Gemeinsame Delegiertenversammlung der Geschäftsstellen Potsdam und Oranienburg

Delegierte diskutieren: „Wie wir uns die IG Metall der Zukunft vorstellen.“

10.06.2022 | Bei der ersten gemeinsamen Delegiertenversammlung der IG Metall-Geschäftsstellen Potsdam und Oranienburg seit mehr als zwei Jahren am 10. Juni 2022 hatten die Teilnehmenden ein volles Programm und viel Diskussionsbedarf. Im Mittelpunkt der Diskussionen in einem Tagungshotel im Zentrum Potsdams standen wichtige und wegweisende Fragen wie beispielsweise: Wie stellen wir uns die IG Metall der Zukunft vor? Was erwarten wir von der IG Metall? Was sind unsere Anforderungen?

Bei der gemeinsamen Delegiertenversammlung der Geschäftsstellen Potsdam und Oranienburg standen die Diskussionen in fünf Arbeitsgruppen im Mittelpunkt. - Fotos: Volker Wartmann

Die Delegierten stimmen über einen Antrag ab.

Zu Beginn der Veranstaltung stellte sich der neue Kollege Simon Sternheimer den Delegierten vor.

Referent Jürgen Schumann (links) leitete die mehr als fünfstündige Veranstaltung.

Gewerkschaftssekretär Danny Hatscher (rechts) sammelte Verbesserungsvorschläge für die Arbeit der IG Metall-Bezirksleitung.

Gewerkschaftssekretärin Anne Borchelt (links) hört sich an, welche Wünsche die Delegierten an das Bildungsangebot der IG Metall haben.

Stefanie Jahn stellt einen Antrag der Geschäftsstellen Oranienburg und Potsdam für die 28. IG Metall-Bezirkskonferenz vor.

Über das Thema "Gesellschaftspolitische Rolle der IG Metall" diskutierten die Arbeitgruppen auf der Terasse des Potsdamer Tagungshotels.

Redebeitrag zum Thema Sozialwahlen.

Steffen Lange, Vertrauenskörperleiter bei H.E.S. in Hennigsdorf, erläuterte, wie die Vertrauensleute bei H.E.S. langjährige IG Metall-Mitglieder in die Rente verabschieden.

Wer etwas sagen möchte, bekommt das Mikrofon.

Die IG Metall - hier in Person von Stefanie Jahn, hört zu - was sich ihre Mitglieder von ihrer Gewerkschaft wünschen.

Zu Beginn der Veranstaltung stellte Stefanie Jahn, Geschäftsführerin der IG Metall Oranienburg-Potsdam, den Delegierten einen neuen Kollegen vor: Simon Sternheimer. Er verstärkt seit Anfang Mai 2022 das Team der IG Metall Potsdam und unterstützt es bei der strategischen Erschließung von Betrieben. Zudem arbeitet er beim Aufbau von selbstständigen Strukturen in Betrieben mit und soll diese bei der Herstellung von Tariffähigkeit begleiten.

Nach einem Schnelldurchlauf durch die Geschäftsberichte schilderte Jahn den aktuellen Stand in der aktuellen Tarifrunde Stahl Ost. Die Gewerkschaft fordert 8,2 Prozent mehr Lohn, die Arbeitgeber haben bisher nur eine Einmalzahlung angeboten. „Dieses Angebot ist für uns völlig indiskutabel. Wir brauchen in dieser Tarifrunde eine tabellenwirksame Lohnerhöhung, die dauerhaft wirkt“, erläuterte Jahn. Sie berichtete von „zwei tollen Warnstreiks“ in der vergangenen Woche bei den Stahlwerken B.E.S. in Brandenburg an der Havel und bei H.E.S. in Hennigsdorf. „Das waren deutliche Zeichen an die Geschäftsführung des Riva-Konzerns, die diese hoffentlich verstanden hat“, so Jahn. Sie berichtete auch von Vorbereitungen des IG Metall-Bezirks Berlin-Brandenburg-Sachsen für eine Urabstimmung, sollten die Arbeitgeber der Gewerkschaft in den nächsten Gesprächen in dieser Tarifrunde nicht endlich entscheidend entgegenkommen.

Angesichts der steigenden Benzinpreise hat die IG Metall kürzlich die Kampagne „Krisengewinne abschöpfen – Kosten deckeln“ gestartet. Viele Delegierte unterschrieben gleich vor Ort die Forderung an die Politik: „Gaspreise deckeln – Strompreise senken.“

Vor dem Hintergrund der anstehenden Sozialwahlen sagte Jahn, dass die IG Metall dafür noch interessierte Kandidatinnen und Kandidaten brauche. Hier sei der Einsatz von Mitgliedern für soziale Mitbestimmung gefragt, so Jahn. Das untermauerten auch einige ältere Kollegen, die sich seit vielen Jahren in diesem Bereich engagieren.

