Vierter Warnstreik bei Alstom in Hennigsdorf

„Ganz viele haben kapiert, worum es geht – außer den Arbeitgebern.“

27.04.2021 | Mehr als 150 Beschäftigte von Alstom (ehemals Bombardier) in Hennigsdorf versammelten sich am Dienstagvormittag, 27. April, bei strahlendem Sonnenschein und in coronakonformem Abstand zueinander vor dem Werktor, um mit ihrem bereits vierten Warnstreik ihre Kernforderung in dieser Tarifrunde zu untermauern: Angleichung Ost jetzt! Gast Wolfgang Lemb, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, sicherte den Kolleginnen und Kollegen die Unterstützung der gesamten IG Metall zu.

Die Kolleginnen und Kollegen von Alstom kamen heute zu ihrem vierten Warnstreik vor das Werktor. - Fotos: Volker Wartmann

Wolfgang Lemb, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, sicherte der Belegschaft die Unterstützung der gesamten IG Metall zu.

Die Forderung der Kolleginnen und Kollegen von Alstom ist unmissverständlich.

Stefanie Jahn, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Oranienburg-Potsdam, kündigte weitere 24-Stunden-Warnstreiks an, wenn sich die Arbeitgeber bei den Tarifverhandlungen nicht endlich bewegen.

Darum geht's: Angleichung Ost jetzt!

Gewerkschaftssekretärin Anne Borchelt sagte: "Es gibt keinen Grund für eine Ungleichbehandlung von Ost und West."

Auf die IG Metall-Vertrauensleute bei Alstom ist Verlass.

IG Metall-Vertrauensmann Uwe Jurk fordert: "Es muss jetzt endlich eine Angleichung geben."

Stefanie Jahn, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Oranienburg-Potsdam, sprach zum Auftakt der Kundgebung von „einer Tarifrunde in einer neuen Qualität“. „Dies ist bereits der vierte Warnstreik hier in Hennigsdorf“, betonte Jahn. „Dass sich die Arbeitgeber bis jetzt immer nur behaupten, Schritte Richtung Angleichung seien nicht darstellbar, ist nicht nachvollziehbar. Sie waren bisher noch nicht einmal in der Lage, mit uns konstruktiv über unsere Vorschläge zu reden. Das ist sehr enttäuschend“, sagte Jahn. „Das einzige Positive ist, dass die Arbeitgeber in Brandenburg sich heute noch einmal mit uns zusammensetzen. Ich kann nur hoffen, dass sie sich dann für erste, verbindliche Schritte Richtung Angleichung bereit zeigen.“

Jahn stellte klar: „Wir haben in den vergangenen Tagen zahlreiche 24-Stunden-Warnstreiks durchgeführt und wir planen, noch weitere zu machen, wenn die Arbeitgeber sich nicht endlich bewegen. Die Kraft, die wir in den vergangenen Tagen in Brandenburg, Sachsen und Berlin auf die Straße gebracht haben, ist einmalig – dank euch. Wir haben uns die Angleichung verdient.“

 

Wolfgang Lemb, Vorstandsmitglied der IG Metall, war aus Frankfurt angereist, um die Kolleginnen und Kollegen vor Ort solidarisch zu unterstützen. „Die Arbeitgeber wären schon in der Lage, in Sachen Angleichung etwas was zu regeln. Dass sie sagen, das sei nicht machbar, ist Blödsinn“, sagte Lemb zu Beginn seiner Rede. „Darum ist es wichtig und vor allem notwendig, dass ihr heute rausgegangen seid und wir damit Druck auf die Zukunftsverweigerer in Nadelstreifen machen.“

