Delegiertenversammlung der IG Metall-Geschäftsstelle Potsdam

Erstes Präsenztreffen seit mehr als anderthalb Jahren

09.09.2021 | Erstmals seit mehr als anderthalb Jahren trafen sich die Delegierten der IG Metall-Geschäftsstelle Potsdam bei einer Präsenzveranstaltung wieder. Bei der Delegiertenversammlung in Potsdam am 9. September waren 26 Delegierte vor Ort dabei. Neben der Vorstellung des neusten Geschäftsberichts stand der gegenseitige Informationsaustausch über die aktuelle Situation in den Betrieben in der Region im Mittelpunkt.

Stefanie Jahn, Erster Bevollmächtigte der IG Metall-Geschäftsstelle Potsdam, stellte den aktuellen Geschäftsbericht vor. - Fotos: Volker Wartmann

Die Delegierten trafen sich erstmals seit mehr als anderthalb Jahren bei einer Präsenzveranstaltung wieder.

Betreibsrat Martin Bahn informierte die Kolleginnen und Kollegen über die aktuelle Situation im Brandenburger Elektrostahlwerk.

Sven Hutengs, Betriebsratsvorsitzender bei Heidelberger Druckmaschinen, berichtete von weiterem Arbeitsplatzabbau im Werk in Brandenburg.

Sandro Hoffmann, Betriebsratsvorsitzender bei ZF in Brandenburg: "Ab 2027 gilt bei ZF die 35-Stunden-Woche."

In der Werkstatt bei Mosolf ACM in Ketzin gab es während der Coronapandemie keine Kurzarbeit, so Betriebsrat Jürgen Kabot.

Stefanie Jahn, Erste Bevollmächtigte der Geschäftsstelle Potsdam, bezeichnete die Situation in den vergangenen eineinhalb Jahren als sehr schwierig. „Wegen der Pandemie gab es kaum persönliche Treffen, Mitgliederwerbung vor Ort war nicht möglich“, sagte Jahn. Umso mehr freue sie sich, dass sich die Delegierten an diesem Tag endlich wieder einmal live treffen könnten.

Jahn ging in ihrer Rede auch auf den Strukturwandel und die Transformation der Arbeitswelt ein. „Damit sind erhebliche Risiken für die Beschäftigung verbunden“, so Jahn. „Viele Unternehmen sind auf die neuen Anforderungen nicht ausreichend vorbereitet. Unser Anspruch ist, die notwendigen Umstrukturierungen gemeinsam mit den Arbeitgebern zu gestalten.“

Um ihr Anliegen zu unterstreichen, wird die IG Metall am 29. Oktober – also voraussichtlich während der nächsten Koalitionsverhandlungen – bundesweit einen Aktionstag veranstalten unter dem Motto: Fairwandel – Deutschland muss Industrieland bleiben!

Die Forderungen der IG Metall sind unmissverständlich:

Keine Entlassung in der Transformation!

Zukunftsfähige Arbeitsplätze an deutschen Standorten!

500 Milliarden Euro öffentliche Zukunftsinvestitionen!

Gerechte Lastenverteilung! Krisengewinner zur Kasse bitten!

Im zweiten Teil der Veranstaltung berichteten mehrere Kollegen von der Situation in ihren Betrieben in den vergangenen anderthalb Jahren. „In den ersten Monaten der Pandemie gab es bei uns im Brandenburger Elektrostahlwerk auch Kurzarbeit. Aber schon im Sommer 2020 lief die Produktion wieder normal“, sagte Betriebsratsmitglied Martin Bahn, Betriebsratsmitglied. „Im Frühjahr 2021 ist ein regelrechter Bomm ausgebrochen. Unser Lager war leer, alles ausverkauft. Unser Direktor sagt, wir könnten mehr verkaufen als wir produzieren können.“ Angesichts der guten Lage hätte sich die Belegschaft ein besseres Tarifergebnis erhofft, so Bahn. Probleme gebe es beim Thema Altersteilzeit, so Bahn: „Das will die Geschäftsführung nicht weiter fortführen.“

Sven Hutengs, Betriebsratsvorsitzender bei Heidelberger Druckmaschinen, informierte die Delegierten über weitere Restrukturierungen und weiteren Personalabbau im Werk in Brandenburg. „Zurzeit werden annähernd weitere 100 Arbeitsplätze abgebaut, wir sind inzwischen weniger als 400 Beschäftigte an unserem Standort“, sagte Hutengs. „Im vergangenen Jahr gab es bei uns im Werk massive Kurzarbeit, ebenso noch in diesem Jahr. Wir haben die 35-Stunden-Woche bitter nötig. Immerhin haben wir es geschafft, tarifliche Aufzahlungen aus Baden-Württemberg durchzusetzen.“

Sandro Hoffmann, Betriebsratsvorsitzender bei ZF in Brandenburg, konnte den Kolleginnen und Kollegen von Erfolgen berichten. „Trotz großer Verunsicherung zu Beginn der Pandemie konnten wir einen Konzerntarifvertrag verhandeln, der uns Beschäftigungssicherung bis Ende 2022 garantiert“, sagte Hoffmann. „Im Kampf für die Angleichung Ost haben wir bei ZF einen Durchbruch erreicht. Mit zahlreichen kürzeren und drei 24-Stunden-Warnstreiks konnten wir großen Druck aufbauen und letztendlich unser Ziel erreichen.“ Ab Anfang 2022 gilt bei ZF in Brandenburg die 37-Stunden-Woche, ab Anfang 2024 die 36-Stunden-Woche und ab Anfang 2027 endlich die 35-Stunden-Woche.

Jürgen Kabot, Betriebsrat beim Autocenter Mosolf ACM in Ketzin, berichtete, dass der Werkstattbetrieb des Unternehmens während der gesamten Zeit der Coronapandemie weiterlief, lediglich im Kundendienst und im Lager gab es zeitweise Kurzarbeit. In der vergangenen Tarifrunde hätten sich die Kolleginnen und Kollegen auch an zwei Warnstreiks beteiligt, so Kabot.

 

Termine: Die nächste Delegiertenversammlung der Geschäftsstelle Potsdam findet am 16. November statt, die der Geschäftsstelle Oranienburg am 17. November 2021.

Weitere Termine in den kommenden Wochen: Am 21. September zum DGB-Aktionstag Rente sind Bahnhofsaktionen in der Region geplant. Dabei verteilen Aktive Infomaterial zum Renteneintrittsalter an Pendlerinnen und Pendler. Am gleichen Tag findet im Industriemuseum Brandenburg um 18 Uhr eine Diskussionsrunde zum Rechtsruck in der Gesellschaft statt. Die Veranstaltung wird vom DGB-Stadtverband Brandenburg organisiert. Am 26. September heißt es auf dem alten Markt Potsdam: Unter einem Dach – wir feiern miteinander.

Von: vw

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