Tarifrunde Kfz-Handwerk 2021

Weiterer Warnstreik bei Volkswagen Automobile Potsdam

25.06.2021 | Am Tag der vierten Verhandlung der Kfz-Tarifrunde trat die Belegschaft von Volkswagen Automobile Potsdam über die Mittagszeit zum wiederholten Mal in einen diesmal zweistündigen Warnstreik, um den Druck auf die Arbeitgeberseite hochzuhalten. Mit dabei waren auch Kollegen vom Unternehmensstandort in Nauen und vom Klackz Karosserie- und Lackierzentrum. Vertreter vom DGB und der Handwerkskammer Potsdam bekundeten ihre Solidarität mit den Warnstreikenden vor Ort.

Auch am Tag der vierten Verhandlungsrunde in der Kfz-Tarifrunde kam die Belegschaft von Volkswagen Automobile Potsdam für einen Warnstreik vor das Werkstor, um den Druck auf die Arbeitgeberseite hochzuhalten. - Fotos: Volker Wartmann

Auch Kollegen vom Standort in Nauen waren beim Warnstreik in Potsdam dabei.

Metaller Dietmar Kolpin informierte die Kollegen während des Warnstreiks über den aktuellen Stand bei den Verhandlungen.

Reinhard Porazik vom DGB (links) und Thomas Erdmann, Vizepräsident der Handwerkskammer Potsdam (rechts hinten) überbrachten den Warnstreikenden solidarische Grüße. Darüber freuten sich auch der Betriebsratvorsitzende Holger Domröse (2. von links) und Dietmar Kolpin von der IG Metall Oranienburg-Potsdam (rechts vorn).

Kampfbereit und relaxed: die Kollegen bei Volkswagen Automobile Potsdam

Warnstreik und gute Laune sind kein Widerspruch.

Unmissverständliche Botschaft Richtung Arbeitgeber: ein Gang hochschalten!

Wie fast immer: Der Wettergott meint es auch an diesem Tag gut mit den Warnstreikenden in Potsdam.

Die Gewerkschaftssekretäre von der IG Metall Oranienburg-Potsdam (von links nach rechts). Dietmar Kolpin, Nico Faupel, Danny Hatscher.

Reinhard Porazik von der DGB-Regionsgeschäftsstelle Westbrandenburg und der Vizepräsident der Handwerkskammer Potsdam, Thomas Erdmann, waren angereist, um den Kolleginnen und Kollegen den Rücken zu stärken. „Auf der Kammer- und der Bundesebene wird die Sozialpartnerschaft hochgelobt. Diese muss aber auch gelebt werden“, mahnte Thomas Erdmann, der bis zum Jahr 2000 Betriebsratsvorsitzender bei Volkswagen Automobile Potsdam (damals Brandenburgische Automobile) war. „Wenn die Tarife nicht stimmen, wird die Sozialpartnerschaft nicht richtig gelebt. Wir Gewerkschafter im Handwerk sagen, dass man mehr als 30 Jahre nach der Wende im Osten nicht schlechter behandelt werden darf als im Westen. Gelebte Sozialpartnerschaft bedeutet ordentliche Tarifabschlüsse und Demokratie in den Betrieben.“

„Als DGB stehen wir zusammen mit den sieben anderen DGB-Gewerkschaften solidarisch an der Seite der IG Metall“, sagte Reinhard Porazik. „Für uns ist es unerträglich, dass mehr als drei Jahrzehnte nach dem Mauerfall noch immer ein Lohngefälle von mehr als 20 Prozent zwischen Ost und West besteht. Die Angleichung geht viel zu schleppend voran.“ Das Thema Angleichung müsse in der Gesamtgesellschaft ein Thema sein und bleiben, betonte Porazik. „Darum müssen die Gewerkschaften ihre Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben weiter sensibilisieren und der DGB als Dachverband das Thema Angleichung noch mehr in die Öffentlichkeit tragen“, so Porazik. „Anfang der 90er Jahre haben wir mit der IG Metall eine Angleichung eine Angleichung von Ost und West innerhalb von drei Jahren gefordert. Jetzt ist an der Drei eine Null dran und das Thema Angleichung ist noch immer nicht vom Tisch.“

Dietmar Kolpin, der für das Kfz-Handwerk zuständige Gewerkschaftssekretär der IG Metall Potsdam-Oranienburg, sagte: „Umsatz und Auftragslage im Kfz-Handwerk sind sehr gut. Die Flexibilität und der Einsatz der Beschäftigten müssen sich auszahlen. Sie sind es schließlich, die die Gewinne für die Unternehmen erwirtschaften.“ Die Arbeitgeber kritisierte er für ihr defensives Verhalten: „Die Arbeitgeber organisieren sich nicht in ihren Innungen und weigern sich, mit der IG Metall Tarifverträge abzuschließen. Sie haben hier im Bezirk einen separaten Arbeitgeberverband gegründet, hinter dem sie sich verstecken. In den tarifgebundenen Betrieben sind unsere Mitglieder bereit, noch mehr für bessere Ergebnisse zu tun. Mit gemeinsamer Stärke können wir das erreichen.“

„Die Kolleginnen und Kollegen haben in der Zeit der Coronapandemie außergewöhnliche Leistungen erbracht. Diese Leistungen müssen sich im Tarifabschluss wiederfinden“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Holger Domröse. „Die Forderungen der IG Metall sind legitim. Wir stehen heute vor dem Hauptstandort des Unternehmens in Potsdam, um diesen Forderungen Nachdruck zu verleihen. Als Vertreter einer100-prozentigen Tochtergesellschaft der Volkswagen AG stehen wir in der Pflicht und sind Vorbild für andere.“ Domröse betont: „Auch in absehbarer Zukunft werden sich die fachlichen Anforderungen an alle Kolleginnen und Kollegen verändern und erhöhen. Auch das muss entsprechend honoriert werden.“

Nachtrag: Am Nachmittag des 25. Juni erzielten die IG Metall und die Tarifgemeinschaft Mitteldeutsches Kraftfahrzeuggewerbe eine Einigung über einen Tarifabschluss für die Beschäftigten im Kfz-Handwerk in Berlin, Brandenburg und Sachsen.

 

Von: vw

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