Am Donnerstagnachmittag am 4. März legten rund 200 Beschäftigte bei ZF Getriebe in Brandenburg an der Havel die Produktion für zwei Stunden weitgehend lahm. Aus gutem Grund, wie Sandro Hoffmann, Betriebsratsvorsitzender bei ZF in Brandenburg, erklärte: „Die Arbeitgeber haben gleich in der ersten Verhandlungsrunde gesagt: Wir geben gar nichts, es gibt nichts zu verteilen. Sie sagten: Die Pferde müssen erst einmal wieder saufen. Solche Aussagen sind erschütternd.“

Im Werk geht für zwei Stunden fast nichts mehr: Die Kolleginnen und Kollegen von ZF sind zum Warnstreik vor dem Werktor. - Fotos: Volker Wartmann

Stefanie Jahn, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Oranienburg-Potsdam, betonte, wie wichtig es es, Druck auf die Arbeitgeber zu machen.

Erfolgreicher Warnstreik geht auch mit dem gebotenen Abstand.

Warnstreik ist keine Frage des Alters.

Solidarität und Unterstützung vom DGB in Person von Stefan Körzell.

Geballte Gewerkschaftspower (von links nach rechts): Sandro Hoffmann, Stefanie Jahn, Stefan Körzell

Auch die JAV ist beim Warnstreik präsent.

Sandro Hoffmann stellte klar: „Wir wollen den Arbeitgebern nicht allein die Zukunftsentscheidungen überlassen. Wir wollen dabei mitreden. Bei ZF haben wir das Glück, dass wir Ende 2020 bereits einen Transformationstarifvertrag durchsetzen konnten. Das bedeutet erst einmal, dass es bis Ende 2022 bei ZF keine Kündigungen und Standortschließungen geben wird. Wir müssen jetzt gemeinsam Ideen entwickeln, welche anderen Produkte wir in Zukunft produzieren können, um die Transformation zu schaffen. Zu einer erfolgreichen Transformation gehört auch die Angleichung der Arbeitszeit.“

Dass die Angleichung Ost für die Kolleginnen und Kollegen bei ZF von zentraler Bedeutung ist, betonte auch Stefanie Jahn, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Oranienburg-Potsdam. „Ich appelliere an die Verhandlungsführer der Arbeitgeber im Osten, dass sie Druck in ihrem Arbeitgeberverband machen, um mit uns endlich tarifvertragliche Lösungen bei der Angleichung der Arbeitszeit zu erreichen“, sagte Jahn. „Wenn wir es in der Fläche nicht schaffen sollten, knöpfen wir uns hier im Osten jeden einzelnen Betrieb vor, um die Angleichung der Arbeitszeit durchzusetzen. Das ist keine Drohung, das ist ein Versprechen. Die Arbeitszeitmauer muss jetzt endlich fallen.“

Jahn kündigte an: „Wir müssen jetzt schauen, dass wir jetzt die Weichen für die Zukunft stellen. Darum ist es wichtig, dass wir hier vor dem Werkstor stehen und Druck machen. Wir können nicht darauf hoffen, dass die Unternehmen es richten.“


Stefan Körzell, Vorstandsmitglied beim DGB, überbrachte den Metallerinnen und Metallern bei ZF die Solidarität aller im DGB vertretenen Einzelgewerkschaften. „Arbeitgeber, die sich nicht bewegen, müssen bewegt werden“, sagte Körzell. „Wir wollen den Strukturwandel mitgestalten und nicht den Arbeitgebern überlassen. Wir Gewerkschaften stehen nicht Pate für Lösungen, unter denen die Kolleginnen und Kollegen leiden.“ Es dürfe nicht akzeptiert werden, dass Unternehmen ihre Betriebe ins Ausland verlagern und sich „verpissen“. „Wir wollen Beschäftigung vor Ort sichern“, sagte Körzell. „Wenn es weniger Beschäftigung gibt und Arbeitszeitverkürzungen Perspektiven eröffnen, dann fordern wir diese ein.“

Die IG Metall fordert für die rund 290.000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in Berlin, Brandenburg und Sachsen ein Volumen von vier Prozent, das optional für eine Entgelterhöhung oder zur Beschäftigungssicherung eingesetzt werden kann, sowie einen tariflichen Rahmen für betriebliche Zukunftstarifverträge. Zudem soll die Verbesserung der Übernahme der Auszubildenden sowie die Einbeziehung der dual Studierenden in den Tarifvertrag geregelt werden. Außerdem fordert die IG Metall im Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen ein Tarifliches Angleichungsgeld, um endlich erste Schritte in der Angleichung Ost voran zu kommen.

 

Von: vw

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