24-Stunden-Warnstreik bei Mahle in Wustermark

„Wenn die Arbeitgeber ihre Blockadehaltung nicht aufgeben, wird es weitere 24-Stunden-Warnstreiks geben.“

21.04.2021 | Mit dem Beginn der Frühschicht um 6.00 Uhr starteten die Kolleginnen und Kollegen bei Mahle in Wustermark am Mittwoch, 21. April, ihren ersten 24-Stunden-Warnstreik in der diesjährigen Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie. Ihre Botschaft in Richtung Arbeitgeber ist klar und unmissverständlich: „Wir wollen die Angleichung Ost jetzt. Sie ist längst überfällig.“

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben: Die Kolleginnen und Kollegen bei Mahle in Wustermark begannen am Mittwoch, 21. April, um 6.00 Uhr mit ihrem ersten 24-Stunden-Warnstreik. - Fotos: Volker Wartmann

Bei schönstem Frühlingswetter appellierte Stefanie Jahn, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Oranienburg-Potsdam, an die Arbeitgeber, ihre Blockadehaltung endlich aufzugeben.

Aline Baumann, stellvertretende Betriebsratsvorsitzende, stellte klar: "Wir sind kampfbereit."

Die Metallerinnen und Metaller bei Mahle demonstrieren Geschlossenheit.

Maik Gawantka, Leiter der IG Metall-Vertrauensleute bei Mahle, betont: "Wir kommen noch öfter raus, wenn es nötig ist."

Auch der Wettergott war an diesem Tag auf der Seite der Warnstreikenden.

Von nüscht kommt nüscht ...

Stefanie Jahn erklärt dem RBB, warum die Angleichung Ost längst überfällig ist.

Die Belegschaft von Mahle steht geschlossen hinter den Forderungen der IG Metall.

Feuer und Flamme für die Angleichung Ost.

Mit Abstand und Maske: Warnstreik geht auch in Coronazeiten.

Einfach stark: Die Metallerinnen bei Mahle.

Die Mahle-Belegschaft konnte gut gestärkt in den Warnstreiktag starten. Einige Kolleginnen und Kollegen von Jungheinrich in Velten hatten außer solidarischen Grüßen auch belegte Brötchen und Kaffee mitgebracht, die auch mit coronakonformem Abstand mundeten.

„Es ist eine Unverschämtheit von den Arbeitgebern, seit Dezember jegliche Gespräche mit uns zur Angleichung Ost zu verweigern“, sagte Stefanie Jahn, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Oranienburg. „Ihr verdient hier 8,5 Prozent weniger als eure Kolleginnen und Kollegen im Westen, die für das gleiche Unternehmen arbeiten. Es kann nicht sein, dass die Spardose Ost weiter aufrechterhalten werden soll.“ Es sei nicht akzeptabel, dass es mehr als 30 Jahre nach der Wende noch immer eine Arbeitszeitmauer zwischen Ost und West gebe, so Jahn. „Diese Situation kann man keinem normalen Menschen vermitteln, nicht den Älteren – und schon gar nicht den Jüngeren. Darum muss mit der Arbeitszeitmauer jetzt endlich Schluss sein“, sagte Jahn unter dem Applaus der Kolleginnen und Kollegen.

In Richtung Arbeitgeber sandte Stefanie Jahn ein unmissverständliches Signal. „Wir fordern die Arbeitgeber eindringlich auf, ihre Blockadehaltung aufzugeben. Wir hoffen, dass die Arbeitgeber jetzt endlich bereit sind, konstruktiv mit uns zu verhandeln und erste Schritte Richtung Angleichung zu gehen“, sagte Jahn. „Wenn die Arbeitgeber ihre Blockadehaltung nicht aufgeben, wird es weitere 24-Stunden-Warnstreiks geben. Wir wollen Lösungen! Wir werden so lange weiterkämpfen, bis wir eine Lösung erreicht haben, die uns zufriedenstellt.“

Aline Baumann, stellvertretende Betriebsratsvorsitzende bei Mahle in Wustermark, sagte: „Die Stimmung in der Belegschaft ist aufgewühlt und aufgebracht. Wir sind hier bei Mahle sehr gut organisiert, dadurch ist der Zusammenhalt unter den Kolleginnen und Kollegen extrem gut. Wir sind kampfbereit, die Angleichung Ost endlich durchzukriegen. Wir sind sehr ausdauernd und kämpfen weiter, bis wir unser Ziel erreicht haben.“ Die jungen Leute hätten prinzipiell überhaupt keine Mauer mehr in ihren Köpfen, so Baumann. „Die Mauer merken sie erst, wenn es um Entgelt und Arbeitszeit geht“, sagte Baumann.

„Die Stimmung der Belegschaft war letzte Woche nach dem abgesagten Warnstreik infolge des Urteils des Arbeitsgerichts Leipzig erstmal im Keller“, erläuterte Maik Gawantka, Leiter der IG Metall-Vertrauensleute bei Mahle in Wustermark. Es herrschte kurzzeitig Resignation, so Gawantka. „Jetzt, wo dieses Urteil kassiert ist und Streiks wieder möglich sind, müssen wir noch mehr kämpfen, damit wir das Thema Angleichung Ost endlich in Sack und Tüten kriegen“, sagte Gawantka. „Es ist auch ermutigend, dass Kolleginnen und Kollegen von zahlreichen Mahle-Standorten in Westdeutschland ihre Solidarität mit uns bekundet haben.“ Maik Gawantka stellt klar: „Die Entschlossenheit der Kolleginnen und Kollegen ist sehr groß. Wir sind motiviert, noch öfter zum Streik rauszukommen, wenn es nötig ist.“

Forderungen der IG Metall
Die IG Metall fordert ein Volumen von 4 Prozent für Entgelterhöhungen oder zur Beschäftigungssicherung. Außerdem geht es um Zukunftstarifverträge, um die Transformation zu gestalten, und tariflich verbesserte Übernahmeregeln für Ausgebildete.

Dazu fordert die IG Metall im Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen für die rund 290.000 Beschäftigten (110.000 in Berlin-Brandenburg und 180.000 in Sachsen) ein Tarifliches Angleichungsgeld, damit 30 Jahre nach der Wiedervereinigung endlich Schluss ist mit der Ungleichbehandlung der Beschäftigten in Ost und West.

„Die IG Metall hat die Forderung nach dem Tariflichen Angleichungsgeld im Rahmen ihrer Gesamtstrategie bewusst nur in Berlin-Brandenburg und Sachsen aufgestellt. Daher sind die jetzt erfolgenden Pilotübernahmen in anderen Tarifgebieten keine Referenz“, sagt Birgit Dietze, Verhandlungsführerin und Bezirksleiterin der IG Metall in Berlin-Brandenburg-Sachsen. „Das von den Arbeitgebern auch in der vierten Tarifverhandlung in Sachsen wiederholte Nein zum Tariflichen Angleichungsgeld befördert die in den Belegschaften bereits bestehende Empörung.“

 

Von: vw

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