Manche fragen sich vielleicht, warum wir nach dem Pilotabschluss in NRW jetzt 24-Stunden-Warnstreiks machen, obwohl die IG Metall doch wesentliche Ziele erreicht hat, so Lemb. „Der Grund ist aber doch klar: Weil ein zentrales Ziel noch nicht erreicht ist: Eine Einigung zum Tariflichen Angleichungsgeld in Brandenburg und Sachsen steht noch aus! 30 Jahre, 6 Monate und 24 Tage nach der Wiedervereinigung akzeptieren wir keine unterschiedliche Bezahlung mehr. Der Unterschied liegt noch immer bei 8,4 Prozent. So viel machen die zusätzlichen Stunden, die ihr leistet, in Geld aus. Monat für Monat, Jahr für Jahr. Das muss ein Ende haben. Unsere Antwort auf diese Ungerechtigkeit kann nur sein, dass wir Druck machen. Und zwar nach dem alten Tubenprinzip wie bei der Zahnpasta: Nur wer unten kräftig Druck macht, bekommt oben etwas heraus.“

Lemb weiter: „Für viele ist klar: Es muss endlich Schluss sein mit dieser Ungleichbehandlung und der damit verbundenen Ungerechtigkeit. Das zeigen die große Unterstützung und Solidarität aus Politik, Kunst und Kultur, vor allem aber auch von zahlreichen Betriebsräten aus westdeutschen Betrieben. Ganz viele haben es kapiert, worum es geht – außer den Arbeitgebern. Die haben keine Sachargumente mehr und wollten sogar das Gericht bemühen, unsere berechtigten Warnstreiks in Sachsen verbieten zu lassen. Pfui. Das darf doch nicht wahr sein – Warnstreik ist ein Grundrecht.“

Zum Abschluss seiner Rede sagte Lemb: „Auch der Vorstand der IG Metall ist sich einig, dass wir hier ein Ergebnis brauchen. Wir brauchen endlich verbindliche Anpassungsschritte, damit die Schlechterstellung der Beschäftigten im Osten bei Arbeitszeiten und Stundenentgelten endlich vorbei ist! Wir wollen die Angleichung. Sie ist längst überfällig.“

 

Auch Uwe Jurk, IG Metall-Vertrauensmann bei Alstom, sprach zu seinen Kolleginnen und Kollegen. „Ich habe am Wochenende im Duden mal nachgeschaut, was Einheit bedeutet. Der Duden versteht darunter die wirtschaftliche und politische Einheit eines Volkes. Die Arbeitgeber aber bestehen weiterhin auf die wirtschaftliche Teilung Deutschlands“, sagte Jurk. „Das kann nicht sein. Diese Mauer muss eingerissen werden. Darum muss es endlich eine Angleichung geben.“

 

Forderungen der IG Metall
Die IG Metall fordert ein Volumen von 4 Prozent für Entgelterhöhungen oder zur Beschäftigungssicherung. Außerdem geht es um Zukunftstarifverträge, um die Transformation zu gestalten, und tariflich verbesserte Übernahmeregeln für Ausgebildete.
Dazu fordert die IG Metall im Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen für die rund 290.000 Beschäftigten (110.000 in Berlin-Brandenburg und 180.000 in Sachsen) ein Tarifliches Angleichungsgeld, damit 30 Jahre nach der Wiedervereinigung endlich Schluss ist mit der Ungleichbehandlung der Beschäftigten in Ost und West.

„Die IG Metall hat die Forderung nach dem Tariflichen Angleichungsgeld im Rahmen ihrer Gesamtstrategie bewusst nur in Berlin-Brandenburg und Sachsen aufgestellt. Daher sind die jetzt erfolgenden Pilotübernahmen in anderen Tarifgebieten keine Referenz“, sagt Birgit Dietze, Verhandlungsführerin und Bezirksleiterin der IG Metall in Berlin-Brandenburg-Sachsen.

„Das von den Arbeitgebern auch in der vierten Tarifverhandlung in Sachsen wiederholte Nein zum Tariflichen Angleichungsgeld befördert die in den Belegschaften bereits bestehende Empörung.“

 

 

Von: vw

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