Gemeinsame Delegiertenversammlung

Zahlreiche Herausforderungen für die IG Metall Oranienburg-Potsdam auch im kommenden Jahr

15.12.2023 | Ein pickepackevolles Programm hatten die Teilnehmenden an der gemeinsamen Delegiertenversammlung der Geschäftsstellen Oranienburg und Potsdam am 14. Dezember in Potsdam zu bewältigen. Wesentliche Themen waren unter anderem die Zukunftsperspektive des IG Metall-Bezirks Berlin-Brandenburg-Sachsen, die aktuelle Situation in zahlreichen Betrieben im Einzugsbereich der IG Metall Oranienburg-Potsdam, die Vorstellung einer neuen Umfrage-App zur Mitgliedergewinnung und die anstehenden Organisationswahlen.

Die gemeinsame Delegiertenversammlung der IG Metall-Geschäftsstellen Oranienburg und Potsdam am 14. Dezember in Potsdam war gut besucht. - Fotos: Volker Wartmann

Zu Beginn der Veranstaltung stellte sich Dirk Schulze, seit Juni 2023 Bezirksleiter des IG Metall-Bezirks Berlin-Brandenburg-Sachsen, den Delegierten vor.

Die Delegierten hören aufmerksam zu.

Stefanie Jahn, Geschäftsführerin der IG Metall Oranienburg-Potsdam, stellte die Geschäftsberichte beider Geschäftsstellen vor.

Die Delegierten stimmten über mehrere Anträge ab.

Sven Hutengs, Betriebsratsvorsitzender bei Heidelberger Druckmaschinen in Brandenburg an der Havel, moderierte die vierstündige Veranstaltung souverän.

Marlene Wolfering stellte den Anwesenden eine neue Ansprache-App zur einer effektiveren Mitgliedergewinnung vor.

Die intensive vierstündige Sitzung verlangte von den Anwesenden einiges an Ausdauer.

Stefanie Jahn wird sich im März 2024 erneut als Erste Bevollmächtigte zur Wahl stellen.

Die IG Metall ist eine demokratische Mitmachgewerkschaft.

Zu Beginn der Veranstaltung stellte sich Dirk Schulze, der neue Bezirksleiter des IG Metall-Bezirks Berlin-Brandenburg-Sachsen, den Delegierten vor. Der 52-Jährige ist seit Juni 2023 in seinem neuen Amt. Zuvor war er als Geschäftsführer der IG Metall-Geschäftsstelle Hannover tätig.

Für den Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen prognostizierte Schulze große Zukunfts- und Innovationschancen. In und um Dresden befinde sich mit dem Silicon Saxony der größte Halbleiter- und Mikrochip-Standort Europas, so Schulze: "Hier gilt es, die Chancenpotentiale für die IG Metall zu heben."

In der Transformation in der Automobilindustrie hin zur E-Mobilität sieht Schulze weitere große Potentiale für den Bezirk. Er verwies auf die VW-Werke in Zwickau, Chemnitz und Dresden, das Porsche- und das BMW-Werk-in Leipzig und auf die Mercedes-Werke in Berlin und Ludwigsfelde. Und selbstverständlich auf das neue Tesla-Werke in Grünheide. "Tesla ist ein gewerkschaftsfeindliches Unternehmen. Wir müssen diesen Betrieb als IG Metall unbedingt knacken. Wenn wir Tesla langfristig als tariflosen Betrieb akzeptieren, rutscht schlimmstenfalls auch alles andere nach unten. Das dürfen wir nicht zulassen", so Schulze. "Noch sind wir bei Tesla nicht kampffähig. Aber wir sind auf einem guten Weg", sagte Schulze. Große Hoffnung setzt er auf die Betriebswahlen bei Tesla im Frühjahr 2024: "Wenn wir bei den anstehenden Betriebsratswahlen mit unseren Aktiven punkten, können wir bei Tesla künftig deutlich mehr machen."

Schulze unterstrich, dass sich die IG Metall aktiv in den Landtagswahlkampf in Brandenburg im kommenden Jahr einbringen werde. "Um den Fachkräftemangel in Brandenburg zu bekämpfen, müssen alle Potentiale gehoben und besonders die Aus- und Weiterbildung gefördert werden", so Schulze. "Brandenburg muss ein weltoffenes und einwanderungsfreundliches Land bleiben."

