Warnstreik bei Alstom/Bombardier in Hennigsdorf

„Wenn die Arbeitgeber ihre Blockadehaltung nicht aufgeben, wird das nicht der letzte Warnstreik gewesen sein.“

04.03.2021 | Am Donnerstagvormittag des 4. März traten die Metallerinnen und Metaller von Alstom –ehemals Bombardier Transportation – in Hennigsdorf in einen anderthalbstündigen Warnstreik. Rund 200 Beschäftigte versammelten sich vor dem Haupttor ihres Werks. Ihre klare Botschaft: Zusammenstehen geht auch auf Distanz. Gemeinsam demonstrierten sie ihre Unterstützung für die Forderungen der IG Metall in der laufenden Tarifrunde: Beschäftigungssicherung und Zukunftstarifverträge.

Rund 200 Kolleginnen und Kollegen beteiligten sich am Warnstreik bei Alstom in Hennigsdorf. - Fotos: Volker Wartmann

Die Forderungen der Beschäftigten sind unmissverständlich.

Unverzichtbar: Frauenpower beim Warnstreik.

IG Metall-Vertrauensfrau Sabine Pesch fordert, das bei der Planung für die Zukunft "die Fachkräfte mit am Tisch sitzen müssen".

Die Kolleginnen und Kollegen hielten die gegebenen Abstandsregeln vorbildlich ein.

Stefanie Jahn, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Oranienburg-Potsdam, erläutert dem Fernsehteam des RBB die Forderungen der Gewerkschaft.

Warnstreik heißt nicht, dass nicht auch gelacht werden darf.

Der Betriebsratsvorsitzende Volkmar Pohl stellte klar: "Wir wollen unseren Anteil haben."

Anne Borchelt, Gewerkschaftssekretärin der IG Metall Oranienburg-Potsdam, erläuterte den Kolleginnen und Kollegen zu Beginn ihrer Rede das AHA-Konzept der Gewerkschaft: „Abstand – Hygiene – Arbeitskampf.“ Sie schilderte den Kolleginnen und Kollegen, dass die Arbeitgeber die Beschäftigungssicherung zwar nutzen wollten, aber bisher nicht bereit seien, ihren Beitrag zu Beschäftigungssicherung zu leisten. „Wenn die Arbeitgeber ihre Blockadehaltung nicht aufgeben, wird das hier heute nicht der letzte Warnstreik in dieser Tarifrunde gewesen sein“, kündigte Anne Borchelt an.

„Wir bieten den Arbeitgebern kreative und konstruktive Konzepte an und wollen gemeinsam mit ihnen die Zukunft gestalten“, sagte Stefanie Jahn, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Oranienburg. „Darauf zielen unsere Forderungen in den Tarifrunden. Die Arbeitgeber hingegen wünschen sich einen sogenannten Tarifvertrag 2.0. Das heißt, sie wollen, wenn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht so gut sind, automatische Entgeltkürzungen zum Beispiel beim Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Das stellt wichtige tarifliche Errungenschaften in Frage. Was die Arbeitgeber als Tarifvertrag 2.0 bezeichnen, das ist die Steinzeit und für uns niemals akzeptabel!“

Jahn gab den Kolleginnen und Kollegen weitere Einblicke in die Tarifverhandlungen. „Die Arbeitgeber sagen, sie seien nicht bereit, ein Sonderopfer Ost für die Beschäftigten zu bringen“, so Jahn. „Das ist eine bodenlose Frechheit. Es sind doch die Beschäftigten in Ostdeutschland, die seit 30 Jahren durch ihre Mehrarbeit ein Sonderopfer Ost gebracht haben und viele Jahre umsonst für den Arbeitgeber gearbeitet haben. Die Arbeitszeitmauer muss mehr als 30 Jahre nach der Wende jetzt endlich fallen.“

Der Betriebsratsvorsitzende Volkmar Pohl sendete solidarische Grüße an „alle Metallerinnen und Metaller in der Republik“ und sagte: „Es kann nicht sein, dass sich Manager in schlechten Zeiten Prämien in die Tasche stecken, aber wir nichts abbekommen. Wir müssen uns jetzt hinstellen und klarmachen: Wir wollen unseren Anteil haben.“

Von den IG Metall-Vertrauensleuten sprach Sabine Pesch zu den Versammelten und stellte klar: „Eine vernünftige Planung für unsere Zukunft bei Alstom und hier im Werk kann nur gelingen, wenn die Fachkräfte mit an den Tisch geholt werden.“

Karl Böhme, Mitglied der Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV), unterstrich die Forderung der IG Metall nach der unbefristeten Übernahme aller Ausgebildeten, welche die Arbeitgeber auch in Frage stellen. Böhm sagte: „Das, was die Auszubildenden hier alles leisten, soll nach der Ausbildung auch entsprechend belohnt und entlohnt werden.“

Die IG Metall fordert für die rund 290.000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in Berlin, Brandenburg und Sachsen in der aktuellen Tarifrunde ein Volumen von vier Prozent, das optional für eine Entgelterhöhung oder zur Beschäftigungssicherung eingesetzt werden kann, sowie einen tariflichen Rahmen für betriebliche Zukunftstarifverträge. Zudem soll die Verbesserung der Übernahme der Auszubildenden sowie die Einbeziehung der dual Studierenden in den Tarifvertrag geregelt werden. Außerdem fordert die IG Metall im Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen ein Tarifliches Angleichungsgeld, um endlich erste Schritte in der Angleichung Ost voran zu kommen.

 

Von: vw

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