Zweiter Warnstreik bei B.E.S. in Brandenburg

„Die Arbeitgeber sind gut beraten, ordentlich nachzubessern, wenn sie keinen unbefristeten Streik riskieren wollen.“

13.06.2022 | Wenige Stunden vor Beginn der dritten Tarifverhandlung in der ostdeutschen Stahlindustrie in Berlin haben rund 300 Beschäftigte der Brandenburger Elektrostahlwerke (B.E.S.) in Brandenburg an der Havel am 13. Juni zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage ein deutliches Signal in Richtung Arbeitgeber gesendet. In den frühen Morgenstunden demonstrierten rund 300 Kolleginnen und Kollegen der Nacht- und der Frühschicht vor der Zufahrt zum Werk mit einem dreistündigen Warnstreik geschlossen für ihre Tarifforderungen.

Am zweiten Warnstreik innerhalb weniger Tage bei B.E.S. beteiligten sich rund 300 Kolleginnen und Kollegen. - Fotos: Volker Wartmann

Die Kollegen bei B.E.S. zeigen Flagge.

Stefanie Jahn (Mitte/am Mikrofon), Geschäftsführerin der IG Metall Oranienburg-Potsdam, erläutert den Kolleginnen und Kollegen den aktuellen Stand der Tarifverhandlungen.

IG Metall-Vertrauenskörperleiter Karsten Armgardt: Daumen hoch für die Forderungen der IG Metall.

Metaller Uwe Teßmer untermauerte, dass die Kolleginnen und Kollegen auf ein forderungsnahes Ergebnis bestehen.

Arbeitgeber, noch Fragen?

Streiken funktioniert auch im sitzen.

Von nüscht ... kommt nüscht!

Das Motto bei B.E.S. zwischen 5.00 und 8.00 Uhr ...

Skeptischer Blick nach oben: Wann naht ein Tarifabschluss ...?

Solidaritätsbesuch vom DGB: Christian Traeger (rechts), Organistionssekretär beim DGB Westbrandenburg.

Von 5.00 bis 8.00 Uhr herrschte vor der Werkzufahrt große Betriebsamkeit und Entschlossenheit, während dahinter die Produktion ruhte. Bereits um kurz vor 5.00 Uhr hatten die Kolleginnen und Kollegen der Nachtschicht den Ofen im Werk heruntergefahren.

Stefanie Jahn, Geschäftsführerin der IG Metall Oranienburg-Potsdam, informierte die Kolleginnen und Kollegen über den aktuellen Stand der Tarifverhandlungen. Eine erste Bewegung habe es in Nordrhein-Westfalen, wo die IG Metall NRW parallel für die nordwestdeutsche Stahlindustrie verhandelt, bei der letzten Verhandlung am vergangenen Freitag zwar gegeben, so Jahn, aber das Angebot sei noch sehr weit von dem entfernt, was die Stahlbeschäftigten fordern. „Die Arbeitgeber in NRW haben erstmals Prozente geboten, das ist ein erster Schritt in die richtige Richtung“, sagte Stefanie Jahn. „Aber 4,7 Prozent bei einer Laufzeit von 21 Monaten sind noch lange nicht genug. In der Höhe ist das Angebot deutlich zu gering, in der Laufzeit deutlich zu lang. Die Arbeitgeber sind gut beraten, ordentlich nachzubessern, wenn sie keinen unbefristeten Streik riskieren wollen.“

Wie bereits beim ersten Warnstreik in der vergangenen Woche war auch diesmal wieder Christian Traeger, Organisationssekretär beim DGB Westbrandenburg, zu einem Solidaritätsbesuch vorbeigekommen. „Ich bin begeistert von der Kampfbereitschaft, die ihr zeigt“, sagte Traeger zu den Kolleginnen und Kollegen. „Lasst euch nicht unterkriegen und in die Ecke drängen. Die 8,2 Prozent, die ihr fordert, sind mehr als berechtigt. Die Stahlunternehmen machen enorme Gewinne. Ihr seid es, die diese Werte schafft. Darum ist es nur gerecht, dass ihr auch angemessen an der guten Geschäftsentwicklung beteiligt werdet.

Uwe Teßmer, Metaller bei B.E.S., untermauerte, dass die Kolleginnen und Kollegen nicht bereit sind, sich unter Wert abspeisen zu lassen. „Wir beharren weiterhin auf einem forderungsnahen Ergebnis“, betonte Teßmer. „Unser Ziel wird es sein, sämtliche in der Fläche erzielten Tarifergebnisse auch bei uns umzusetzen, auch wenn wir nur einen Anerkennungstarifvertrag haben.“ Teßmer kündigte an „Wenn die Geschäftsführung versuchen sollte, die vollständige Umsetzung bei uns zu blockieren, werden wir dagegen vorgehen.“

Zum Hintergrund: Die IG Metall fordert für die rund 8000 Beschäftigten in der ostdeutschen Stahlindustrie eine Erhöhung der Monatsentgelte um 8,2 Prozent bei einer Vertragslaufzeit von zwölf Monaten. Darüber hinaus sollen die Tarifverträge zur Altersteilzeit, über den Einsatz von Werkverträgen und zur Beschäftigungssicherung verlängert werden.

 

Von: vw

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