05.07.2023 | Die Zukunft der Stahlindustrie und ihrer Beschäftigten hängt im Osten Deutschlands besonders stark an der ausreichenden Versorgung mit grünem Wasserstoff und grünem Strom zu wettbewerbsfähigen Preisen. Dies zeigt eine Studie der Stiftung Neue Länder in der Otto Brenner Stiftung. „Die ostdeutsche Stahlindustrie mit ihrem hohen Elektrostahl-Anteil ist für die Herausforderungen durch den Klimaschutz gut aufgestellt“, sagte IG Metall-Bezirksleiter Dirk Schulze. „Die Politik muss aber den Wandel mit einem massiven Ausbau der erneuerbaren Energien und einem Industriestrompreis unterstützen.“
In der Studie „Transformation der Sekundärstahlroute“ weisen die Autoren auf eine wichtige Besonderheit der ostdeutschen Stahlindustrie hin: Hier sind mit sechs der bundesweit 21 Standorte die Sekundärstahl-Produzenten stark vertreten, die Rohstahl aus Stahlschrott erzeugen. Die Primärstahlindustrie sei dagegen – trotz des großen Werkes in Eisenhüttenstadt – insgesamt „unterrepräsentiert“. Diese Besonderheit hat politische Folgen: Die Emissionen des Treibhausgases Kohlendioxid stammen in der ostdeutschen Elektrolichtbogen-Route zu 95 Prozent aus der Stromerzeugung und damit zu einem noch deutlich höheren Anteil als bei den Primärstahlerzeugern.
In der Studie heißt es: „Die Sekundärstahlroute ist somit von einer erfolgreichen Transformation der Stromwirtschaft und insbesondere von Strom zu wettbewerbsfähigem Preisen abhängig.“ Entsprechend beschreiben die Autoren André Küster Simic und Janek Schönfeldt als „größten Unsicherheitsfaktor“ für die ostdeutsche Stahlindustrie „die Verfügbarkeit von Erdgas, Strom aus erneuerbaren Energien und perspektivisch grünem Wasserstoff zu wettbewerbsfähigen Preisen“. Hierzulande aber lägen die Stromkosten für die Stahlerzeuger um knapp 400 Prozent höher als in China und um 150 Prozent höher als in der Türkei (Stand Juli 2022).
Dirk Schulze, IG Metall-Bezirksleiter IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen: „Ostdeutschland hat eine gewachsene Grundstoffindustrie. Zahlreiche Stahlhersteller haben hier seit Jahrzehnten ihre Produktionsstandorte. Mittelfristig wird die Elektrolichtbogenroute mit weniger Kohlendioxid und im Zielbild ohne Kohlendioxid-Ausstoß Stahl produzieren können, wenn der Strom aus erneuerbaren Energiequellen kommt. Darüber hinaus brauchen wir zügig den Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur und die Erzeugung plus den Import großer Mengen an grünem Wasserstoff. Grüner Strom und grüner Wasserstoff schaffen grünen Stahl. Der Ausbau der erneuerbaren Energien und die Vorort-Nutzung des grünen Stroms werden den Stahlstandort Ostdeutschland langfristig sichern.“
Die Studie kann online runtergeladen werden unter:
https://www.otto-brenner-stiftung.de/stiftung-neue-laender-snl/publikationen-der-snl/.
Allgemeine Informationen zu der Stiftung Neue Länder in der Otto Brenner Stiftung:
ttps://www.otto-brenner-stiftung.de/stiftung-neue-laender-snl/.