11.03.2020 | Stefanie Jahn, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Oranienburg-Potsdam, wurde bei der konstituierenden Delegiertenversammlung der Geschäftsstelle Oranienburg in Hennigsdorf mit einer Zustimmung von mehr als 80 Prozent als Erste Bevollmächtigte wiedergewählt. 35 der 43 stimmberechtigten Delegierten votierten in der geheimen Wahl am Mittwoch, 11. März, für Stefanie Jahn. Acht Delegierte stimmten gegen sie.
Stefanie Jahn dankte den Delegierten für ihre Wahl und mahnte, dass die IG Metall angesichts der bevorstehenden Aufgaben vor großen Herausforderungen stehe. „Ich freue mich, die anstehenden Herausforderungen in den kommenden Jahren gemeinsam mit euch anzugehen“, sagte Jahn.
Vor ihrer Wahl hatte sie die wesentlichen Inhalte des Geschäftsberichts 2016-2019 dargestellt: Die Finanzsituation der Geschäftsstelle Oranienburg sei stabil, so Jahn. Allerdings ist die Mitgliederzahl in den vergangenen vier Jahren von rund 4700 auf etwa 4400 gesunken. „Diesen Trend müssen wir stoppen, um auf lange Sicht handlungsfähig zu bleiben“, sagte Jahn. „Wir haben die Aufgabe, einen Plan zu erarbeiten, wie wir wieder mehr Mitglieder gewinnen können. Die Erfahrung zeigt: Wir gewinnen Mitglieder dadurch, dass wir uns Auseinandersetzungen stellen und Themen in den Betrieben setzen. Das müssen wir in den kommenden Jahren hinbekommen.“
Jahn erläuterte auch die Herangehensweise der IG Metall in der aktuellen Tarifrunde. „Wir stehen durch die Transformation, die Digitalisierung und den Wandel in der Automobilindustrie vor großen Umbrüchen“, so Jahn. „Wir wollen für die Belegschaften einen Zukunftspakt mit den Arbeitgebern erreichen, der die Arbeitsplätze der Beschäftigten sichert.“ Darum fordere die IG Metall von den Arbeitgebern, dass diese sich verpflichten, auf Verlangen der IG Metall über betriebliche Zukunftstarifverträge zu verhandeln, so Jahn: „Auch das Thema Arbeitszeitangleichung wollen wir jetzt angehen. Wenn wir das nicht schaffen sollten, werden wir den Konflikt in den Betrieben austragen.“
Ein wesentlicher Schwerpunkt von Jahns Rede war – wie am Vortag bei der Delegiertenversammlung in Potsdam – ihr eindringliches Plädoyer, dass die IG Metall in Zukunft verstärkt Flagge gegen Rechts zeigen müsse. „Die Sprache verroht zunehmend, die Ausgrenzung von Mitmenschen nimmt zu. Rechte Parolen sind leider wieder salonfähig geworden“, sagte Jahn. „Rechte Parolen sind auch ein Angriff gegen uns Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter. Das dürfen wir nicht unwidersprochen stehen lassen. Es ist der Zeitpunkt gekommen, an dem wir dringend aufstehen müssen.“ Jahn betonte: „Wir dürfen nicht wegsehen. Rechte dürfen nicht die Oberhand gewinnen. Wir als IG Metall stehen für Respekt und eine solidarische Gesellschaft. Rassismus, Nationalismus und Rechtsextremismus haben bei uns keinen Platz. Keine Toleranz den Intoleranten, kein Fußbreit den Faschisten.“
Zum ehrenamtlichen Zweiten Bevollmächtigten wählten die Delegierten Lukas Tomaszycki. Der 34-Jährige arbeitet als Qualitätsplaner bei Flamm Syscomp in Hennigsdorf und ist Betriebsratsvorsitzender in dem Unternehmen. Seine Wahlergebnis war identisch mit dem Stefanie Jahns: 35 der 43 Stimmberechtigten votierten für ihn, acht gegen ihn.
Zudem wählten die Delegierten die neun Beisitzer des Ortsvorstandes. Der Ortsvorstand schlug neun Kolleginnen und Kollegen vor, die in neun verschiedenen Betrieben arbeiten. „Dadurch haben wir ein breiteres Spektrum von Betrieben im Ortsvorstand vertreten als bisher“, erläuterte Stefanie Jahn. „Wenn im Ortsvorstand mehr Betriebe vertreten sind, haben die Betriebe mehr und bessere Vernetzungsmöglichkeiten untereinander.“
Außerdem wählten die Delegierten drei Delegierte und drei stellvertretende Delegierte zur Bezirkskonferenz, zudem vier Mitglieder der Tarifkommission Metall- und Elektroindustrie sowie ein Mitglied der Tarifkommission Holz und Kunststoff verarbeitende Industrie (HVI).