Tarifrunde Metall- und Elektroindustrie 2018

Ganztägiger Warnstreik: Bei Mahle stehen alle Räder still

31.01.2018 | Die Beschäftigten bei Mahle Filtersysteme in Wustermark machen Ernst. Seit sechs Uhr in der Früh befindet sich die Belegschaft im ganztägigen Warnstreik. Mit überwältigender Mehrheit hatten sich die Metallerinnen und Metaller am Dienstag für diese Maßnahme ausgesprochen, um ihren Forderungen in der laufenden Tarifrunde massiv Nachdruck zu verleihen.

Die Mahle-Belegschaft kämpft mit einem 24-Stunden-Warnstreik für ihre Forderungen. Foto: IG Metall

Mehr als 100 Beschäftigte legten am Morgen beim Automobilzulieferer in Wustermark  ihre Arbeit nieder. Früh-, Spät und Nachtschicht bleiben draußen – 24 Stunden stehen im Werk alle Räder still. Sie hoffen, mit ihrem ganztägigen Warnstreik die Arbeitgeber endlich zu wecken und Bewegung in die festgefahrenen Verhandlungen zu bringen.

Antwort auf abgebrochene Verhandlungen

Am Samstag war auch die fünfte Verhandlungsrunde in Baden-Württemberg abgebrochen worden, weil die Arbeitgeber keinerlei Kompromissbereitschaft erkennen ließen. Im Gegenteil: Zugeständnisse, die sie zuvor in kleinen Arbeitsgruppen bereits gemacht hatten, wurden während der Verhandlung zurückgezogen.

Diese Rolle rückwärts beantworten die Kolleginnen und Kollegen der Metall- und Elektroindustrie seit Mittwochmorgen wie bei Mahle in Wustermark bundesweit erstmals mit 24-stündigen Warnstreiks.

Keine Einigung ohne Aussicht auf Angleichung der Arbeitszeiten an das Westniveau

 „35 reicht!“ ist auf den roten Schildern in weißer Schrift zu lesen, die überall vor dem Werktor aufgestellt sind. Das ist die Forderung der Beschäftigten im Osten der Republik, die ihnen besonders am Herzen liegt. Auch die Metallerinnen und Metaller, die am Mahle-Standort in Wustermark beschäftigt sind, beharren auf dieser Forderung. Sie sind es leid, fast drei Jahrzehnte nach dem Mauerfall noch immer wie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zweiter Klasse behandelt zu werden. Ohne Aussicht auf Angleichung der Arbeitszeiten an das Niveau der Kolleginnen und Kollegen im Westen, wo die Arbeitswoche für das gleiche Geld drei Stunden kürzer ist, ist mit ihnen in diesem Tarifkonflikt keine Einigung zu erzielen. Das machen sie an diesem Warnstreiktag immer wieder klar. Mehrarbeit, stellt Metaller David Schmidt klar, ist mit den Beschäftigten am Standort Wustermark nicht mehr drin, wenn die Arbeitgeber in Sachen Arbeitszeiten-Angleichung nicht bis Freitagmittag zu Zugeständnissen bereit sind. „Dann legen wir die Produktion lahm“, ist immer wieder zu hören.

Gute Stimmung, gute Versorgung

Die Stimmung vor Ort ist gut. Im Zelt verbringen die Kolleginnen und Kollegen an diesem Tag ihre Arbeitszeit. Bis auf einen heftigen Regenschauer am Morgen spielt auch das Wetter mit. Feuerschalen sorgen vor dem Zelt für Wärme. Essen und Getränke sind reichlich vorhanden. Dazu wird gegrillt und ein mitgebrachter Ofen versorgt die Warnstreikenden mit Leckereien. Am frühen Nachmittag nähert sich ein Autokorso, geschmückt mit roten IG Metall-Fahnen dem Mahle-Werk in Wustermark. Bei Aludruckguss in Brieselang ist die Frühschicht beendet. Statt nach Hause zu fahren, statten die Kolleginnen und Kollegen an diesem Tag den Beschäftigten bei Mahle einen Solidaritätsbesuch ab, um sie zu unterstützen.

Unmut über die mangelnde Bewegung der Arbeitgeber ist groß

Für alle drei Schichten werden an diesem Tag Warnstreikversammlungen abgehalten. Immer wieder wird klar, wie groß der Unmut über die mangelnde Bewegung der Arbeitgeber und deren Bereitschaft ist, auf die IG Metall zuzugehen. Die IG Metall fordert 6 Prozent mehr Geld für zwölf Monate und Wahloptionen für moderne Arbeitszeitmodelle mit Zuschüssen bei Kindern, Pflege oder belastenden Arbeitszeitmodellen. Darüber hinaus strebt die IG Metall eine Verhandlungsverpflichtung über die Angleichung der Arbeitszeiten zwischen Ost und West an.

Respektloses Verhalten gegenüber den Beschäftigten

„Die komplette Verweigerung der Arbeitgeber mit uns über Angleichungsmöglichketen der Wochenarbeitszeit an das Westniveau zu reden, ist eine Frechheit und respektlos“, sagt Stefanie Jahn, Erste Bevollmächtigte der IG Metall-Geschäftsstellen Potsdam und Oranienburg. „Wir fordern den Verband auf, endlich ins Gespräch zu kommen. Ansonsten wird es dauerhaft zu betrieblichen Auseinandersetzungen kommen.“

 

Berichterstattung

<link http: www.maz-online.de brandenburg metall-arbeitgeber-klagen-gegen-warnstreiks external-link-new-window>Märkische Allgemeine, 31.1.2018

<link https: www.rbb24.de wirtschaft beitrag ganztaegige-warnstreiks-treffen-auch-berlin-und-brandenburg-mitt.html external-link-new-window>RBB24, 31.1.2018

<link https: www.youtube.com external-link-new-window> AFPDE, Youtube-Video, 31.1.2018

Von: kk

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