Warnstreik bei Airbus Defense and Space in Potsdam

„Wenn die Arbeitgeber nicht zeitnah ein ordentliches Angebot vorlegen, sind wir auch zu mehr bereit!“

09.11.2022 | Nahezu die gesamte Belegschaft der Airbus Defense and Space GmbH in Potsdam hat am Mittwochvormittag, 9. November, für zwei Stunden die Arbeit niedergelegt. Die Kolleginnen und Kollegen versammelten sich zwischen 10 und 12 Uhr zu einem Warnstreik vor ihren Büros auf dem Platz der Einheit und machten unmissverständlich klar, dass sie geschlossen hinter der Forderung der IG Metall stehen.

Die Belegschaft bei Airbus Defense and Space versammelte sich zu ihrem Warnstreik auf dem Platz der Einheit. - Fotos: Volker Wartmann

Nico Faupel von der IG Metall Oranienburg und Potsdam begrüßte die Warnstreikenden und lud sie zu Würstchen und Buletten ein, getreu dem Motto: "Ohne Mampf kein Kampf."

Stefanie Jahn, Geschäftsführerin der IG Metall Oranienburg und Potsdam, schilderte den bisherigen Verlauf der Tarifverhandlungen.

Die Kolleginnen und Kollegen hören aufmerksam zu.

Betriebsrat Florian Rockel (links), Betriebsrätin Kerstin Döhler (Mitte) und Betriebsrat Sebastian Wendland (rechts)(alle in gelben Westen) können sich der Unterstützung durch die Gewerkschaft sicher sein.

Christian Traeger (links) und Reinhard Porazik (rechts) vom DGB Westbrandenburg überbrachten den Warnstreikenden solidarische Grüße.

Die Kollegen bei Airbus in Potsdam stehen geschlossen hinter der Tarifforderung der IG Metall.

Hat jederzeit ein offenes Ohr für die Fragen und Anliegen der Kolleginnen und Kollegen: Stefanie Jahn (links), Geschäftsführerin der IG Metall Oranienburg und Potsdam.

Eine Selbstverständlichkeit bei der IG Metall: generationenübergreifende Zusammenarbeit.

Warnstreik und gute Laune sind kein Widerspruch.

Die Gewerkschaft fordert in der aktuellen Tarifrunde nach mehr als vier Jahren Pause endlich wieder eine tabellenwirksame Lohnerhöhung für die Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie: acht Prozent.

„Angesicht der drohenden Warnstreiks hatten wir uns von den Arbeitgebern in der letzten Verhandlung vor Ende der Friedenspflicht erhofft, dass sie sich auf uns zubewegen“, sagte Stefanie Jahn, Geschäftsführerin der IG Metall Oranienburg und Potsdam. „Sie haben es leider nicht getan. Stattdessen haben sie nur über ihre Sorgen und die hohen Preissteigerungen gejammert. Aber die Situation ist doch für jeden einzelnen von euch viel schlimmer. Darum ist es jetzt gerecht, fair und absolut notwendig, dass die Arbeitgeber jetzt endlich acht Prozent auf den Tisch legen.“

Jahn erläuterte auch, warum die IG Metall unmittelbar nach Ende der Friedenspflicht zu ersten Warnstreiks aufgerufen hat. „Das Verhalten der Arbeitgeber und ihr sogenanntes Angebot, das sie in der dritten Verhandlung in dieser Tarifrunde auf den Tisch gelegt haben, war mehr als enttäuschend“, sagte Stefanie Jahn. „Sie bieten uns 3.000 Euro in den kommenden zweieinhalb Jahren als Inflationsausgleichsprämie an. Aber dieses Angebot ist mehr als vage und sehr unkonkret. Nicht nur, dass die Arbeitgeber uns nicht einmal sagen können, wann und wie sie die Zahlung von 3.000 Euro umzusetzen gedenken – nein, sie haben ihr Angebot auch noch an unsägliche Bedingungen geknüpft und wollen unmögliche Zugeständnisse von euch haben: Sie verlangen von uns, der IG Metall, dass wir die Tarifverträge öffnen und auf tarifliche Leistungen verzichten. So möchten die Arbeitgeber zum Beispiel das Weihnachtsgeld in Absprache mit dem Betriebsrat kürzen können, wenn ihnen danach ist. Oder von euch verlangen können, dass ihr auf tarifliche Leistungen wie beispielsweise den T-ZUG verzichtet, wenn es dem Unternehmen nicht so gut geht.“

Angesichts dieser unverschämten Forderungen der Arbeitgeberseite habe es der IG Metall gereicht, so Jahn. „Darum sind wir gleich nach Ende der Friedenspflicht in die Warnstreiks gegangen, um den Druck auf die Arbeitgeber spürbar zu erhöhen“, so Jahn. „Nicht nur das sogenannte Angebot an sich ist inakzeptabel, sondern auch die von den Arbeitgebern gewünschte, viel zu lange Laufzeit von zweieinhalb Jahren.“

Jahn stellte klar: „Es ist an der Zeit, dass die Arbeitgeber endlich honorieren, was die Beschäftigten in den vergangenen, schwierigen Jahren geleistet haben. Sie sollen die acht Prozent jetzt rausrücken, ohne Wenn und Aber. Unsere Forderung ist bereits ein gut abgewogener Kompromiss.“ Jahn appellierte an die Kolleginnen und Kollegen: „Wir müssen jetzt dranbleiben. Wir sind hier in Brandenburg in der Lage, auch 24-Stunden-Warnstreik durchzuführen. Das haben wir schon bewiesen.“

Reinhard Porazik vom DGB Westbrandenburg überbrachte den Warnstreikenden solidarische Grüße. „Die Kolleginnen und Kollegen aus allen Gewerkschaften unter dem Dach des DGB stehen an eurer Seite“, sagte Porazik. „Ihr seid stark. Egal, wo der Zug in diesen schwierigen Zeiten hinfährt, es darf nicht alles auf den Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden.“

„Die Belegschaft ist heute in voller Stärke zum Warnstreik vor die Tür gekommen, weil sie geschlossen hinter der Tarifforderung der IG Metall steht“, unterstrich auch Metaller und Betriebsrat Florian Rockel. „Wenn die Arbeitgeber nicht zeitnah ein ordentliches Angebot vorlegen, sind wir auch zu mehr bereit!“

Zum Hintergrund: Die IG Metall fordert in der diesjährigen Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie eine Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen um acht Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Arbeitgeber bieten bisher lediglich eine Einmalzahlung von 3000 Euro bei einer Laufzeit von 30 Monaten. Der einmalige Betrag müsste also bis weit hinein ins Jahr 2025 reichen. Eine Erhöhung der Monatslöhne stellen die Arbeitgeber nur vage in Aussicht, nennen keine Prozente und nicht einmal ein Datum. Zudem wollen eine Öffnung der Tarifverträge und Sonderzahlungen je nach Kassenlage in einzelnen Betrieben kürzen können.

 

Von: vw

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