Stefanie Jahn, Geschäftsführerin der IG Metall Oranienburg-Potsdam, berichtete den Delegierten vom 25. Ordentlichen Gewerkschaftstag der IG Metall in Frankfurt im Oktober. Der größte Aufreger des Gewerkschaftstages sei die Diskussion eines Ergänzungsantrages für den Abschluss eines Tarifvertrages zu einer Alterssicherung gewesen, so Jahn. Letztendlich stimmte der Großteil der Delegierten mit "Nein" zur Einführung einer unsicheren Vorsorge auf Aktienbasis ohne jegliche Arbeitgeberhaftung. "Damit sind tarifvertragliche Betriebsrentensysteme auf Basis einer reinen Beitragszusage, somit auch das Sozialpartnermodell, ausgeschlossen", so Jahn.

Seit vielen Jahren steht eine klare Haltung gegen Rechts für Stefanie Jahn ganz oben auf der Agenda. "Der Kampf gegen rechtsextreme Kräfte im Betrieb, in der Gesellschaft und in der Politik ist ein Kernanliegen der IG Metall", betonte Jahn. "Die aktuellen Wahlergebnisse und Umfragewerte der AfD mahnen uns, unsere Aktivitäten gegen den Rechtsextremismus noch weiter zu verstärken."

Aus diesem Grund hat die IG Metall Oranienburg-Potsdam im ersten Halbjahr 2024 vor den Landtagswahlen in Brandenburg die Veranstaltungsreihe "Demokratie bewahren" organsiert:

22. Januar 2024: Teil 1: "Demokratie ist vielfältig und findet im Großen wie im Kleinen statt", IG Metall-Bildungszentrum Berlin-Pichelssee

8. März 2024: Teil 2: "(Geschlechter)Rolle rückwärts"

2. Mai: Teil 3: ""alternative" Arbeiterpartei?"

Juni 2024: Teil 4: "Uns hätten sie damals auch mitgenommen!" - Exkursion in die Gedenkstätte Sachsenhausen

Juli 2024 Teil 5: "Uns gehört die Zukunft, oder?"

Stefanie Jahn warb um eine zahlreiche Teilnahme an den Veranstaltungen sowie darum, dass die Delegierten diese Themen auch in ihre Betriebe tragen.

Anschießend schilderte Jahn die aktuelle Situation in zahlreichen Unternehmen in der Region: So legten in der aktuellen Tarifrunde Stahl die Beschäftigten im Elektrostahlwerk in Brandenburg an der Havel (B.E.S.) am 1. Dezember direkt nach Ende der Friedenspflicht ab fünf Uhr in der Früh für drei Stunden die Arbeit nieder.

Bei Hellmers in Wittstock/Dosse hat die IG Metall den Entgelttarifvertrag zum Ende des Jahres 2023 gekündigt. Die Belegschaft will im kommenden Jahr ein deutlich höheres Entgelt, die Arbeitszeit und die Angleichung an den Mutterkonzern in Nordrhein-Westfalen. Noch liegen die Verhandlungsparteien in ihren Positionen weit auseinander. Mit einer aktiven Mittagspause am 12. Oktober hat die Belegschaft bereits ein deutliches Signal Richtung Arbeitgeber gesendet.

Bei Diehl in Zehdenick laufen die Vorbereitungen der Tarifrunde im kommenden Jahr. Durch die direkte Ansprache der Beschäftigten im Betrieb während der Arbeitszeit bei zwei "Blitz"-Aktionen (Betriebsrundgänge mit 1:1-Gesprächen) am 14. November und 12. Dezember konnte die IG Metall bei Diehl in kurzer Zeit rund 70 neue Mitglieder gewinnen.

Im Autohaus Sternagel in Potsdam konnte die IG Metall ein Verhandlungsergebnis mit einer Entgelterhöhung um 10,6 Prozent in zwei Schritten für 15 Monate für die Beschäftigten erzielen. Dieses Ergebnis steht kurz vor Unterschrift.

Bei Ohst Medizintechnik in Rathenow und HSN in Nauen nahmen zahlreiche Beschäftigte an aktiven Mittagspausen teil, zu denen die IG Metall Oranienburg-Potsdam aufgerufen hatte. Bei Ohst fordern die Beschäftigten von ihrem Arbeitgeber, die versprochene Inflationsausgleichsprämie endlich zu zahlen. Bei HSN, dem konzerninternen Logistiker von BSH, wird in absehbarer Zeit der Eintritt in Tarifverhandlungen vorbereitet.

Anschließend war der interne Zielbildungsprozess bei ZF in Brandenburg an der Havel Thema. Bei ZF fertigen die Beschäftigten derzeit noch Getriebe für Porsche. Damit wird demnächst Schluss sein. In dem internen Zielbildungsprozess wollen Arbeitgeber, Betriebsrat, Vertrauensleute, Beschäftigte und die IG Metall mit Hilfe externer Projektpartner gemeinsam und auf Augenhöhe in Workshops Schritt für Schritt herausarbeiten, welche Produkte zukünftig am Standort in Brandenburg gefertigt werden könnten, um den Standort und die Arbeitsplätze dort zu erhalten.

