Zweiter Warnstreik bei Airbus Defense and Space in Potsdam

„Die Beschäftigten haben kein Verständnis für die Hinhaltetaktik der Arbeitgeber.“

16.11.2022 | Obwohl es beim zweiten Warnstreik bei Airbus Defense and Space in Potsdam deutlich frischer war als beim ersten Warnstreik bei wärmendem Sonnenschein vor einer Woche, ließen sich die Kolleginnen und Kollegen nicht davon abhalten, ein weiteres Mal die Arbeit für zwei Stunden niederzulegen.

Am zweiten Warnstreik bei Airbus Defense and Space in Potsdam beteiligte sich wieder nahezu die gesamte Belegschaft. - Fotos: Volker Wartmann

Die Kolleginnen und Kollegen versammelten sich zwischen 10 und 12 Uhr zwei Stunden auf dem Platz der Einheit.

Viele Kolleginnen und Kollegen haben trotz herbstlich-frischer Temperaturen gute Laune.

Stefanie Jahn, Geschäftsführerin der IG Metall Oranienburg-Potsdam, informierte die Beschäftigten über die anstehende Verhandlung am kommenden Donnerstag in Ludwigsburg.

Britta Kleinhempel, Betriebsratsvorsitzende bei Airbus in Potsdam, hat Spaß mit den Kollegen von der IG Metall.

Geballte gewerkschaftliche Frauenpower (von links nach rechts): Katja Karger, Hella Hesselmann, Britta Kleinhempel, Stefanie Jahn, Nele Techen.

Frauenpower gibts auch bei Airbus Defense and Space in Potsdam.

Warnstreik und gute Laune sind kein Widerspruch.

Dietmar Kolpin, Nico Faupel und Danny Hatscher (von links nach rechts) von der IG Metall Oranienburg-Potsdam haben die Technik im Griff.

Stefanie Jahn im Gespräch mit Kolleginnen von Airbus.

Zwischen 10 und 12 Uhr versammelte sich nahezu die gesamte Belegschaft auf dem Platz der Einheit, um geschlossen ein unmissverständliches Signal gegen die Hinhaltetaktik der Arbeitgeberseite in der aktuellen Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie zu senden.

Unterstützung erhielten die Airbus-Kolleginnen und Kollegen an diesem Tag von einer Delegation des DGB: Katja Karger, Vorsitzende des DGB-Bezirks Berlin-Brandenburg, ihre Stellvertreterin Nele Techen und Hella Hesselmann, Geschäftsführerin des DGB Westbrandenburg, kamen mit einigen weiteren Kollegen bei der Protestveranstaltung vorbei, um ihre Solidarität zu bekunden.

„Die enorme Mobilisierung zeigt, wie groß der Unmut unter den Kolleginnen und Kollegen ist. An den Warnstreiks in den vergangenen Wochen haben sich weit mehr als eine halbe Million Beschäftigte beteiligt“, sagte Stefanie Jahn, Geschäftsführerin der IG Metall Oranienburg-Potsdam. „Die Botschaft der Warnstreiks ist klar: Die Beschäftigten haben kein Verständnis für die Hinhaltetaktik der Arbeitgeber.“

Jahn erläuterte den Kolleginnen und Kollegen die aktuelle Situation bei den Verhandlungen: „Der Vorstand der IG Metall hat den Weg freigemacht für einen Pilotabschluss im IG Metall-Bezirk Baden-Württemberg, wo in Ludwigburg am Donnerstag, 17. November, die nächste Verhandlung stattfindet.“

„Für die Arbeitgeber ist es längst überfällig, jetzt konstruktiv in die nächste Runde zu gehen. An uns wird es nicht scheitern: Weder in den Verhandlungen, noch daran, die Eskalation weiterzuführen“, sagte Jahn. „Sollte es bei der nächsten Verhandlung kein Ergebnis geben, werden wir die Phase der 24-Stunden-Warnstreiks einleiten. Wir können 24-Stunden-Warnstreik. Das haben wir in den vergangenen Jahren des Öfteren deutlich unter Beweis gestellt. Wer das in Baden-Württemberg kennenlernen will, dem sind wir bereit, es zu zeigen. Wir stehen bereit, unsere Forderungen weiter auf die Straße zu tragen.“

Katja Karger, Vorsitzende des DGB-Bezirks Berlin-Brandenburg, überbrachte den Warnstreikenden solidarische Grüße der sieben Schwestergewerkschaften. „Ich muss gestehen, ihr Metaller seid die Härtesten. Ihr steht bei jedem Wetter draußen, egal, wie schlecht es ist“, sagte Karger zu Beginn ihrer Rede. „Alle schauen auf euren Kampf. Deswegen stehen wir an eurer Seite.“

Karger betonte die starke Solidarität der Gewerkschaften untereinander und die Notwendigkeit, die Tarifauseinandersetzung mit der aktuellen Situation zu verknüpfen. Die größte Aufgabe zurzeit sei die soziale Sicherung der Menschen und eine Entlastung bei den ausufernden Kosten, so Karger. Dabei seien die staatlichen Hilfen eine wichtige Säule, die andere wichtige Säule seien die Tarifverträge. „Unsere Tarifverträge sind ein starkes Werkzeug zur Umverteilung des Reichtums von oben nach unten“, sagte Karger. „Die Arbeitgeber haben in der Krise noch viel verdient und Renditen von bis zu 20 Prozent ausgeschüttet. Deswegen wollen wir unseren gerechten Anteil.“

„Wir dürfen die Unternehmen nicht aus der Verantwortung lassen. Sie sind Teil der Gesellschaft und müssen dafür sorgen, dass wir unsere Rechnungen bezahlen können“, so Karger weiter. „Wir nehmen die aktuellen Preissteigerungen nicht auf unsere Kappe. Menschen müssen von ihrer Arbeit leben können. Deshalb gilt: Bevor es kracht, gebt uns die acht.“

Britta Kleinhempel, Betriebsratsvorsitzende bei Airbus in Potsdam, freute sich sehr über die große Beteiligung ihrer Kolleginnen und Kollegen an diesem Warnstreik. „Wir Beschäftigte erschaffen doch den Reichtum“, stellte Kleinhempel klar. „Die Verdienste der Vorstände der größten Unternehmen sind im vergangenen Jahr um 23 Prozent gestiegen. Wir wollen jetzt von dem Reichtum, den wir erschaffen, unser gerechtes Stück abhaben. Wir können es schaffen, unsere Forderungen durchzusetzen, wenn wir zusammenhalten: Vereint sind auch die Schwachen mächtig.“

 

Von: vw

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