Solidaritätsstreik vor deutscher Riva-Konzernzentrale

Streik-Trail machte Station vor der Riva/H.E.S.-Konzernzentrale in Hennigsdorf

28.06.2019 | 5 vor 12 – zu symbolträchtiger Uhrzeit begann am Freitag, 28. Juni, in Hennigsdorf eine beeindruckende Protestaktion der Beschäftigten von Riva/H.E.S. aus Horath und Trier für die Anerkennung der Tarifverträge der Metall- und Elektroindustrie in Rheinland-Pfalz. Unterstützt wurden sie dabei von Kolleginnen und Kollegen der B.E.S. Brandenburger Elektrostahlwerke in Brandenburg/Havel mit einem Solidaritätsstreik.

Laut und bunt für Tarif - Aktion vor der Riva-Konzernzentrale in Hennigsdorf Foto: IG Metall

Stefanie Jahn, Erste Bevollmächtigte IG Metall Oranienburg und Potsdam

Marika Höhn, Tarifsekretärin im IG Metall-Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen

Solidaritätsstreik vor der Riva-Konzernzentrale in Hennigsdorf - Fotos (3): Christian von Polentz/transitfoto.de

Seit Donnerstag, 27. Juni, rollt der Streik-Trail der Beschäftigten aus Horath und Trier quer durch die Republik. Nachdem die Streikenden am Donnerstag mit einem Sitzstreik in Frankfurt vor dem italienischen Generalkonsulat Station gemacht hatten, hat der Zug am Freitag in Hennigsdorf einen Halt eingelegt. Dort hat die deutsche Riva-Konzernzentrale ihren Sitz.

Lautstark und bunt machten die Kolleginnen und Kollegen aus Rheinland-Pfalz - kräftig unterstützt von Beschäftigten aus Brandenburg - auf ihre Forderungen aufmerksam. Sie fordern die Anerkennung der Tarifverträge der rheinland-pfälzischen Metall- und Elektroindustrie. Bislang gilt in beiden Werken kein Tarifvertrag. Sie verdienen 20 Prozent unter tariflichem Niveau. Die circa 130 Beschäftigten von Riva/H.E.S. beider Standorte befinden sich seit dem 11. Juni im unbefristeten Streik für ihre berechtigte Forderung. Auch Verhandlungen am 19. Juni haben keinen Fortschritt gebracht. In Brandenburg und Hennigsdorf betreibt der Riva-Konzern große, tarifgebundene Stahl-Standorte. Riva ist einer der größten Stahlhersteller Europas.

Auf dem Postplatz in Hennigsdorf hatten sich 200 Beschäftigte aus den Konzern-Standorten Horath, Trier, Brandenburg und Hennigsdorf versammelt. Auch Kolleginnen und Kollegen von Bombardier in Hennigsdorf, von Flammsyscomp in Hennigsdorf und von Mercedes Mannheim bekundeten durch ihre Teilnahme ihre Solidarität mit den Beschäftigten aus Horath und Trier.

Ein lautstarker Demonstrationszug durch die Hennigsdorfer Innenstadt führte die Protestierenden bis vor die Einfahrt der deutschen Riva-Konzernzentrale in der Wolfgang-Küntscher-Straße, wo sie mit einer stimmungsvollen Kundgebung ihre Forderungen in Richtung der italienischen Eigentümerfamilie zu Gehör brachten.

"Die unterschiedliche Behandlung Beschäftigter innerhalb eines Unternehmens muss ein Ende haben. Das ist den eigenen Beschäftigten gegenüber unfair und eines Stahlkonzerns dieser Größenordnung unwürdig", sagte  Stefanie Jahn, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Oranienburg und Potsdam. "Der Riva-Konzern sollte sich endlich auf seine gesellschaftliche und soziale Verantwortung besinnen und dieser  gerecht werden. Diese Aktion hier ist so groß und beeindruckend, das können die Verantwortlichen nicht übersehen."

Die IG Metall hat mehrfach ihre Bereitschaft bekundet, eine Lösung des Tarifkonflikts am Verhandlungstisch zu erzielen - bislang vergeblich. "Hinter diesen Werktoren sitzen die Verantwortlichen, die Euch Euren gerechten Lohn, faire Arbeitsbedingungen und Euch und Euren Familien ein gutes Leben verweigern", erklärte Marika Höhn, Tarifsekretärin des IG Metall-Bezirks Berlin-Brandenburg-Sachsen. "Solche Sitten lassen wir nicht durchgehen. Die Zeiten von Willkür und Gutsherrenart sind längst vorbei. Wir lassen die Arbeitgeber nicht aus ihrer Verantwortung und mit ihrer Verweigerungsstrategie lassen wir sie nicht durchkommen!" Sie versicherte den Kolleginnen und Kollegen aus Horath und Trier, dass mehr als zwei Millionen Metallerinnen und Metaller an ihrer Seite stehen und sie bei ihrem Kampf um einen Tarifvertrag unterstützen.

Thomas Albrecht, Betriebsrat von B.E.S., der sich mit 75 Beschäftigten von B.E.S. in Brandenburg an dem Solidaritätsstreik beteiligte, erklärte: "Wir müssen die Abwärtsspirale stoppen." Und speziell an die Adresse der italienischen Eigentümer richtete er die Worte: "Wahrscheinlich gibt es kein italienisches Wort für Wertschätzung."

Mehr Infos: www.igmetall-riva.de

 

Berichterstattung
Märkische Oderzeitung, 28.6. 2019

Märkische Allgemeine, 28.6.2019

rbb, Brandenburg Aktuell, 28.6.2919

 

Von: kk

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