Kommunikationsexpertin Marlene Wolfering vom Team Ben Stotz stellte den Delegierten anschließend eine Ansprache-App für das Smartphone vor, mit der die IG Metall Oranienburg-Potsdam seit mehreren Monaten - erfolgreich - arbeitet. Mit Hilfe dieser Ansprache-App können auch ehrenamtliche Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter ihre Kolleginnen und Kollegen ansprechen und mit ihnen eine Befragung durchführen, eine Petition unterschreiben lassen oder sie digital als Mitglied aufnehmen.

"Die App ist eine sehr effektive Methode, mögliche neue Mitglieder anzusprechen und zu gewinnen", so Marlene Wolfering. Für einem kleinen Praxisversuch forderte Wolfering die Delegierten auf, einen auf den Tischen liegenden QR-Code zu scannen und die App anschließend erstmals zu testen. Wolfering: "Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass die App zur Mitgliedergewinnung ziemlich gut funktioniert."

Nach einer kurzen Pause kam die Zeit der Anträge und Abstimmungen. Als erstes stellte Stefanie Jahn die neuen Ortsstatute für die IG Metall-Geschäftsstellen Oranienburg und Potsdam vor. So soll die Zahl der Delegierten in Potsdam von 44 auf 42 Delegierte gesenkt werden, in Oranienburg von 43 auf 37. "Es sind zum Beispiel weniger Senioren in den Delegiertenversammlungen absehbar", so Jahn. "Durch die Reduzierung soll die Beschlussfähigkeit für die kommenden vier Jahre sichergestellt werden."

Die Wahlkreise für die anstehenden Organisationswahlen in Oranienburg und Potsdam hat die Gewerkschaft umstrukturiert. So gibt es künftig in Oranienburg und Potsdam je drei Wahlkreise. "Die Anzahl der Delegierten soll sich danach richten, wie viele Mitglieder in dem Wahlkreis leben", erläuterte Jahn. "Ziel ist, möglichst eine große Vielfalt der Betriebe sowie auch Senioren und Erwerbslose für einen guten Austausch und gegenseitige Unterstützung abzubilden. Das bedeutet, dass eine gute Mischung in jedem Wahlkreis angestrebt wird."

Für die Periode der Organisationswahlen von 2024 bis 2027 schlug Stefanie Jahn nach vorheriger Absprache mit beiden Ortsvorständen vor, dass die Delegiertenversammlungen der beiden Geschäftsstellen 2024 für die kommende Wahlperiode eine gemeinsame Geschäftsführung aus einer/einem ersten Bevollmächtigten und Kassierer/in und einer/einem zweiten hauptamtlichen Bevollmächtigten wählen. "Diese Sonderregelung soll der Personalentwicklung und Nachfolgeplanung dienen", erläuterte Jahn. "Nach dann zwölf Jahren als erste Bevollmächtigte möchte ich mich 2028 ins zweite Glied zurückziehen. Dann soll eine Jüngere beziehungsweise ein Jüngerer mit neuen Ideen die Führung übernehmen. In den kommenden vier Jahren soll sie oder er die Möglichkeit haben, sich ausführlich und intensiv in die dann bevorstehenden Aufgaben als Geschäftsführerin beziehungsweise Geschäftsführer einzuarbeiten."

Nach einer teils kontroversen Diskussion stimmten die Delegierten über die Änderungsanträge ab: Die Delegierten stimmten den meisten Anträgen mit überwältigender Mehrheit zu, nicht wenigen sogar einstimmig.

Zum Abschluss der Veranstaltung nach vier intensiven Stunden wünschte Stefanie Jahn den Delegierten und ihren Familien und Freunden eine schöne Weihnachtszeit und alles Gute für das neue Jahr.

 

Termine 2024 – bitte unbedingt vormerken!

Konstituierende Delegiertenversammlungen:

19 März 2024: IG Metall-Geschäftsstelle Potsdam

20. März 2024: IG Metall-Geschäftsstelle Oranienburg

Gemeinsame Delegiertenversammlungen der IG Metall-Geschäftsstellen Oranienburg und Potsdam:

13. Juni 2024: Stadtclubhaus Hennigsdorf

4. Dezember 2024: Hotel Mercure in Potsdam

Weitere Delegiertenversammlungen:

17. September 2024: IG Metall-Geschäftsstelle Potsdam

18. September 2024: IG Metall-Geschäftsstelle Oranienburg

 

Von: vw

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