Tarifrunde im Kfz-Handwerk

Warnstreik: Beschäftigte bei Brandenburgische Automobil in Potsdam erhöhen den Druck

04.06.2019 | Ein großer Teil der Belegschaft der Brandenburgischen Automobil GmbH hat sich am 4. Juni an einem dreieinhalbstündigen Warnstreik vor der Einfahrt der Niederlassung in Potsdam beteiligt. Mit kämpferischer Entschlossenheit machten die Brandenburger Kolleginnen und Kollegen deutlich, dass sie nicht länger bereit sind, auf eine Angleichung ihres Einkommens an das in Berlin bis zum Sanktnimmerleinstag zu warten. Außerdem forderten sie eine Lohnerhöhung von fünf Prozent für zwölf Monate in der aktuellen Tarifrunde und mindestens 60 Euro mehr pro Monat für Auszubildende. Etwa 65 Kolleginnen und Kollegen haben sich an dem Warnstreik beteiligt.

Dreieinhalb Stunden Warnstreik: Beschäftige von allen drei Standorten der Brandenburgischen Automobil GmbH fordern den gleichen Lohn wie ihn ihre Berliner Kolleginnen und Kollegen bekommen. Fotos: Volker Wartmann

Gewerkschaftssekretär Dietmar Kolpin unterstreicht, wie wichtig Tarifverträge sind.

Bodo Grzonka, IG Metall-Verhandlungsführer im Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen, betont, wie wichtig Warnstreiks in der aktuellen Situation sind.

Auch die Betriebsräte René Tarrach (links) und Peter Juris fordern gleiche Löhne für die Beschäftigten in Berlin und Brandenburg.

Betriebsratsvorsitzender Holger Domröse (links) und Bodo Grzonka von der IG Metall freuen sich über die große Beteiligung am Warnstreik.

Gewerkschaftssekretär Dietmar Kolpin im Gespräch mit den Streikenden.

„Es ist ein Skandal, dass Beschäftigte ungleich bezahlt werden, nur weil sie ein paar hundert Meter voneinander entfernt arbeiten“, sagte Bodo Grzonka, IG Metall-Verhandlungsführer im Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen. „Die Arbeitgeber haben noch nichts unternommen, damit endlich Gerechtigkeit eintritt“, so Grzonka. „Wenn es nach ihrem Willen weiterginge, hätten wir selbst in zehn Jahren, also dann 40 Jahre nach dem Mauerfall, in Berlin und Brandenburg noch unterschiedliche Löhne.“

Die aktuelle Situation sieht so aus: In Berliner Kfz-Werkstätten und Autohäusern beträgt das Monatseinkommen eines Kfz-Mechatronikers derzeit 2578 Euro, in Brandenburg hingegen lediglich 2396 Euro.

Die Beschäftigten dürften für das Versagen der Geschäftsführungen nicht in Haftung genommen werden, so Grzonka. „Die Arbeitgeber sollen spüren, dass wir uns nicht für dumm verkaufen lassen. Wenn die Arbeitgeber nicht zur Besinnung kommen, müssen wir noch eine Schippe drauflegen“, so Grzonka. Er erinnerte auch daran, dass das Lohnniveau in der Branche beispielsweise in Bayern und Baden-Württemberg noch um rund 800 Euro höher liege.

Auch Dietmar Kolpin, Politischer Sekretär der IG Metall-Geschäftsstelle Potsdam-Oranienburg, betonte, wie wichtig Warnstreiks angesichts der aktuellen Situation sind. „So wie sich die Arbeitgeber momentan verhalten, müssen wir jedes einzelne Prozent erkämpfen. Darum sind Aktionen wie diese so wichtig“, so Kolpin. „Es kann nicht sein, dass die Kolleginnen und Kollegen in Brandenburg weiterhin Billiglöhner bleiben.“

Joachim Fichtner, Gewerkschaftssekretär der Bezirksleitung Berlin-Brandenburg-Sachsen, betonte, wie wichtig Warnstreiks wie an diesem Tag bei der Brandenburgischen Automobil GmbH sind: „Die Belegschaft hier setzt Zeichen auch für andere Unternehmen, was für die Beschäftigten an Verbesserungen durchgesetzt werden kann. Eine Angleichung der Löhne in Berlin und Brandenburg ist längst überfällig.“

Das unterstrich auch Holger Domröse, Betriebsratsvorsitzender bei Brandenburgischen Automobil GmbH. „Die Kolleginnen und Kollegen sind unzufrieden, dass es 30 Jahre nach Mauerfall in Brandenburg und Berlin noch immer keine gleichen Löhne gibt. Das ist nicht zeitgemäß“, sagte Domröse. „Die Belegschaft stellt sich den neuen Herausforderungen. Darum erwarten wir von den Arbeitgebern Einsicht und einen respektvollen Umgang. Dass sie sich unseren Forderungen verweigern, ist für uns nicht nachvollziehbar.“

Betriebsratsmitglied René Tarrach sagte: „Die Stimmung in der Belegschaft ist schlecht, weil wir uns wie Menschen zweiter Klasse fühlen. Lebenshaltungskosten und Werkstattpreise in Potsdam und Berlin sind die gleichen, daher sind unterschiedliche Löhne absolut unverständlich.“

 

Von: vw

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