Stefanie Jahn berichtete auch von ihrer Teilnahme an der IG Metall-Veranstaltung „IG Metall vom Betrieb aus denken“ in Leipzig. Die Leitfrage dieses Projekts ist: Wie bleibt die IG Metall auch in Zukunft stark? Der Weg: In allen Bezirken haben Ehrenamtliche und Hauptamtliche betriebliche Veränderungsprojekte gestartet, begleitet von sogenannten Zukunftsreihen. Jahns Resümee nach ihrer Teilnahme an der Veranstaltung: „Der Beteiligungsanspruch bei diesem Prozess kommt bisher eindeutig zu kurz.“

Darum stand bei dieser Delegiertenversammlung dieselbe Frage im Mittelpunkt: Wie stellen wir uns die IG Metall der Zukunft vor? Dazu bildeten die Delegierten fünf Arbeitsgruppen, die jeweils eine Viertelstunde über Vorschläge, Ideen, Anregungen, Wünsche, Kritik zu folgenden fünf Themenbereichen diskutierten:

Gesellschaftspolitische Rolle der IG Metall

Die Geschäftsstelle – IG Metall vor Ort

Der Bezirk – die Bezirksleitung

Der Vorstand – geschäftsführende und übergreifende Funktionen

Bildungszentren – Bildungsangebot

Die Beiträge waren so vielseitig wie kreativ: Ein Teilnehmer schlug beispielsweise vor, die IG Metall solle den Tarifauftakt von Handwerk und der Metall- und Elektroindustrie zeitgleich beginnen, um eine größere, öffentliche Aufmerksamkeit zu erreichen. Ein anderer wünschte sich von der IG Metall, die internationale Solidarität von Arbeitnehmern zu fördern und zu stärken. Wieder ein anderer sprach sich für eine größere Wertschätzung und Würdigung von Ehrenamtlern aus. Zahlreiche Delegierte begrüßten, dass demnächst erstmals eine Frau IG Metall-Vorsitzende werden könnte. Eine Doppelspitze zur Vermeidung von Konflikten lehnten viele ab. Die Beiträge der Diskutantinnen und Diskutanten waren zu umfangreich, als dass sie an dieser Stelle auch nur ansatzweise zusammengefasst werden könnten. Den Delegierten werden die gesammelten Beträge in den kommenden Tagen zugesendet.

Nach den intensiven Diskussionen stimmten die Delegierten der Geschäftsstelle Potsdam über einen Antrag für die 28. Ordentliche IG Metall-Bezirkskonferenz Berlin-Brandenburg-Sachsen ab, in dem auch das Thema „Wie stellen wir uns die IG Metall der Zukunft vor?“ im Mittelpunkt steht. Mit ihrer einstimmigen Zustimmung zu dem Antrag wollen die Delegierten die zukünftige Arbeit der Geschäftsstellen unterstützen und stärken. In diesem Antrag fordert die IG Metall Potsdam die Bezirkskonferenz auf, zu beschließen „dass es eine umfassende Beteiligung am Organisationsänderungsprozess (eingeleitet durch das Projekt IG Metall vom Betrieb aus denken) sowie Sicherstellung der organisatorischen, politischen Verantwortung der Geschäftsstellen für die Regionen und entsprechend ausreichende finanzielle Absicherung der Geschäftsstellen gibt. Dabei muss die Autonomie der Geschäftsstellen gewahrt bleiben.“

In der Begründung dieses Antrags heißt es unter anderem: „… Für ein Gelingen des Organisationsveränderungsprozesses ist es erforderlich, dass dieser alle Gliederungsebenen der IG Metall in den Fokus nimmt und die Perspektive der Geschäftsstellen inklusive ihrer aktiven, ehrenamtlichen Funktionäre stärker berücksichtigt. (…) Gesellschaftspolitik und Betriebspolitik finden vor Ort angepasst an die regionale Situation und das Umfeld statt und strahlen in die Region. Damit werben wir um Mitglieder. Eine Reduzierung der Geschäftsstellen-Arbeit auf Projektmanagement, Erschließung und Tarif würde diese Stärke absterben lassen. (…) Die IG Metall ist eine politische Organisation. Mit ihren Aufgaben und Zielen der Satzung steht sie für ein weitreichendes demokratisches, soziales, solidarisches und gerechtes Engagement. Dies muss auch nach innen gelebt werden. Eine Vergleichbarkeit mit Rationalisierungen und Veränderungsprozessen in Unternehmen muss strikt vermieden werden.“

Zum Abschluss der mehr als fünfstündigen Delegiertenversammlung wünschte Stefanie Jahn allen Delegierten einen schönen und entspannten Sommer.

 

Wichtige Termine in den kommenden Monaten:

6. September: Auftaktkongress zu den drei Transformationsnetzwerken in Chemnitz

10. September: Tarifauftakt der Metall- und Elektroindustrie in Leipzig

13. September: Delegiertenkonferenz Potsdam

14. September: Delegiertenkonferenz Oranienburg

28. September: Transformationskonferenz in Potsdam mit Jörg Steinbach und Gustav Horn

6.-7. Oktober: Rentenforum der IG Metall: Alterssicherung in der Transformation

 

Von: vw

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